Red Bull Salzburg hat für den angestrebten dritten Champions-League-Einzug in Folge noch ein hartes Stück Arbeit vor sich. Österreichs Fußball-Serienmeister drehte zwar am Dienstag das Hinspiel gegen Bröndby IF, die Ausgangsposition könnte aber besser sein als nach einem 2:1-Heimsieg. Im Rückspiel nächsten Mittwoch (25. August, 21.00 Uhr/live Sky) hat der dänische Meister nicht nur seine Fans im Rücken - er dürfte auch weniger stark ersatzgeschwächt antreten.
Sechs Spieler, darunter fünf Stammkräfte, musste Bröndby in Salzburg nach positiven Corona-Tests vorgeben. Sie könnten in der Kopenhagener Vorstadt allesamt wieder zur Verfügung stehen. "Es wird ein richtig, richtig umkämpftes Spiel werden", meinte Salzburg-Trainer Matthias Jaissle. "Sie werden ein paar Spieler zurückbekommen. Ich glaube, dass es uns die Jungs von Bröndby sicher noch schwieriger machen werden."
Jaissle kennt die Stimmung im Bröndby Stadion, von 2017 bis 2019 war der Deutsche selbst als Co-Trainer beim dänischen Traditionsclub tätig. "Wir fahren mit einem Sieg im Rücken nach Bröndby", betonte der 33-Jährige. Ansonsten habe sich an der Ausgangssituation aber wenig geändert. "Wir fahren dahin, um zu gewinnen, das ist unser Anspruch im Rückspiel."
In Salzburg war es ein früher Rückstand durch Mikael Uhre, nach dem sich seine junge Truppe laut Jaissle "kurz schütteln" musste. Warum es in der zweiten Hälfte deutlich besser funktionierte, bei klarer Feldüberlegenheit in der entscheidenden Zone gefährlich zu werden, als in der ersten, dafür ortete der Jungtrainer "viele Faktoren". Einer davon war Brenden Aaronson, den er erstmals in dieser Saison in einem Pflichtspiel auf die Ersatzbank gesetzt hatte.
Jaissle wollte laut eigenen Angaben Neuzugang Nicolas Capaldo für dessen starke Trainingswochen belohnen. Dazu habe er auch "das Attackieren gegen den Ball nochmal übergewichten" wollen, in dem der Argentinier über den US-Amerikaner zu stellen ist. Der Plan wurde zur Pause revidiert, Aaronson brachte nach seiner Einwechslung viel frischen Wind und war an beiden Toren beteiligt. Das 2:1 in Minute 90 besorgte er selbst. "Brenden hat es richtig gut gemacht", sagte Jaissle. Der 20-Jährige dürfte damit im Rückspiel wohl in der Startformation stehen.
Große Veränderungen an der taktischen Grundeinstellung wird es nicht geben. "Wir werden von unserer Art und Weise nicht abrücken", kündigte Jaissle an. "Wir ziehen unsere Spielidee durch." Von Bröndby erwarte er aber mehr Angriffsbemühungen, das könnte Räume öffnen. In Salzburg schossen die Dänen nur zweimal Richtung Tor - trafen aber einmal hinein und einmal die Latte.
Die Salzburger sind gewarnt: Viermal sind sie in der Red-Bull-Ära (seit 2005) nach Heimsiegen im Hinspiel in der Champions-League-Qualifikation noch ausgeschieden, zuletzt 2014 und 2015 jeweils mit 0:3-Niederlagen in Malmö. Auch in der schwedischen Stadt, die nur durch eine Brücke von Kopenhagen getrennt ist, war man als Favorit gegen ein schwächer eingeschätztes Team aus Skandinavien angetreten.
Im Vorjahr gaben sich die Bullen im Play-off nach einem 2:1 bei Maccabi Tel Aviv im Rückspiel daheim mit 3:1 keine Blöße - und besiegten damit ihren Fluch von elf gescheiterten Anläufen in der Qualifikation für die Königsklasse. 2019 war man fix qualifiziert, in Dänemark soll der CL-Hattrick perfekt gemacht werden. Der Heimsieg gegen Bröndby sei am Ende verdient gewesen, meinte Kapitän Andreas Ulmer. "Aber das ist erst der erste Schritt. Es gibt ein Rückspiel auch noch - und es wird sicher nicht einfacher."
