Die Geschichtsschreibung des österreichischen Fußballs erhält ein brandneues Kapitel mit erregendem Inhalt. Der FC Salzburg steht erstmals im Achtelfinale der Champions League und hat damit Historisches vollbracht. Nach einem 1:0-Erfolg über den FC Sevilla belegte der österreichische Meister hinter Lille den zweiten Rang und bekommt es nun in der Runde der letzten 16 mit einem Gruppensieger zu tun, also mutmaßlich mit einem Großklub. Die Auslosung erfolgt am kommenden Montag um 12 Uhr.
Die Verhaltensmuster beider Mannschaften entsprachen in den ersten 20 Minuten beinahe zur Gänze klischeehaften Vorstellungen. Sie ließen angesichts der Tragweite eines Fehlers Vorsicht walten, das Risikobewusstsein war in den Köpfen aller Beteiligten fest verankert. So beschränkte sich die Dramatik des Spiels auch angesichts der leeren Tribünen auf den Spielstand. Gerade diesen aber sollten vor allem die Salzburger weitestgehend ausblenden, um sich nicht vom Wesentlichen ablenken zu lassen.
Das passierte auch nicht, und positiv gesehen, übte sich das Team von Matthias Jaissle in weiser Geduld, sie ließen sich nicht übermäßig aus der Reserve locken und warteten auf sich ergebende Gelegenheiten. Zumindest waren sie davon überzeugt, welche zu bekommen. Denn die Gastgeber wussten, dass Sevilla einen Sieg benötigte. Die Spanier verzeichneten wohl mehr Spielanteile, doch spielerische Vorteile ließen sich nicht herausfiltern. Auf der anderen Seite blieb jedoch die bei Halbzeit etwas sorgenvolle Erkenntnis, dass die Salzburger Offensive bis zu diesem Zeitpunkt nicht in Erscheinung getreten war, während die Gäste, zwei-, dreimal halbgefährlich vor dem Tor von Philipp Köhn auftauchten. Noch war nichts passiert.
Das sollte sich kurz nach der Pause schlagartig ändern. Und in dieser Phase stand den Salzburgern auch das Glück Pate. Sevillas Munir kam frei zum Kopfball, setzte diesen jedoch an die Querlatte, Köhn hätte keine Abwehrmöglichkeit gehabt. Das öffnete der Partie den zuvor verweigerten Freiraum. Die Gastgeber sahen sich zum Handeln genötigt und fanden urplötzlich instinktiv zu ihrem Stil. Andi Ulmer eroberte an der Mittellinie den Ball, dieser kam über Aaronson zu Adeyemi, der Okafor mit einem Stanglpass bediente. Der Schweizer ließ sich nicht lange bitten und schoss zur Führung ein (50.). Die Sorgen konnten damit zunächst einmal dezent den Rückzug antreten.
Doch noch immer blieb eine Restnervosität von beachtlichem Ausmaß in Gestalt der verbliebenen Spielzeit übrig. Der Treffer veränderte aber die Ausgangsposition erheblich, denn jetzt konnte Sevilla nicht mehr auf die eine große Chance warten. Zudem wurden die Aussichten für die Andalusier eine knappe Viertelstunde später weiter eingeengt, als eine Aktion Salzburg buchstäblich in die Karten spielte. Adeyemi fand eine Lücke, wäre auf und davon gezogen, wurde aber von Jordan zurückgehalten. Dieser sah Gelb-Rot. Wie schon im ersten Match waren die Salzburger in Überzahl. Voll routiniert wurde der Vorsprung über die Zeit gebracht.