Chelsea steht dank eines 2:0-Heimerfolgs über Real Madrid nach dem 1:1 im Hinspiel in der vergangenen Woche im Finale der Champions League. Die Tore an der Stamford Bridge erzielten der deutsche Teamstürmer Timo Werner (28.) und Mason Mount (85.). Somit wird das Finale am 29. Mai in Istanbul eine rein britische Angelegenheit, Chelsea trifft dann auf Manchester City.
Bereits in der 18. Minute sorgte Werner für kurze Jubelschreie, sein Abseitstreffer wurde jedoch zurecht nicht anerkannt. Zehn Minuten später setzte N'Golo Kante Kai Havertz in Szene, der lupfte den Ball an die Latte und Werner hatte leichtes Spiel, die Kugel über die Linie zu drücken. Auf der Gegenseite musste Edouard Mendy in der ersten Hälfte zweimal gegen Karim Benzema entschärfen.
In Halbzeit zwei machte es Chelsea lange Zeit unnötig spannend, vergab Chance um Chance. Direkt nach Wiederanpfiff traf Havertz per Kopf nur die Latte, Thiago Silva köpfelte (52.), Mason Mount schoss drüber (53.). Nach einer Stunde scheiterte Havertz alleine vor Thibaut Courtois an dem Torwart, Kantes Schuss nach einem vielversprechenden Konter wurde im letzten Moment von Federico Valverde geblockt. Mount machte kurz vor Schluss nach Vorarbeit des eingewechselten Christian Pulisic den Deckel drauf (85.).
Vor dem Spiel
Was zählt er noch, der theoretische Vorsprung, in Zeiten wie diesen? Der Wert des Heimvorteils hat sich durch die Abwesenheit der Zuschauer weitgehend verflüchtigt, in England wurden die Verhältnisse, wie die Zahlen (mehr Auswärts- als Heimsiege in der Premier League) belegen, sogar umgekehrt. Was in der stärksten Liga der Welt schon System hat, passiert auch in der Champions League. Chelsea sollte sich angesichts dieser völlig veränderten Vorzeichen also nicht auf das bei Real in Madrid erreichte 1:1 verlassen. Und außerdem ist mit dem Rekordgewinner des wertvollsten Klubbewerbs (13 Titel) immer zu rechnen.
Doch nicht nur die fehlende Fan-Unterstützung für die Londoner an der Stamford Bridge eröffnet Real noch alle Möglichkeiten, es sind auch die personellen Ressourcen, auf welche Trainer Zinedine Zidane zuletzt nicht in vollem Ausmaß hatte zurückgreifen können. Diesmal aber darf der Franzose praktisch aus dem Vollen schöpfen. Zwei lange verletzt bzw. krank gewesene und nun wieder fit gewordene Topstars könnten besonders motiviert sein, nämlich Sergio Ramos und Eden Hazard.
Der Belgier war 2019 um 100 Millionen Euro von Chelsea zu Real transferiert worden, konnte sein überragendes Können aber aufgrund zahlreicher Verletzungen bisher bei Weitem nicht in gewünschtem Ausmaß darbringen. Nun besteht just gegen seinen Ex-Klub die Möglichkeit, sich wieder in Erinnerung zu rufen, auch im Hinblick auf seinen Input für die belgische Nationalmannschaft angesichts der nahenden Europameisterschaft. Die Rückkehr des 30-Jährigen kann für Real einen gewaltigen Schub bewirken, vor allem in spielerischer Hinsicht.
Für den mentalen Aspekt zeichnet hingegen Sergio Ramos verantwortlich. Der 35-jährige Super-Routinier musste das komplette Viertelfinale gegen Liverpool und auch das erste Duell mit Chelsea wegen einer Muskelverletzung und einer Corona-Erkrankung auslassen, war aber schon im Hinspiel von der kleinen Tribüne des Trainingsgeländes aus ein lautstarker Antreiber seiner Mannschaft. Ramos ist der moralische Rückhalt bei Real und seine enorme Erfahrung kann in diesem Match den Unterschied ausmachen.
Auch Marcelo darf den Madrilenen beistehen. Der gebürtige Brasilianer, mittlerweile schon seit zehn Jahren spanischer Staatsbürger, erschien am Dienstag bei der Regionalwahl als Beobachter, musste aber nur wenige Minuten verweilen und durfte mit der Mannschaft nach London aufbrechen. Eine ältere Frau sprang für Marcelo ein. Das Real-Ansuchen um eine Ausnahmegenehmigung war zuvor abgelehnt worden.