Sie haben dem FC Salzburg etliche Monate gefehlt. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, einen so langen verletzungsbedingten Ausfall zu verkraften?
ZLATKO JUNUZOVIC: Es ist natürlich nicht so einfach, man kämpft tagtäglich mit der Verletzung, mit den Schmerzen, schaut, dass alles besser wird, und es wird auch besser, aber es gibt auch Rückschläge. Da spielen sehr viele Gedanken mit, sehr viel Arbeit steckt dahinter. Es ist nicht angenehm. So habe ich die Monate verbracht, es waren sehr schwierige Tage dabei, aber auch bessere, jetzt geht es in die richtige Richtung.
Gab es Überlegungen bzw. Phasen, in denen Sie sich sogar mit Gedanken an ein Ende der Karriere auseinandergesetzt haben?
Das Problem an der Verletzung war, dass ich immer von Tag zu Tag schauen musste und es verhält sich im Grunde ja nach wie vor so. Es hat sich extrem gezogen, es war sehr zäh. Ich muss immer aufpassen, wie sich der Fuß verhält, es kann sich jeden Tag ändern, positiv wie auch negativ. Natürlich macht man sich Gedanken in verschiedene Richtungen, aber mein Ziel war es immer, wieder auf den Platz zurückzukommen.
Das heißt, aufzuhören, war kein Thema?
Wie gesagt, es ging in alle Richtungen, und was passieren wird, weiß ich nicht, aber dass ich es vor Monaten gleich hingeschmissen hätte, das war nicht der Fall.
Wie sieht es aktuell mit dem Fitnesslevel aus, wie fühlen Sie sich?
Es wird täglich besser, von Trainingseinheit zu Trainingseinheit. In der Reha war man den ganzen Tag damit beschäftigt, verschiedenste Übungen durchzuführen. Das war sehr anspruchsvoll, in dieser Hinsicht ist alles in Ordnung, aber ich muss alles genau beobachten, eine gewisse Sensibilität entwickeln. Bei hohen Belastungen muss ich ebenfalls aufpassen.
Was ist genau vorgefallen?
Es war Ende August in Hartberg, ein heftiger Schlag von hinten gegen die Ferse, da ist eine Knochenprellung entstanden und in weiterer Folge sind Entzündungen dazu gekommen. Ich habe ja auch noch eine Stunde weitergespielt. In der Nacht dachte ich dann, es ist was gebrochen.
Sie arbeiten jetzt an Ihrem Comeback, sind auch schon im Kader gestanden, jetzt kam aber auch noch Corona dazu, wie sehr hat das die Vorbereitung jetzt wieder beeinträchtigt?
Natürlich ist das alles sehr ungelegen gekommen. Wir mussten abwarten, entsprechend gut reagieren, vor allem, weil ja mehrere betroffen waren, da ist Flexibilität gefragt. Ich glaube, dass wir das gut kompensiert haben. Es war natürlich nicht optimal, aber man entwickelt so eine "Jetzt-erst-recht"-Mentalität.
Salzburg ist die jüngste Mannschaft der Champions League. Wie fühlt es sich an, im Zusammenspiel mit Andi Ulmer gewissermaßen als Veteran im Kreise der nächsten Generation mitzuwirken?
Der Andi ist immer auf dem Platz gestanden, das ist der Leithammel. Aber wir dürfen auch den Alexander Walke nicht vergessen, er ist wichtig für die ganze Truppe. Wir drei sind die Älteren, wir haben eine gewisse Erfahrung, wir reden auch mit den Jungs. Wenn es gut läuft, musst du sie manchmal ein bisschen herunterholen, damit sie die Situation reflektieren. Aber es gibt auch schwierigere Phasen, die müssen wir erkennen und ansprechen. Ich glaube, die Mischung ist sehr gut, und man sieht, wie wir marschieren, wir haben Spielfreude und Qualität. Ich glaube, das war im Hinspiel gegen die Bayern schon sehr gut zu beobachten, mit welcher Power wir agieren und das müssen wir in München wiederholen und bestätigen.
Wie beurteilen Sie jetzt die Ausgangsposition für das Rückspiel und was können Sie als Routinier zu einer möglichen Sensation beitragen, auch wenn Sie jetzt lange nicht im Einsatz waren?
