Das Jahr 2022 enthält aus heimischer Sicht auf das Fußballgeschehen historisches Potenzial, wenn, ja wenn sich die österreichischen Vertreter des runden Leders in der internationalen Wettbewerbsszene so richtig ins Zeug legen und dann auch behaupten. Der Auftakt erfolgt am 16. Februar, wenn der FC Bayern im Achtelfinalhinspiel der Champions League beim FC Salzburg zu Gast ist. Das Ticket für die krasse Außenseiterrolle ist fixiert, die Karten für die Zuschauer sind es hingegen nicht.
Derzeit ist nämlich völlig offen, ob überhaupt Fans für dieses Match zugelassen werden, denn alle Entscheidungen hängen von der Entwicklung der Corona-Infektionen im Zeichen der Omikron-Variante ab. Eine von den Salzburgern für Jahresanfang angekündigte Erstinformation muss als völlig unverbindlich gelten, denn erst Ende Jänner werden die Details für den Ticketverkauf bekannt gegeben, so es dazu kommen sollte. Abonnenten wird jedenfalls absoluter Vorrang eingeräumt, was bei einer Besucher-Beschränkung die Aussichten für sonstige Interessenten erheblich reduzieren würde. Die Wahrscheinlichkeit, dann noch ein Ticket im freien Verkauf zu erwerben, ginge gegen Null. Die Retourpartie steigt am 8. März in München.
Nicht nur in der obersten Etage, sondern auch in der dritten Abteilung des europäischen Vereinsfußballs ist Österreich 2022 noch präsent. Rapid bekommt es am 17. bzw. 24. Februar im Kampf um einen Platz im Achtelfinale der Conference League mit Vitesse Arnheim zu tun. Darum muss sich der LASK nicht bemühen, denn die Linzer sind durch den Gruppensieg bereits dort angelangt und warten gespannt auf die Auslosung am 25. Februar.
Nationalteam am Scheideweg
Das österreichische Nationalteam ist am 24. März mit einer ebenso großen Herausforderung wie einzigartigen Chance konfrontiert. Die Mannschaft von Franco Foda trifft in Cardiff im Rahmen des WM-Play-off-Programms auf Wales und darf sich im Falle eines Sieges am 29. März in Wien gegen Schottland oder die Ukraine um einen der noch verbliebenen freien Plätze bei der Weltmeisterschaft in Katar bewerben. Sollte auch diese Partie gewonnen werden, wäre es die erste WM-Teilnahme für Österreich seit 1998. Eine erfolgreiche Qualifikation über den dritten Bildungsweg namens Nations League und Play-off würde Franco Foda die Verlängerung seiner Amtszeit als Teamchef einbringen. Ein Scheitern wäre hingegen gleichbedeutend mit dem Abschied des Deutschen.
Apropos Nations League: Löst Österreich das Katar-Ticket, wäre die Mitwirkung im Kreis der A-Klasse gleichzeitig auch die perfekte Einstimmung auf den Höhepunkt zum Jahresende. Das dichte Frühsommer-Programm mit den Matches gegen Kroatien (3. Juni, auswärts), Dänemark (6. Juni daheim), Frankreich (10. Juni, daheim) und Dänemark (13. Juni, auswärts) bietet die ideale Turnier-Simulation, noch dazu auf höchstem Niveau. Im September folgt dann noch ein außerordentlich attraktives Doppel gegen Frankreich (22., auswärts) und Kroatien (25., daheim).
Starke Frauen
Was sich die Männer noch hart erarbeiten müssen, haben die Frauen längst geschafft. Die ÖFB-Auswahl hat nämlich im Sommer ihren großen EM-Auftritt und die Ehre, am 6. Juli im Old-Trafford-Stadion von Manchester United das Euro-Turnier gegen England eröffnen zu dürfen. Im zweiten Gruppenspiel ist am 11. Juni in Southampton Nordirland der Gegner, ehe am 15. Juli Norwegen in Brighton auf die Österreicherinnen wartet. Die Frauen haben darüber hinaus auch noch die Möglichkeit, sich für die WM 2023 in Australien und Neuseeland zu qualifizieren. Der zur fixen Teilnahme erforderliche Gruppenrang eins ist zwar außer Reichweite, Platz zwei und damit das Play-off im Oktober aber ein realistisches Ziel.
Die Männer-WM in Katar ist durch die unwürdigen Arbeitsbedingungen und die vom Manipulations- und Korruptionsverdacht überlagerte Vergabe mehr als nur umstritten, wird aber nichtsdestotrotz vom 21. November bis 18. Dezember über die Bühne gehen. Die Gruppenauslosung erfolgt am 1. April, auch das ist kein Scherz, sondern einer der zahlreichen in diesem hochaktiven Fußballjahr verborgenen Spannungsmomente. Österreich würde aller Voraussicht nach dann aus dem dritten Topf gezogen werden und könnte es zum Beispiel mit Brasilien und Deutschland zu tun bekommen. Aber dazwischen liegen noch im günstigsten Fall zwei Play-off-Partien.