Der 8. März 2018 sollte als denkwürdiger Tag in die heimische Fußballgeschichte eingehen. Der FC Salzburg feierte im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League einen grandiosen 2:1-Auswärtserfolg gegen die von Peter Stöger trainierte Elf von Borussia Dortmund. Der damals vom jetzigen Dortmund-Coach Marco Rose betreute österreichische Serienmeister schuf sich damit eine perfekte Basis für den eine Woche später vollzogenen Aufstieg ins Viertelfinale.

Heute, exakt vier Jahre später, wollen die Salzburger gegen einen weiteren deutschen Klub, den prominentesten, den nächsten Meilenstein setzen auf ihrem langen Marsch durch die europäischen Fußball-Instanzen. Sie sind inzwischen höher geklettert und in der Champions League im Achtelfinale angekommen. Das 1:1 im Hinspiel ist zwar kein extrem stabiles Fundament, aber es ist auch nicht so porös, dass sie Gefahr laufen würden, die Aufstiegschancen könnten umgehend zerbröseln.

Der Aufstieg gegen einen der besten Klubs der Welt wäre zweifellos eine Sensation, aber im Fußball ist nichts unmöglich. Sollte es tatsächlich gelingen, die Bayern aus dem Bewerb zu werfen, hätte dies mehrfache Konsequenzen in multipler Ausfertigung.

Doppelter Profit

Österreich zählt im internationalen Kontext zu den kleinen Fußballnationen. Nicht nur der Klub selbst würde seinen Stellenwert im internationalen Fußballgefüge gewaltig anheben, auch die gesamte Alpenrepublik kann in den Sog eines Erfolgs der Salzburger über den FC Bayern geraten. Schon jetzt liegt Österreich in der UEFA-Klub-Rangliste an achter Stelle, im Falle des Aufstiegs wäre die einen fixen Champions-League-Gruppenphasenplatz garantierende Top-Zehn-Position für die nächsten drei Jahre abgesichert. Österreich hätte eine Position unmittelbar hinter den absoluten Spitzen-Nationen.

Der gute internationale Ruf des heimischen Topklubs hat sich schon länger verfestigt, der Verein würde im Falle der Sensation einen Quantensprung vollziehen. „Salzburg ist seit Jahren eine gute Mannschaft, es hat eine klare Idee, ist immer gefährlich und verfügt über Top-Charaktere“, sagt Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, als Ex-Leipzig-Coach ein profunder Kenner der Red-Bull-Fußballschule. An ein Scheitern denkt er nicht. „Wenn es nicht positiv ausgeht, ist es keine gute Saison. Aber ich gehe nicht davon aus, dass wir ausscheiden, das ist unser Anspruch.“

Magnet für Ausnahmetalente

Die ohnehin schon große Anziehungskraft Salzburgs für junge Spieler würde sich enorm verstärken. Absolute Ausnahmetalente können in der Mozartstadt zum Regelfall werden, denn hier dürfen die hochbegabten Nachwuchshoffnungen mit permanenten Einsätzen im obersten europäischen Klubsegment, der Champions League, rechnen. Bei den Spitzenklubs der großen Ligen wären sie günstigstenfalls zukunftsträchtige Ergänzungsspieler.

Wie steht es mit der Kraft?

Auch die Prämien der UEFA sind nicht zu verachten. Ein Einzug ins Viertelfinale wird mit 10,6 Millionen Euro extra belohnt. Schon bisher waren die bisher ausgeschütteten 48 Millionen der höchste Wert, den Salzburg jemals erzielte.

All dies sollte Anreiz genug sein, die letzten Kräfte zu mobilisieren. Trainer Matthias Jaissle gibt zu, dass nach dem Corona-Ausbruch einige noch nicht bei 100 Prozent seien. In einer keineswegs auszuschließenden Verlängerung könnte es daher doch recht eng werden.