Zuerst einmal haben wir das Gefühl entwickelt, dass es möglich ist, die Bayern zu schlagen. Das haben wir im Kopf, zu wissen, dass sie auch anfällig sein können, wie jede andere Mannschaft. Aber sie haben auch eine brutal hohe Qualität, das haben sie gegen uns in der zweiten Hälfte gezeigt, wo sie uns schon sehr, sehr gefordert haben. Natürlich wissen wir, dass wir einen sehr guten Tag brauchen, dass alles passen muss. Der Schlüssel ist aber, dass wir genauso auftreten wie im Hinspiel, frech zu sein, sie mit unseren Stärken und Qualitäten zu fordern, dann kriegen sie auch Probleme. Mit unserem Spielsystem, unserer Philosophie, unserer Power können wir jedem Gegner das Leben schwer machen. Nur dürfen wir an diesem Tag von hinten bis vorne über 90 Minuten nicht nachgeben, wir wissen, wie schnell es gehen kann. Aber wir müssen uns auch auf das Spiel freuen, das ist klar. Wir spielen in München, es ist Champions-League-Achtelfinale, Hinspiel 1:1. Es ist alles möglich und mit dieser Vorfreude müssen wir hin und das auf den Platz bringen, was wir schon oft bewiesen haben.
Was würde es denn für Sie, den Verein und den österreichischen Fußball bedeuten, tatsächlich über die Bayern hinwegzukommen? Oder sind solche Überlegungen kein Thema?
Jetzt müssen wir einmal das Spiel absolvieren. Wir haben natürlich gewisse Wünsche und Ziele, aber wir wissen, wie schwierig es wird. Für die Bayern geht es ja auch um brutal viel, die wollen die Champions League gewinnen. Aber wir fahren mit der Überzeugung hin, das Spiel gewinnen zu können. Und was das dann bedeuten würde, erklärt sich, glaube ich, von selbst.
Wie sehen Sie selbst die Chancen, in München mit dabei zu sein?
Ich habe einige Trainings hinter mir, glaube, schon auf einem guten Fitnesslevel zu stehen. Ich bin aber in erster Linie froh, wieder bei der Mannschaft sein zu können. Wichtig ist es, ein gutes Gefühl zu haben und vielleicht reicht es ja für einen Einsatz.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Trainer Matthias Jaissle, wie stark ist das Vertrauen und welche Erwartungen setzt er in Sie?
Wir haben uns ja im Sommer erst kennengelernt, und die ersten Spiele liefen ja bei mir auch ganz gut. Ich habe auch immer gespielt und wir waren im ständigen Austausch miteinander. Dann kam die Verletzung dazwischen, trotzdem haben wir immer ein gutes Verhältnis gehabt. Er hat sich sehr oft gemeldet, nach dem Status gefragt, wie es vorangeht. So gesehen, passt es sehr gut. Was seine Erwartungen betrifft, so weiß ich, wie ich spielen muss. Ich probier sowieso immer, mein Bestes zu geben.
Ihr Vertrag läuft noch bis Sommer, wie sieht es mit einer möglichen Verlängerung aus, wie laufen die Gespräche in diese Richtung?
Beide Seiten haben jetzt einmal abgewartet, wie sich mein Zustand entwickelt. Es gab schon Gespräche, aber ins Detail sind wir noch nicht gegangen. Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Jahre hier in Salzburg für mich überragend waren, es ist super gelaufen, ich bin sehr glücklich, bei diesem Verein zu sein. Ich fühle mich extrem wohl, und aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, hier weiterzumachen. Es wird weitere Gespräche geben, vorerst gibt es aber nichts Neues.
Sie würden also verlängern?
Man muss natürlich darüber sprechen, welche Pläne es gibt, wie das Gesamtpaket ausschaut. Jetzt lege ich den Fokus einmal auf die nähere Zukunft, also auf die nächsten Spiele und Wochen, dann werden wir sehen, wie es sich entwickelt.
Welche Signale kommen von Vereinsseite, von Sportchef Christoph Freund?
Mit Christoph Freund habe ich schon von Beginn an ein sehr gutes Verhältnis. Er leistet hier überragende Arbeit, und wie es läuft, ist phänomenal. Wir sind in regem Austausch miteinander und irgendwann wird es eine Entscheidung geben.
Ist Salzburg ihre letzte Station?
Ich sage ungern, dass etwas fix ist. Man weiß ja nie, was passiert, es kann sich immer schnell was ändern. Es hängt auch davon ab, wie die Gespräche laufen. Was ich sagen kann, dass die Jahre hier überragend waren und ich sehr gerne hier bin. Doch in welche Richtung es wirklich geht, ist noch offen.