Kaum war der Einzug ins Achtelfinale des deutschen Fußball-Pokals perfekt, haben die Dortmunder Fans ihre Mannschaft auf die nächste Mission eingestimmt. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, schallte es am Mittwochabend lautstark von der mächtigen Südtribüne. Mit breiter Brust durch den anhaltenden Aufwärtstrend empfängt Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr/live Sky) im Bundesliga-Klassiker den nach der Cup-Blamage angeschlagenen FC Bayern.
Die Münchner hatten in den vergangenen Tagen das Pokal-Aus gegen den Drittligisten Saarbrücken zu verarbeiten, am Selbstverständnis des Serienmeisters ändert das nichts. „Resignation haben wir überhaupt nicht. Wir haben eine tolle Serie in der Bundesliga und eine Mannschaft, der wir komplett vertrauen. Wir fahren nach Dortmund, um zu gewinnen. Eine Niederlage im DFB-Pokal spricht gegen das Grundgesetz des FC Bayern. Wir wollten es mit aller Macht vermeiden. Jetzt gilt es, eine Reaktion zu zeigen. Wir haben genug Qualität, Form und Spirit“, erklärte Trainer Thomas Tuchel.
Tuchel hat vor dem Duell der beiden noch ungeschlagenen Clubs aber einige Personalsorgen. Er muss den verletzten Matthijs de Ligt und den gesperrten Joshua Kimmich ersetzen, ob Dayot Upamecano und Leon Goretzka matchfit sind, ist noch offen. Tuchel hofft, dass Noussair Mazraoui einsatzbereit ist, „damit wir Konrad Laimer fürs Zentrum haben“.
Den BVB hatten die Bayern zuletzt im Griff, sie haben keines der jüngsten zehn Pflichtspiel-Duelle verloren und neun davon gewonnen. Fünf Jahre nach dem letzten Bundesliga-Heimsieg gegen den ewigen Titelrivalen ist die Sehnsucht in Dortmund nach einem Erfolgserlebnis groß. „Wir wollen natürlich jede Gelegenheit nutzen, um Bayern München im direkten Duell zu schlagen - zu Hause ist es jetzt ein bisschen länger her. Es ist mal wieder Zeit“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.
Das Pokal-Aus der Bayern wird nach Einschätzung von Trainer Edin Terzic keinen Einfluss auf den Liga-Hit haben. „Ich habe selten zwei schlechte Spiele der Bayern hintereinander gesehen. Gegen uns sind ihre Sinne immer geschärft, besonders jetzt kommt wahrscheinlich auch kleine Portion Wut dazu“, meinte der Dortmunder Coach. „Diese Spiele, ähnlich wie in den Champions-League-Partien, werden durch Kleinigkeiten entschieden. Wir wissen, dass wir auch eine Form von Effektivität in unser Spiel reinbringen müssen“, sagte Terzic. Ähnlich äußerte sich Verteidiger Nico Schlotterbeck im Sky-Interview: „Die Bayern wollen immer gewinnen und kommen gefühlt jede Woche mit Wut im Bauch, so wie sie spielen.“
Das im Finale der vergangenen Saison erlittene Trauma, als der damalige Tabellenführer BVB mit dem 2:2 gegen Mainz die zum Greifen nahe Meisterschaft noch an die Münchner verlor, scheint verflogen. „Wir haben einen Kader, der enorm an Widerstandsfähigkeit und Stabilität hinzugewonnen hat. Diese Mannschaft hat sich in den letzten Wochen viel erarbeitet. Das wird uns am Wochenende zugutekommen“, so Kehl.
Einer der Neuen ist Marcel Sabitzer. Der Mittelfeldmotor war im Sommer 2021 von Leipzig nach München gewechselt, hatte es bei den Bayern nicht zum Stammspieler geschafft und wurde im vergangenen Frühjahr an Manchester United verliehen. Im Juli überwies Dortmund für den Steirer kolportierte 15 Millionen Euro an die Bayern, gegen die es für Sabitzer nun erstmals im BVB-Trikot geht. Im Mittelfeld wird er wohl das eine oder andere Duell mit seinem ÖFB-Teamkollegen Laimer austragen.
Dortmund liegt punktegleich mit dem VfB Stuttgart auf Rang vier, zwei Punkte hinter den zweitplatzierten Bayern und vier Zähler hinter Bayer Leverkusen. Der Tabellenführer ist am Samstag bei der TSG Hoffenheim zu Gast, Stuttgart schließt die zehnte Runde am Sonntagabend mit dem Spiel bei Aufsteiger 1. FC Heidenheim ab.