In der Nachspielzeit kehrte vorübergehend Ruhe ein im sonst nur noch brodelnden Stadion. Das Salzburger Fußballvolk hielt sich an die Dramaturgie. Die Menge wartete auf den Schlusspfiff von Schiedsrichter Daniele Orsato, einer der besten Unparteiischen der Welt. Salzburg hatte sich dem Niveau angepasst, Publikum und Mannschaft taumelten ins Glück, als das finale Signal ertönte. Sie wissen: Das Team kam durch den 3:1-Erfolg über Wolfsburg dem Achtelfinale der Champions League einen Schritt näher. Trainer Matthias Jaissle geriet ins Schwärmen: "Es war eine reife Leistung, nahe an der Perfektion."
Die Firma ist bei offiziellen UEFA-Anlässen im Klubnamen des FC Salzburg verboten, doch Karim darf Werbung für Adeyemi machen. Und der Spitzbub überlistete schon wieder sämtliche Reklametafeln und die gegnerische Abwehr. Konkret war es der Wolfsburger Schweizer Kevin Mbabu, der vom auf dem Markt heiß Begehrten vorgeführt wurde. Der 19-Jährige erlief von außen mit Umweg einen unerreichbaren Passball von Nicolas Seiwald und schoss ein. Nach 124 Sekunden lag Salzburg voran. Es war der fulminante Auftakt in einer Partie, der Österreichs Serienmeister den nächsten Höhepunkt in der Klubgeschichte bescherte. Und dann gab es da noch einen gewissen Noah Okafor.
Weil in den Minuten nach der Führung die Fußballschule der Marke Red Bull weiteren Anschauungsunterricht für die 29.520 Besucher in der ausverkauften Arena bot, hatte so mancher wohl schon nur noch an die Höhe des Sieges gedacht. Doch in der Champions League gelten solche Gedanken als sehr verwegen. Wohl wäre schon in Minute zwölf beinahe das 2:0 gefallen, als Noah Okafor die Latte touchierte. Aber eine Unachtsamkeit genügt auf dieser Ebene für einen Dämpfer. Ein Eckball führte zum Ausgleich. Der Treffer störte den Rhythmus der Salzburger, die Wolfsburger bekundeten Gefährlichkeit. Nicht vergessen – Champions League. "Es ist auf diesem Niveau nicht möglich, so ein Spiel wie unseres über 90 Minuten durchzuziehen", rechtfertigte Jaissle diese Phase.
Nach 35 Minuten fanden die deutschen Gäste im durch die erhitzte Atmosphäre noch lauer gewordenen Herbstabend eine Großchance vor, die Maximilian Wöber vereitelte. Die Salzburger konterten. Luka Sucic zog nach grandioser Vorarbeit von Okafor ab, doch Koen Casteels zeigte mit tollem Reflex, warum Österreichs zweiter Wolfsburg-Schlussmann Pavao Pervan kein Leiberl hat.
Dass auch mit etwas mehr Besonnenheit Spannung und Siegeslust aufgebaut werden kann, zeigten die Salzburger nach der Pause. Sie warteten auf einen günstigen Moment und brachten die Wolfsburger schließlich aus der Fassung. Von einer akrobatischen Einlage Adeyemis ließ sich Casteels zwar noch nicht überraschen, aber mit dem Willen eines Okafor hatten die Deutschen nicht gerechnet. Binnen zwölf Minuten schlug der Stürmer zweimal, jeweils nach einem Corner, zu. Der Schweizer belohnte sich und wurde Mann des Spiels.