Im Konzert der ganz Großen werden nicht nur die ganz großen Fehler bestraft, sondern leider auch die kleinen. Das mussten die Salzburger mit der zweitjüngsten Startelf der Champions-League-Geschichte (21 Jahre, 226 Tage) beim 0:4 in Mailand auf bittere Art und Weise erfahren. Wie über die gesamte Königsklassen-Saison verkauften sich die Mozartstädter im entscheidenden Duell um den Aufstieg abermals teuer, gaben erneut ein Leistungszeugnis dafür ab, dass sie mittlerweile zurecht Stammgast in der Gruppenphase sind. Für einen Achtelfinaleinzug braucht es dann aber trotzdem Ausnahmeleistungen. Solch eine gelang im letzten Gruppenspiel aber nicht.
Bereits früh sah es nach einem rabenschwarzen Tag für die Mannschaft von Trainer Matthias Jaissle aus. Im Parallelspiel brachte Bruno Petkovic Dinamo Zagreb bei Chelsea früh in Front (7.), Augenblicke später zappelte der Ball dann auch im Netz des Salzburger Kastens. Olivier Giroud genoss bei einem Eckball sein einsames Dasein, als er völlig allein gelassen zum 1:0 einköpfelte (14.). Zuvor rettete bereits die Stange für Österreichs Meister.
Bei diesen Zwischenständen wäre das Europacup-Abenteuer für die Mozartstädter vorbei gewesen, selbst die Europa League wäre im Frühjahr in Salzburg nur im TV zu sehen gewesen.
Doch Chelsea drehte noch in Durchgang eins durch Sterling (18.) und Zakaria (30.) die Partie, sicherte so Platz drei für die Österreicher ab. Und plötzlich kamen die Gäste in Milan besser ins Spiel, prüften Ciprian Ttruanu im italienischen Tor durch Luka Sucic (38.), Maximilian Wöber (43.) und Junior Adamu (45.) gleich mehrmals in Hälfte eins. Auf der anderen Seite vergab der Favorit ebenfalls zahlreiche Chancen auf eine Vorentscheidung.
So blieb es auch zum Anpfiff der zweiten Hälfte spannend – für 45 Sekunden. Milan bewies kurz nach Wiederanpfiff nämlich erneut Köpfchen. Giroud verlängerte per Kopf auf Rade Krunic, der es seinem Offensivkollegen gleichtat und den Ball zum 2:0 über die Linie drückte (46.), Giroud legte gut zehn Minuten später zur Entscheidung nach (57.).
Sein zweiter Assist zum 4:0 von Junior Messias (90.) krönte den Galaauftritt des Franzosen und bewies, dass Salzburg auf absolute Weltklasse noch einiges fehlt. „Milan war einfach eiskalt, machte aus fast jeder Chance ein Tor. Da merkt man schon einen gewissen Klassenunterschied. Individuelle Klasse und Erfahrung haben sich am Ende durchgesetzt“, analysierte ÖFB-Verteidiger Wöber die bittere Pleite.
Beherzt, aber zu fehleranfällig verabschiedeten sich die Österreicher aus der Königsklasse. Als Trostpflaster bleibt den Bullen im Frühjahr die Europa League, in der mit dieser Erfahrung mit Sicherheit viel möglich ist. „Es ist schon eine starke Leistung, in dieser Gruppe Dritter zu werden. Das Frühjahr in der Europa League wird sicher cool“, resümierte Trainer Matthias Jaissle und richtete den Blick somit schon nach vorne.