Transnistrien. Eine Region, die selbst die meisten Hobby-Geografen in Europa noch nie gehört haben. Was sich für viele nach einem fiktiven Landstrich eines Fantasy-Romans anhört, ist in Wirklichkeit eine 400 Kilometer lange Region in Moldawien. Die Internationale Gemeinschaft, und für Fußball-Fans viel wichtiger, die UEFA auch, erkennen Transnistrien nicht an. Und trotzdem sieht sich Sheriff Tiraspol als deren Vertreter und auch als Hauptstadtklub des "Landes".
Der abtrünnige Staat erklärte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1990 seine Unabhängigkeit, führte 1992 einen kurzen blutigen Krieg und nach einem noch immer anhaltenden Waffenstillstand eine isolierte Existenz - mit eigener Flagge, Militär, Regierung, Währung, Postdienst und seit kurzem auch Champions-League-Vertreter.
Völlig überraschend qualifizierte sich der Klub für die Königsklasse, ein Verdienst des Trainers Yuriy Vernydub und vor allem - wie sonst nahezu alles, was in Transnistrien geschieht - ein Erfolg für das durchaus undurchschaubare Unternehmen "Sheriff", welches in fast allen Lebensbereichen des Landes zu finden ist. Hotels, Supermärkte, Mobilfunknetz, Tankstellen, Radio- und Fernsehsender - alles in der Hand eines Unternehmens. Außerdem pflegt "Sheriff" beste Verbindungen zur regierenden Partei des Obersten Rates von Transnistrien.
Der Landstrich fiel in der Vergangenheit vor allem durch Menschenrechtsverletzungen auf. Das US-Außenministerium führte in einer Liste unter anderem willkürliche Verhaftungen, Verschleppungen und Folter auf. Zustände, von denen die Erfolge des FC Sheriff ablenken sollen. Auf der Webseite der UEFA wird die heikle Situation im Land mit keinem Wort erwähnt. Vielmehr wird eine "multinationale Mannschaft" mit vielen Stars angepriesen.