Ihr Streben hatte noch Höherem gegolten, doch der Fußballhimmel kennt Grenzen. Diese wurden dem FC Salzburg am Dienstag in der Münchner Allianz Arena überdeutlich aufgezeigt. Auf der Markierung hätte stehen können: "Bis hierher und nicht weiter." Der FC Bayern steht darüber und ist auch derzeit im europäischen Klubfußball über alle Zweifel erhaben.

Dabei machte ausgerechnet Bayern-Trainer Julian Nagelsmann deutlich, was die Salzburger in dieser Saison erreicht haben. Es wird ihnen alles zugetraut, und dazu gehört auch die Sensation, die durch das 1:7 allerdings nicht einmal den Hauch einer Chance hatte. Scheinbar. Denn so ganz stimmt das nicht, folgt man den Ausführungen Nagelsmanns.

Denn dieser deutete nach dem triumphalen Aufstieg indirekt an, dass das Match auch eine andere Richtung hätte nehmen können. "Wenn du 0:1 zurückliegst, fängst du schon das Nachdenken an", ließ der Bayern-Coach fallen und bezog sich auf die Szene in der Anfangsphase, als Kingsley Coman nach einem tollen Salzburger Angriff in extremis die Führung der Gäste vereitelte. "Das war der Schlüssel", sagte Nagelsmann.

Respekt der Konkurrenz

Dieser Hinweis zeigt, wie sehr der österreichische Meister an internationaler Reputation zugelegt hat. Der Respekt der Konkurrenz ist Salzburg mittlerweile gewiss, und das Debakel von München war nicht nur der Klasse des Gegners, sondern auch besonderen Umständen wie dem massiven Corona-Ausbruch inmitten der Vorbereitung zuzuschreiben.

Aber könnte es sein, dass die (zu recht) erfolgten Lobeshymnen über die Salzburger nach dem 1:1 im Hinspiel den Erwartungsdruck und parallel dazu auch den Übermut in einem ungesunden Maß gesteigert hatten? Dies ist nicht auszuschließen, die extreme Jugend der Mannschaft und die mangelnde Erfahrung fielen gerade im Dienstagmatch besonders ins Gewicht. Die Verlagerung zugunsten der Bayern fiel mit jeder Minute der Partie drastischer aus, und aus Sicht der Salzburger hatte sich wohl der insgeheim gehegte Wunsch breitgemacht, die Partie möge doch bald zu Ende sein.

Personalpolitik wäre leicht zu überdenken

An der Spielphilosophie und am grundlegenden Aufbau des Teams braucht Salzburg in keiner Weise zu rütteln, das System hat sich bewährt. Doch will der Klub noch mehr erreichen als den Ausgangspunkt der K.o.-Phase in der Champions League, wird zumindest an der Personalpolitik in Details nachjustiert werden müssen.

Sportchef Christoph Freund gibt zwar stets unmissverständlich zu verstehen, dass Salzburg dazu da ist, Toptalente zu entwickeln und an den Bestbietenden zu übergeben. Doch soll auch ein Achtelfinale oder sogar ein Viertelfinale überwunden werden, müssten ein, zwei Spitzenkräfte wenigstens etwas länger gehalten werden. Sonst wird da nichts zu machen sein.