Ein ausführliches Interview, das Bayerns Stürmerstar Robert Lewandowski dem "Spiegel" gegeben hat, schlägt hohe Wellen, und zwar außerhalb, vor allem aber im inneren Zirkel des deutschen Vorzeige-Klubs. Der Pole hatte in dem Gespräch unter anderem die Transferpolitik des FC Bayern kritisiert und damit die Klubführung schwer irritiert. Eine scharfe Reaktion von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ließ nicht lange auf sich warten. Auf die Niederlage gegen Hoffenheim folgte somit ein veritabler Wirbel.

Lewandowski hatte gemeint, der FC Bayern müsse "sich etwas einfallen lassen und kreativ sein, wenn der Verein weiter Weltklassespieler nach München lotsen will. Und wenn man ganz vorne mitspielen will, braucht man die Qualität dieser Spieler." Als besonders schwerwiegend betrachtet Rummenigge die Äußerung, dass der Klub "nie mehr als rund 40 Millionen an Ablösesummen für einen Spieler bezahlt" habe, das sei im internationalen Fußball "längst eine Summe, die eher Durchschnitt als Spitzenwert ist".

Damit hat sich der Top-Goalgetter aber nun gewaltige Probleme aufgehalst. Der "Bild"-Zeitung gegenüber wurde Rummenigge besonders deutlich. "Wer öffentlich den Trainer, den Verein oder die Mitspieler kritisiert, kriegt ab sofort Stress mit mir", erklärte Rummenigge. "Ich weiß schon, wie man Spieler zur Räson bringt."

Auch Müller wird gerügt

Er sei zwar ein Freund von Demokratie und Meinungsfreiheit, "aber bei uns wird derzeit zu schlau dahergeredet statt sich auf das Fußballspielen zu konzentrieren. Es darf nicht vereinsschädigend sein". so der Vereinsboss weiter. Gleichzeitig knöpfte er sich auch Thomas Müller vor, der schon vor zwei Wochen Trainer Carlo Ancelotti indirekt verbal attackiert hatte.

"Ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will. Meine sind scheinbar nicht 100-prozentig gefragt", so der Bayer, der unter dem Italiener kein Einserleiberl mehr hat. Wer aber den Trainer öffentlich kritisiert, bekommt es mit dem Chef zu tun. "Was Thomas Müller in Bremen gesagt hat, war auch nicht okay. Wir brauchen wieder mehr Effizienz und Ernsthaftigkeit", meinte Rummenigge.

Lewandowski habe sich laut Rummenigge "offenbar von dern Paris-Transfers irrittieren lassen. Er ist bei uns als Fußballer angestellt und verdient dafür sein Geld", erklärte der Klubchef. Der 29-jährige Pole gilt für die Vorstandsetage als Wiederholungstäter, denn er hatte schon zuvor seinem Unmut freie Bahn verschafft und die Asien-Reise des FC Bayern in Frage gestellt.

Die Aufregung kommt für den Klub nicht gerade günstig, denn am Dienstag startet die Gruppenphase der Champions League. Allerdings dürfte der erste Gegner dem deutschen Serienmeister keine allzu großen Probleme bereiten, denn Gast in der Allianz-Arena ist der RSC Anderlecht.