Es war die zweithöchste Niederlage unter Matthias Jaissle, erstmals seit über einem Jahr gelang in einem Champions-League-Spiel kein Tor - und dennoch war für Fußball-Meister Red Bull Salzburg am Mittwoch in Mailand nicht alles schlecht. Die Salzburger vermieden trotz des 0:4 bei AC Milan auch bei ihrer vierten Champions-League-Teilnahme in Folge den letzten Platz und damit das Europacup-Aus. In der Zwischenrunde der Europa League wollen sie im Februar erneut angreifen.
Die Enttäuschung, die Chance auf das CL-Achtelfinale in San Siro liegengelassen zu haben, währte nur kurz. "In Summe, wenn man die ganze Champions-League-Saison betrachtet, sind wir schon stolz", sagte Trainer Jaissle. "Die Mannschaft hat als jüngstes Team in dem Wettbewerb gezeigt, dass sie mit den Großen mithalten kann, dass sie Paroli bieten kann." Sechs Punkte standen am Ende zu Buche, im Finish setzte es aber verdiente Niederlagen gegen Chelsea (1:2) und Milan.
Dennoch habe man es in einer "sehr schweren Gruppe" geschafft, international vertreten zu bleiben. "Von dem her Haken dahinter - das ist gar nicht so selbstverständlich, vor allem für uns nicht", meinte Jaissle. Mit großen Ankündigungen, wie weit es in der Europa League gehen könnte, hielt sich der 34-Jährige zurück. "Aber wir sind sehr optimistisch und können mit einer breiten Brust in diesen Wettbewerb gehen."
Seine Spieler freuen sich darauf. "Es ist einfach geil, dass wir in Europa bleiben. Wir spielen Europa League, da sind wieder brutale Mannschaften dabei", erklärte Luka Sucic. "Wir haben eine gute Champions-League-Saison gespielt, haben die großen Clubs geärgert. Jetzt wollen wir auch dort so weit wie möglich kommen", ergänzte Mittelfeld-Kollege Dijon Kameri. International zu überwintern sei von Anfang an das Ziel gewesen. "Von dem her ist alles ok", sagte ÖFB-Teamspieler Nicolas Seiwald. Milan sei vor dem Tor besser gewesen.
"Wir haben guten Fußball gezeigt, auch wenn wir vier Tore bekommen haben", meinte Seiwald. "Wir sind ein bisschen zu hoch untergegangen hier in Italien." Im 71. Pflichtspiel unter Jaissle kassierte man erst zum zweiten Mal mehr als zwei Gegentore. Schlimmer endete es nur beim 1:7 gegen Bayern München im CL-Achtelfinale vergangenen März. Mit vier Treffern Unterschied unterlag Salzburg in der Red-Bull-Ära (seit 2005) im Europacup sonst nur abermals den Bayern (2:6 im Jahr 2020) und Metalist Charkiw (0:4 im Jahr 2012).
Dabei hatte Jaissle die erste Hälfte vor exakt 74.292 Zuschauern im Mailänder Fußball-Tempel noch gut gefallen. "Wir haben genau unseren Fußball auf den Platz gebracht, konnten Milan gegen den Ball immer wieder stressen und mit dem Ball unser Muster spielen." Spielerisch sei man nicht schlechter gewesen als im Hinspiel gegen den italienischen Meister im September (1:1). Den Unterschied hätte das Strafraumspiel gemacht - vorne wie hinten. "Da hat Milan gezeigt, dass sie das bessere Team sind."
Die Salzburger hatten bei Flanken mitunter mit der Zuordnung in der Defensive zu kämpfen. Innenverteidiger Oumar Solet spielte nach seinen Oberschenkelproblemen, musste aber zur Pause vom Platz. "Schade, dass der Muskel nicht ganz gehalten hat", sagte Jaissle. Solet hätte vor dem Spiel den Eindruck vermittelt, bei 100 Prozent zu sein. Nun könnte er in den ausständigen Ligaspielen bis zur WM-Pause - am Samstag gegen den WAC und am folgenden Sonntag gegen Austria Klagenfurt - zuschauen müssen.