Sie stehen mit dem 1. FC Köln nach dem 0:0 gegen Hoffenheim auf Rang neun. Sind Sie zufrieden nach elf Runden?
PETER STÖGER: Wir sind einigermaßen gut in die Saison gestartet. Mit einigen Spielen, die in Ordnung waren, einigen glücklichen Punkten und einigen Spielen, in denen es nicht notwendig war, zu verlieren. Die Punkteanzahl ist ein Spiegelbild, was die Saison bislang so hergegeben hat.

Immer ist vom Duo Peter Stöger und Jörg Schmadtke (Anm. Geschäftsführer) die Rede, wenn es um Kölns Erfolgsfaktoren geht.
STÖGER: Wir gehen den Weg der kleinen Schritte ganz gut. Wir haben wenig richtig falsch gemacht und immer wieder giftige, richtig geile Mannschaften zusammengestellt. Natürlich müssen wir auch noch einige offene Rechnungen bezahlen. Das große Plus sind aber das gute Umfeld und die super Fans.

Sie sprechen die Fans an. Die Erwartungshaltung in Köln ist traditionell sehr hoch. Sie haben es geschafft, das in realistische Bahnen zu lenken. Inwiefern ist es angesichts der Erfolge gefährlich, dass sich das ändert?
STÖGER: Wir wollen uns realistische Ziele setzen und kommunizieren nur das. Der Großteil der Leute trägt das mit. Manchmal kommt es vor, dass man vor ein "paar" Jahren deutscher Meister war (Anm. 1978) und vergisst, dass dazwischen einige Abstiege waren. Aber wenn wir das nicht hätten, wäre auch das Stadion nicht immer voll. Wir haben in der 2. Bundesliga gegen Aue an einem Samstag um 13 Uhr 50.000 Zuschauer im Stadion gehabt. Da muss es eine außergewöhnliche Begeisterung geben mit Erwartungshaltung, sonst hast du nur 20.000. Das wollen wir nicht. Wir stellen uns lieber der Situation, falsch eingeschätzt zu werden.

Bekommt man es in der deutschen Bundesliga zu spüren, dass man aus Österreich kommt?
STÖGER: Ich habe vom Start weg nie etwas wahrgenommen, dass sie mich nicht für voll nehmen. Als Skilehrer bezeichnete mich eigentlich keiner (lacht).

Wie schwer tut sich ein Wiener mit der Sprache in Köln?
STÖGER: Ich versuche, mit den Spielern so zu reden, dass sie mich verstehen. Ich versuche, mich anzupassen. Einige Sachen habe ich nicht ablegen können.

Welche genau?
STÖGER: Dass der erste Pfosten die erste Stange ist, akzeptieren sie, seit ich erklärt habe, was ein Pfosten bei uns ist (lacht).

Rhetorisch wirken Sie profund.
STÖGER: Ich war ja zwischendurch auch als Trainer nicht gut genug in Österreich und habe für das Fernsehen arbeiten müssen. Da habe ich mir angeeignet, einigermaßen gerade Sätze zu sagen.

Wie geht es Philipp Hosiner?
STÖGER: Sehr gut. Er ist nicht zufrieden mit den Einsatzzeiten. Die Konkurrenz ist groß. Aber er ist voll integriert und auf dem Weg ganz nach oben. Philipp wird sich hier durchsetzen.

Sie haben an der Pokernacht von Stefan Raab teilgenommen und Platz sechs erreicht.
STÖGER: Das war klar zu wenig, weil nur sechs Leute dabei waren (lacht). Aber es hat Spaß gemacht. Jetzt habe ich es zu Hause auch nicht lustig. Als wir in Österreich waren, hat meine Freundin gerne die Stefan-Raab-Shows geschaut, aber ich lieber Poker. Wok-WM war nichts für mich. Deshalb habe ich gesagt, fahr du einmal mit dem Wok und ich geh pokern. Auf einmal sitzt sie wirklich im Wok, gewinnt das und ich komme beim Poker als Letzter heim. Da habe ich mir viel anhören müssen (lacht).

Verfolgen Sie noch den österreichischen Liga-Fußball?
STÖGER: Nach Hause geliefert wird dir der österreichische Fußball da nicht. Du musst dich bemühen, damit du alles bekommst. Ich informiere mich über die Austria und Wiener Neustadt.

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Wie sieht es mit dem GAK aus?
STÖGER: Natürlich auch. Ich habe sogar noch Kontakt zu Sektionsleiter Heinz Karner. Das interessiert mich mehr, als alle denken.

Und das ÖFB-Nationalteam?
STÖGER: Dort wird richtig gute Arbeit geleistet. Die Entwicklung der Mannschaft ist top. Ich bin froh, dass es so gekommen ist nach dem schwierigen Beginn.

Sie waren ja zu Beginn kein Befürworter von Marcel Koller.
STÖGER:Andreas Herzog hätte damals eine Chance verdient. Ich habe meine Gründe immer erklärt. In Österreich haben wir keinen gehabt, der in der deutschen Bundesliga tätig war wie Marcel Koller. Aber alle haben mir jahrelang erzählt, dass Österreich die beste Trainerausbildung hat. Wenn wir die haben, aber keinen für das Nationalteam, dann ist sie doch nicht so gut oder man vertraut den Leuten doch nicht. Das habe ich hinterfragt. Jetzt gibt es keinen, der sich nicht darüber freut, dass es so funktioniert. Ich bin froh, dass wir nach der 78er- und der 98er-Partie eine neue Truppe haben.

Sie waren Teil der 98er-Partie, die sich für die WM in Frankreich qualifiziert hat.
STÖGER: Aber die Mannschaft heute ist besser und kann noch viel besser werden. Wir waren damals am Ende, die meisten um die 30 Jahre. Wir waren nicht schlecht, haben aber viel Glück gebraucht und außergewöhnliche Tormannleistungen. Jetzt waren alle Spiele souverän.

Sie haben Ihr beliebtes Facebook-Konto gelöscht, was auf Kritik gestoßen ist.
STÖGER: Ich habe es früher gerne gemacht. Dann hat es mich verletzt und verärgert, dass ich und meine Spieler beschimpft worden sind. In zwei Sekunden habe ich 70.000 Freunde verloren, das kann nicht jeder von sich behaupten (lacht).

Haben Sie Zeit, um runterzukommen?
STÖGER: Die muss man sich nehmen. Angeboten wird sie nicht. An einem freien Tag in Ruhe frühstücken, das gönne ich mir.

Wie sieht es mit Sport aus?
STÖGER: Den mache ich viel zu wenig, ich bin leider zu faul. Wenn, dann Kaffeetrinken, Zeitunglesen und Spazieren, weil Laufen ist mir schon zu schnell.

Rad fahren?
STÖGER: Das ist noch viel ärger.

Und Schwimmen?
STÖGER: Auch nicht, Wasser nur unter der Dusche (lacht).

INTERVIEW: MICHAEL LORBER