Zumal Bröndby nach den positiven Corona-Tests der vergangenen Woche auf die Rückkehr der Verteidiger Tobias Börkeeiet und SigurdRosted, der Mittelfeldspieler Christian Cappis,MathiasGreve und des Ex-Salzburgers Josip Radosevic sowie von Ersatztorhüter Thomas Mikkelsen hofft. "Ich rechne stark damit, dass alle sechs Spieler für das Rückspiel zur Verfügung stehen", sagte Trainer Niels Frederiksen. Mit der Leistung seines Teams war er trotz 2:29 Torschüssen zufrieden. "Wir haben klug und vernünftig angegriffen. Im Bröndby Stadion werden wir anders spielen."
Reaktionen zum Sieg der Salzburger
Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): "Es war wie erwartet ein sehr, sehr intensives Spiel. Der Spielverlauf hat es nicht einfacher gemacht für uns. Das frühe Tor kam der Art und Weise, wie Bröndby verteidigt hat, entgegen. Das war wirklich schwierig zu bespielen. In Summe haben wir es gut gemacht. Ich glaube, dass die erste Hälfte nicht ganz so schlecht war. Es ist ganz schwer für eine so junge Mannschaft nach vier Minuten zurück zu liegen. Da muss man sich kurz schütteln. Aber letztendlich geht es darum, dass man in seinem Spiel sauber und konsequent bleibt." ...über seine Emotionalität: "Wir hatten 30 Torchancen und der Gegner hatte zwei. Wenn man dann ‚nur‘ zwei Tore macht, ist man dann emotional an der Linie."
Mikael Uhre (Bröndby-Torschütze): "Es war ein schönes Gefühl, dieses Tor zu machen. Ich nehme das Selbstvertrauen aus diesem Tor mit - für die dänische Liga und auch für das Rückspiel. Unser Torhüter Mads Hermansen hat ein tolles Spiel gemacht. Wir haben viele Spieler gehabt, die durch unsere eigene Akademie gegangen sind. Die haben alle ein sehr gutes Spiel gemacht, da bin ich auch stolz darauf."
Andreas Ulmer (Kapitän): "Erste Halbzeit sind wir halt gleich in Rückststand geraten, das hat uns etwas aus dem Konzept gebracht. Die zweite Halbzeit war dann so wie wir uns das vorstellen und wie man uns auch kennt. Zweite Halbzeit waren wir auch viel besser mit dem Ball, das Tempo mit dem Ball, die Positionierung, es war in der zweiten Halbzeit alles viel stimmiger. Wir werden in Bröndby nichts verwalten, wir wollen auf jeden Fall auch dort gewinnen."
Rasmus Kristensen (Salzburg-Verteidiger): "Es ist ein wichtiges Spiel, es war auch schwer, wenn man 1:0 hinten ist. Aber wir haben alles im Griff und haben super gespielt. Wir haben ein gutes Gefühl, wenn wir nach Dänemark reisen." Zu seinem Fehler: "Ich habe beim letzten Schritt zum Ball die Balance verloren. Das muss ich natürlich besser machen, aber ich freue mich, dass ich eine super Mannschaft habe und wir trotzdem siegen. Wir haben erste Hälfte verloren und zweite gewonnen."
Brenden Aaronson (Torschütze zum 2:1): "Ich bin superglücklich. Ich habe dem Team geholfen, das ist das Entscheidende." Zu seiner Nichtaufstellung von Beginn an: "Ich denke immer positiv und habe es nicht negativ aufgefasst. Ich kann nicht sagen, in der zweiten Hälfte war der Unterschied nur ich. Bröndby hat sehr defensiv gespielt, das war frustrierend."
Niels Frederiksen (Bröndby-Trainer): "Wir haben alles gegeben. Wir sind unserem Matchplan bis zum letzten Moment gefolgt. Wir sind gelaufen ohne Ende, haben die Zweikämpfe gut geführt. Unser Ziel war, für das Rückspiel alles so gut wie möglich offen zu gestalten. Ärgerlich war natürlich das späte Gegentor. Aber Salzburg muss im Rückspiel, wenn wir unsere Fans im Rücken haben, richtig Gas geben. Da wartet ein heißer Tanz auf Salzburg."