Für Liverpool ist die dritte Champions-League-Final-Teilnahme in fünf Jahren nahe gerückt. Im Gegensatz zu Juventus Turin und Bayern München in den Runden zuvor konnten sich die "Reds" im ersten Teil des Halbfinales gegen Villarreal mit einem 2:0-Heimsieg eine Top-Ausgangsposition im Kampf um den Aufstieg schaffen. Coach Jürgen Klopp warnte allerdings davor, schon an das Finale zu denken. Das einzig Positive für das spanische Überraschungsteam war am Ende das Ergebnis.
Die Niederlage hätte nämlich empfindlicher ausfallen können. "Wir haben 95 Minuten lang ein richtig gutes Spiel gemacht. Super Tore, eine Spitzenklasse-Leistung", lobte Klopp sein Team. Einziges Manko war die Chancenverwertung, die einen Kantersieg gegen offensiv völlig harmlose Gäste verhinderte. "Villarreals Vorhängeschloss zerbarst in Anfield, nachdem es in Turin und München eiserne Stärke gezeigt und in Liverpool fast eine Stunde lang Widerstand geleistet hatte", schrieb die spanische Tageszeitung "El País".
Mane stellt eine Bestmarke ein
Trotz drückender Überlegenheit wurde die Führung erst durch ein glückliches Eigentor von Pervis Estupiñán (53.) eingeleitet. Mit Sadio Mane (55.) machte dann ein Ex-Salzburger mit seinem sechsten Tor in den jüngsten sieben Pflichtspielen den Doppelschlag und Endstand perfekt. Der 30-Jährige hält nun gemeinsam mit Didier Drogba (je 14) die Tor-Rekordmarke eines Afrikaners in der CL-K.o.-Phase. Seit 2017/18 hat überhaupt nur Real Madrids Karim Benzema (16) in dieser Bewerbsphase öfter getroffen.
"Er spielt eine überragende Saison und ist ein herausragender Spieler. Er ist Weltklasse und hat wieder ein richtig gutes Spiel abgeliefert", betonte Klopp. Dem Spielverlauf nach ist es schwer, an eine Wende des Tabellensiebenten der spanischen Liga am Dienstag im eigenen Stadion zu glauben. Im Liverpooler Lager war man aber trotzdem bemüht, den Ball flach zu halten. "Kurz vorm Klo in die Hose gemacht, ist immer noch in die Hose gemacht. Es ist erst Halbzeit, nicht mehr und nicht weniger", sagte der 54-jährige Deutsche.
Auch von den Spielern blieben große Töne aus. "Wir haben die vielleicht beste erste Hälfte in dieser Saison gespielt, aber kein Tor gemacht und haben versucht, geduldig zu bleiben. Wir haben auch in diesem Duell noch harte Arbeit vor uns", verlautete Andy Robertson. Und Jordan Henderson ergänzte: "Das Duell ist noch nicht entschieden."
Zu rechnen ist, dass der Europa-League-Champion im eigenen Estadio de la Cerámica einen anderen Auftritt hinlegen wird. Das muss er auch, denn mit einem destruktiven Spiel wird es nicht möglich sein, den Rückstand zu drehen. "Es wird eine komplett andere Atmosphäre sein und ihre Spieler werden um ihr Leben laufen", vermutete Klopp. Zu einem entscheidenden Faktor könnten Gerard Moreno – mit ihm am Feld ist das "Gelbe U-Boot" in dieser CL-Saison noch unbesiegt – und Yeremi Pino werden, sollten sie rechtzeitig fit werden. Das Duo fehlte Villarreal im Offensivspiel an allen Ecken und Enden.
"Sie werden mehr leiden als diesmal"
"Das Match nächste Woche wird ganz anders werden. Wir werden einiges ändern und müssen mit mehr Intensität spielen. Sie werden mehr leiden als diesmal", kündigte Villarreal-Trainer Unai Emery einen harten Kampf an. An der Anfield Road habe der Gegner nichts zugelassen. "Unser letzter Ausweg war daher, defensiv Widerstand zu leisten, um im Hinblick auf das zweite Spiel am Leben zu bleiben", fasste der 50-Jährige zusammen. Das gelang. "Es hätte viel schlimmer kommen können", war sich Emery bewusst.
Seine Spieler haben den Optimismus auch nicht verloren. "Zu Hause sind wir eine ganz andere Mannschaft, wir glauben an uns. Im Fußball kann vieles passieren", sagte Pau Torres. Für Villarreal gibt es in der "Königsklasse" die letzte Titelchance. In der Liga gilt es für den Siebenten, sich einen Europacup-Startplatz zu sichern, wobei die CL-Ränge fünf Runden vor Schluss neun Punkte entfernt sind. Am Samstag wartet ein Pflichtsieg gegen den Vorletzten Alaves.
Schafft Liverpool das Quardruple?
Liverpool ist am selben Tag beim Neunten Newcastle gefordert und braucht im Titel-Fernduell mit dem einen Zähler vorausliegenden Leader Manchester City jeden Punkt. Das historische Quadruple, also vier Titel in einer Saison, ist zu einem realistischen Ziel geworden. "Ich kann überhaupt nicht über irgendwelche Titel nachdenken", betonte Klopp allerdings angesichts des dicht gedrängten Terminplans. "Wir versuchen durch die Situation zu kommen, so gut wie möglich." Der Ligacup ist schon gewonnen, sollte der Triumph in der CL gelingen, wäre es der dritte in der Club-Geschichte nach 2005 und 2019.