Die Mannschaftskabine von Manchester City ist kreisförmig angeordnet. Abgesehen davon, dass es in dieser Saison für die „Skyblues“ ausgesprochen rund läuft, beruht diese Einteilung auf einem wohldurchdachten Plan. Pep Guardiola überlässt nichts dem Zufall und zeichnet daher für dieses Design verantwortlich. Niemand soll über dem anderen stehen, jeder Spieler hat den gleichen Stellenwert. Und so tritt City Spieltag für Spieltag als Einheit auf, aber jedem Einzelnen steht es frei, seine individuelle Klasse zur Schau zu stellen.
Beim 2:2 gegen Liverpool am Sonntag in der Premier League wurde dies zumindest eine Hälfte lang nahe der Perfektion demonstriert. Die Technik, die Kombinationen, das Tempo, das Spielverständnis, die Laufwege von Kevin De Bruyne & Kollegen – alles geschah in der maximal möglichen Ausprägung, da musste auch Liverpool streckenweise maximal staunen.
Am Mittwoch kann das Team des Katalanen die Vorzüge nicht in vollem Ausmaß genießen, denn es muss im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League in der Fremde antreten, und bei Atletico Madrid, das haben viele große Teams schon schmerzvoll erfahren müssen, wird einem nichts geschenkt. Manchester City aber geht mit einem 1:0-Guthaben in die Retourpartie und das ist gegen die Mannschaft von Diego Simeone schon ein großes Plus. Denn spielerisch kann dem englischen Tabellenführer derzeit kein Klub der Welt etwas vormachen.
Von der bewährten defensiven Grundhaltung wird Atletico zwar nicht abgehen, aber die Spanier sind gezwungen, auch in den Angriff überzugehen. Dies spielt City in die Karten. Räume werden sich auftun, und sind sie auch noch so winzig. De Bruyne, der schon am Sonntag das Spiel seiner Mannschaft überragend lenkte, findet auch die kleinste Lücke. Der Belgier verfügt ebenso über einen unglaublichen Instinkt wie auch über eine makellose Präzision in seinem Passspiel.
Das große Ziel
Etwas aber hat Pep Guardiola mit seiner Mannschaft in mittlerweile fast sechs Jahren noch nicht erreicht, und das ist der Gewinn der Champions League. Die fußballerischen Komponenten sprechen zu 100 Prozent für Manchester City, doch der mentale Aspekt muss, vor allem gegen ein Team wie Atletico, in starkem Ausmaß miteinbezogen werden. 2016 ist Guardiola mit dem FC Bayern im Halbfinale an Simeones Atletico gescheitert, im vergangenen Jahr schaffte er es bis ins Endspiel, das gegen Chelsea 0:1 verloren ging.
Der Katalane ist sich bewusst, was nötig ist. „Um die Anerkennung aller da draußen zu bekommen, müssen wir Europa erobern.“ Die eigene Angst vor einem neuerlichen Scheitern ist ständiger Begleiter, sie kann auch der große und anerkannte Meister der hohen Fußballkunst nicht wegtrainieren. Guardiola erwartet neuerlich ein knappes Resultat und sieht seine Mannschaft voll fokussiert auf die Aufgabe, ungeachtet der schwierigen Sonntag-Partie gegen Liverpool. „Es herrscht absolut keine Müdigkeit. In so einer Phase gibt es nur die volle Konzentration. Die Spieler wissen, was zu tun ist, und es geht darum, zu gewinnen. Wir wollen auch dieses Match gewinnen.“