Es ist weiterhin alles offen in der Champions-League-Gruppe E, aber noch immer kann Red Bull Salzburg einen Vorteil für sich verbuchen. Das direkte Duell mit Zagreb wurde gewonnen, was zumindest im Kampf um den Europa-League-Platz entscheiden kann. Um das Frühjahr aber in der Königsklasse zu erleben, müssen weitere Punktegewinne gegen die zwei Großen der Gruppe eingefahren werden. Chelsea übernahm mit einem 2:0 in Mailand die Tabellenführung, Salzburg ist nach dem 1:1 bei Dinamo Zweiter.
Es gab einiges aufzulösen für die Salzburger, die eine frühe Führung nicht für ihre Zwecke nutzen konnten. In der 12. Minute traf Nicolas Seiwald nach einer schnell vorgetragenen Umschaltsituation. Bei einem nicht ungefährlichen Angriff von Dinamo stand der idealen Passlinie der Schiedsrichter im Weg, der Ball landete bei den Salzburgern, die den Konter zwar nicht perfekt, aber erfolgreich zu Ende spielten. Seiwald war nicht der eigentliche Anspielpartner gewesen, die Kugel prallte aber ab zum 21-Jährigen, der trocken einschoss.
Doch anstatt mit Qualität und Präzision für Ruhe und Ordnung zu sorgen, schlichen sich vor einem keine Dezibelgrenzen kennenden Publikum (trotz einer wegen Einsturzgefahr gesperrten Tribüne) viele Fehler im Spiel der Gäste ein. Der Ball ging immer wieder rasch verloren, dem bisweilen zu passiv wirkenden österreichischen Meister entglitt der Zugriff auf die Partie. Dinamo kontrollierte das Geschehen, erarbeitete sich klare Vorteile und glich verdient aus. Der Schuss von Robert Ljubicic wurde von Srdjan Pavlovic abgefälscht (42.). Zuvor hatte Oumar Solet etliche gefährliche Offensivaktionen der Gastgeber mit starkem Positionsspiel entschärft.
Am Charakter des Matches änderte sich nach Seitenwechsel vorerst wenig, Zagreb trat weiter dominant auf, fand auch einige für Salzburg gefährliche Torszenen vor, doch den Gästen blieb Ärgeres erspart. Nach einer Stunde wechselte Trainer Matthias Jaissle, brachte Junior Adamu für den diesmal enttäuschenden Noah Okafor und die Salzburger wurden bissiger und kamen endlich wieder vor das gegnerische Gehäuse. In der 74. Minute klopften die Besucher an, aber der Schuss von Luka Sucic landete an der Querlatte.
Das Spiel verlagerte sich ein bisschen in die Gegenrichtung, die Salzburger erhöhten den Grad ihrer Gefährlichkeit. In der 82. Minute hatte Seiwald freie Bahn, sein Schuss wurde von Torhüter Dominik Livakovic abgewehrt. Dann ging Maurits Kjaergaard durch – er zielte über das Tor. Die Partie spitzte sich zu, schon in der Nachspielzeit hatte Dinamo nach einem Ellbogenstoß von Pavlovic eine große Freistoßchance, die Querlatte sprang ein.
Salzburger mit dem X zufrieden
Angesichts des Spielverlaufs und der Tatsache, dass Salzburg auf Rang zwei der Tabelle liegt, konnten Nicolas Seiwald und Co. mit dem Punkt gut leben. "Wir sind nicht in unser Pressing gekommen, haben nicht die richtigen Auslöser gefunden, dann wird es schwer gegen Dinamo, wenn sie jederzeit verlagern können. Das haben sie vor allem in der ersten Hälfte getan, deshalb sind wir nicht ins Spiel gekommen", meinte etwa der Torschütze. Sein Teamkollege Oumar Solet betonte, keinen "Stress" zu haben, denn "wir sind Zweiter, wir sind immer noch auf Kurs" und gegen Chelsea wolle man das Weiterkommen in der Champions League fixieren.
Salzburg-Trainer Matthias Jaissle gab zu, dass sein Team nach einem guten Start "den Faden verloren" hat. Es sei nicht gelungen, "permanent den nötigen Stress zu erzeugen". Auch er konnte mit dem Punkt leben: "Wenn man das komplette Spiel betrachtet, geht er in Ordnung."