Das Werk ist noch nicht vollbracht, aber die Basis für die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte gelegt. Mit einem Sieg am 2. November (18.45 Uhr) in Wolfsburg kann der FC Salzburg bereits am drittletzten Spieltag vorzeitig den Einzug ins Achtelfinale der Champions League fixieren. Die Gründe für den anhaltenden Höhenflug des österreichischen Fußballmeisters sind vielfältig und waren teilweise am Mittwoch in der ausverkauften Red-Bull-Arena zu erkennen. Der Versuch einer Erklärung.
1. Spielerischer Siegeswille
Von der ersten Minute des Heimspiels gegen Wolfsburg an waren unbändige Leidenschaft und bedingungsloser Siegeswille in der Mannschaft zu erkennen. Das schnelle und mit mehrfacher Geistesgegenwart herausgespielte Führungstor zeigte dies ebenso wie das Verhalten nach dem Ausgleich und einer Stärkephase des Gegners. Neben den durch konsequente Konzentrationsarbeit erzielten Toren zum 2:1 und 3:1 gab es weitere Chancen. Torhüter Koen Casteels war der beste Wolfsburger, auch dies charakterisiert die Stärke der spielerisch grandiosen Salzburger. Trainer Matthias Jaissle sah seine Mannschaft fast bei 100 Prozent des Leistungsvermögens, es war für ihn beinahe perfekt. Nur Salzburg hat bisher in dieser Gruppe (zweimal) gewonnen, alle anderen Partien endeten unentschieden, auch das unterscheidet die Auswahl von den Mitbewerbern.
2. Zusammenhalt und Geschlossenheit
Dass just Noah Okafor die Entscheidung herbeiführte, fügt sich ideal in das harmonische Gefüge des Teams ein. Der Schweizer, an dessen Qualitäten schon wiederholt gezweifelt worden war, musste für den verletzten Benjamin Sesko einspringen und präsentierte sich in dem Moment am stärksten, als er dringend gebraucht wurde. Er habe immer an sich geglaubt und stets unverdrossen an sich gearbeitet, gab der 21-Jährige anschließend zu Protokoll. Der Glaube an seine Fähigkeiten ist auch im Klub fest verankert, man ließ ihn nicht hängen, und so zeichnete sich der Stürmer ebenso durch Torgefährlichkeit wie durch ausgeprägtes Spielverständnis aus. Okafor und der unwiderstehliche Karim Adeyemi ragten heraus, doch ihre Auftritte wären ohne das starke Kollektiv nicht denkbar. Auch Trainer Matthias Jaissle verabsäumte es nicht, auf die mannschaftliche Geschlossenheit hinzuweisen.
3. Lerneifer und Verantwortungsbewusstsein
Das Team scheint unter dem neuen Trainer ungeachtet der Jugend und der zahlreichen frisch integrierten Spieler gereift zu sein. "Eine besondere Tugend ist die Wissbegier", hielt Jaissle nach dem zweiten Sieg in der Gruppenphase fest. Beachtlich, setzte der Coach fort, sei vor allem das Lerntempo der Jungprofis. "Sie lernen schnell und effektiv." Das lässt sich auch in der Defensivarbeit festmachen. Abgesehen vom Gegentor nach einem Eckball und einer von Maximilian Wöber vereitelten Großchance wurde nichts zugelassen. Trotz des Erfolgs ist kein Übermut zu erkennen, was auch der erst 33-jährige Trainer zu verhindern weiß. Es gelte, bescheiden zu bleiben, es könne noch immer alles passieren, erklärte Jaissle. Die Spieler beherzigen dies.
4. Kein Jammern durch großes Reservoir
Wolfsburg beklagte den kurzfristigen Ausfall von Stürmer Wout Weghorst, vonseiten der Salzburger war trotz des Fehlens von gleich sieben Spielern kein Jammerton zu vernehmen. Das Reservoir ist scheinbar unerschöpflich, jede vakant gewordene Position wird augenscheinlich gleichwertig ersetzt. Ein Leistungsabfall findet nicht statt, das mit einem enormen fußballerischen Potenzial ausgestattete Salzburg-Gen ist jedem Spieler eingeimpft
5. Enormer Ehrgeiz
Der Profi der Marke Salzburg ist die personifizierte Motivation. Dies zeigte sich ganz besonders in der Schlussphase, als die eingewechselten Spieler wie Junior Adamu oder Roko Simic vehement auf weitere Tore drängten und diesem Ziel auch ziemlich nahekamen. Jaissle vergaß nicht, auf diesen Umstand auch eigens hinzuweisen. Es sei eine wahre Freude, ihnen zuzusehen, erklärte der Trainer. Diese Aussage duldet derzeit keinen Widerspruch.