Nun hat sich auch Jürgen Klopp kritisch über das neue Modell geäußert, in dem ab 2024 gleich 36 statt 32 Teams spielen und jede Mannschaft zehn statt sechs Gruppenspiele absolviert.
"Die UEFA hat uns nicht gefragt, die Erfinder der Super League haben uns nicht gefragt. Niemand hat uns gefragt. Es heißt immer nur, wir sollen mehr Spiele machen. Wir müssen einfach nur liefern. Was ist der Grund? Geld!", sagte der deutsche Coach des FC Liverpool. Klopps Arbeitgeber gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Super League.
Ebenso wie Tottenham Hotspur. Deren Supporters Trust (THST) plädiert für den Rücktritt des Vorstandes und die Installierung eines neuen Gremiums, in dem auch Fanvertreter sitzen. Zudem sprach sich der THST für ein Einschreiten der britischen Regierung aus, die dafür sorgen soll, dass Fans sogenannte goldene Aktien erhalten, "damit ohne die ausdrückliche Zustimmung der Fans keine Entscheidung über Schlüsselfragen getroffen werden kann", hieß es.
Sollte die Vereinsführung die geforderten Änderungen nicht vornehmen, müssten die Fans überlegen, wie sie neue Käufer motivieren könnten. Der Vorstand würde zudem das Risiko eingehen, dass der Club nicht mehr zu führen sei - denn die Fans hätten gerade gezeigt, "welche Macht" sie haben.
Die Super League wäre eine direkte Konkurrenz zur Champions League der Europäischen Fußball-Union UEFA gewesen. Auch der ÖFB und die österreichische Fußball-Bundesliga hatten die Super-League-Pläne kritisiert und gemeint, dass eine derartige Elite-Liga ein verheerender Rückschlag für kleine und mittlere Nationen wäre.
Durch die massiven Fan-Proteste, aber auch ein Machtwort durch Premierminister Boris Johnson, hatten sich jedenfalls alle sechs englischen Gründungsmitglieder letztlich von den Plänen wieder distanziert, die Chefs der Clubs entschuldigten sich anschließend bei den Anhängern. Auch der Eigentümer des FC Chelsea, Roman Abramowitsch. Man hätte das Thema zuvor mit den Anhängern besprechen sollen, schrieben Abramowitsch und der Vorstand des Vereins von Trainer Thomas Tuchel in einem langen Brief. "Der Besitzer und der Vorstand verstehen, dass die Einbeziehung des Clubs in solch einem Vorschlag eine Entscheidung war, die wir nicht hätten treffen sollen. Es handelt sich um eine Entscheidung, die wir zutiefst bedauern."
Die Ambition sei immer gewesen, Chelsea zum besten Club der Welt zu machen. Die Entscheidung, sich den Super-League-Plänen anzuschließen, sei von derselben Ambition getrieben gewesen. "Als klar wurde, dass eine neue Liga gebildet werden könnte, wollten wir nicht, dass der FC Chelsea die Gelegenheit verpasst, in einer potenziell so prominenten Liga zu spielen. Wir wollten auch nicht riskieren, hinter unsere englischen und europäischen Rivalen zurückzufallen", hieß es in dem Brief. Nach Gesprächen mit den Fans habe man die Entscheidung überprüft und sei zu dem Schluss gekommen, nicht Teil dieser Liga sein zu wollen.
Im Zuge der Kontroverse um die Super League zeigte der Gründer und Chef des Musikstreaming-Marktführers Spotify, Daniel Ek, Interesse an einem Kauf des FC Arsenal. Schon als Kind habe er die Londoner angefeuert, schrieb der Schwede auf Twitter. Wenn sich Clubbesitzer Stan Kroenke entschließen würde, Arsenal zu verkaufen, wäre er bereit, seinen "Hut in den Ring zu werfen", so Ek.
Kroenke steckt wegen des Super-League-Fiaskos arg in Bredouille. Vor der Partie gegen den FC Everton (0:1) war es am Freitagabend vor dem Emirates Stadium in London zu Fan-Protesten gekommen. Zahlreiche Arsenal-Anhänger forderten den Rückzug von Kroenke wegen dessen Unterstützung der Super League. "Kroenke raus" und "Wir wollen unser Arsenal zurück", riefen die Fans unter anderem.
Im Gegensatz zu den englischen Vereinen drohen den verbliebenen Mitgründern der Super League noch Konsequenzen. UEFA-Chef Aleksander Ceferin kündigte für kommende Woche Gespräche an. "Wir warten noch auf rechtliche Einschätzungen und dann werden wir dies sagen. Aber jeder muss die Konsequenzen für seine Entscheidungen tragen und sie wissen das", sagte der Präsident der Europäischen Fußball-Union UEFA in einem Interview der Nachrichtenagentur AP.
Bei der Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees sei man übereingekommen, sich mit den betroffenen nationalen Verbänden und Ligen in Verbindung zu setzen. "Das werden wir nächste Woche machen. Es wäre gut, wenn wir sehen würden, was bestimmte Ligen tun können, was die Verbände tun können und was die UEFA tun kann", sagte der 53 Jahre alte Slowene. Es sei absolut klar, dass die Vereine entscheiden müssten, ob sie "in der Super League oder ein europäischer Verein" seien. "Wenn sie in der Super League sind, dann können sie natürlich nicht in der Champions League sein."
Damit bezog sich Ceferin auf die Mitinitiatoren Real Madrid und Juventus Turin sowie FC Barcelona und AC Milan, die bisher offiziell noch keine Absichten zum endgültigen Ausstieg aus dem Projekt verkündetet haben.