Zuletzt wurden immer öfter Zweifel laut. Sie nagten zwar nicht an der Substanz, aber offenbar doch am Selbstbewusstsein. Der FC Salzburg befindet sich natürlich in keiner Krise, aber der österreichische Fußballmeister zeigt seit einigen Wochen gewisse Abnützungserscheinungen, die in mangelhaften Ergebnissen abgebildet werden. In der Meisterschaft setzte es die erste Niederlage beim Aufsteiger Austria Klagenfurt, das Heimspiel gegen Hartberg wurde erst durch einen Kraftakt in der Schlussphase gerade noch gewonnen.
Und nun kommt am Mittwoch der FC Sevilla nach Wals-Siezenheim, wo der österreichische Serienfußballmeister ohne den Rückhalt der Fans eine harte Prüfung bestehen muss, um erstmals in das Achtelfinale der Champions League einzuziehen. Der von den Andalusiern bisher in der Königsklasse hinterlassene Fußabdruck weist zwar auch Verunreinigungen auf, doch zuletzt brachte sich das Team des früheren spanischen Teamchefs Julen Lopetegui wieder in Stellung. Hinsichtlich der Formkurve ist Sevilla zu favorisieren.
Denn bei den Salzburgern hat sich die Leichtigkeit der Anfangswochen unter Trainer Matthias Jaissle verflüchtigt. Sichtbar wird dieser Umstand vor allem in der Performance des Wunderknaben Karim Adeyemi. War der Jungstar zunächst als verlässlicher Garant für Tore aufgetreten, so ist diese fast traumwandlerische Überzeugungskraft im Kombinationsspiel und bei der Chancenverwertung inzwischen einer über so manche Match-Strecke hinweg zu beobachtenden Verunsicherung gewichen.
Bemerkenswerte Ergebnisse
Dies ist keineswegs ein auf Gefühlsbasis beruhendes Phänomen. Eine Auswertung der statistischen Daten dieser Saison fördert Erstaunliches zutage. So liegen die Salzburger beim durchaus relevanten Kriterium der Passquote unter allen 32 Klubs der Champions League nur an 27. Stelle. Der Wert beläuft sich auf 79 Prozent und deckt sich bemerkenswerterweise exakt mit jenem in der Bundesliga.
In der heimischen Meisterschaft werden Fehler jedoch bei Weitem nicht in dem auf internationaler Ebene üblichen Maß bestraft, was sich letztlich in den Resultaten niederschlägt. Sevilla schneidet mit 85 Prozent (Rang 15) in diesem Bereich doch um einiges besser ab. Besonders präzise gehen hier die europäischen Topteams wie Manchester City, der FC Bayern, Real Madrid, Chelsea und überraschenderweise auch Schachtar Donezk mit einer Passgenauigkeit von rund 90 Prozent zu Werke.
Beim für Vergleiche immer noch relativ beliebten Kriterium des Ballbesitzes ergeben sich klubintern große Unterschiede. In der Champions League kommen die Salzburger auf 51,6, in der Bundesliga auf mehr als 67 Prozent. Dabei gehört Österreichs Meister, zumindest was die Versuche betrifft, zu den angriffsfreudigsten Teams der Königsklasse (Platz 9, unmittelbar vor Sevilla).
In der Abwehr wiederum ergeben sich Vorteile für den Tabellenzweiten der spanischen Liga. In der Hälfte ihrer Meisterschaftsspiele (8) kassierten die Mittwoch-Gegner kein Tor, den Salzburgern gelang dies in 17 Runden sechs Mal. Bei der Balleroberung liegen Jaissles Burschen mit Rang fünf im Spitzenfeld. Doch es wird sehr hart.