Montagfrüh erschütterte ein gewaltiges Beben den europäischen Spitzenfußball. Zwölf Vereine verkündeten die schnellstmögliche Gründung einer "European Super League" und machen sich somit unabhängig von FIFA und UEFA. Der europäische Verband reagierte bereits darauf und ließ in einer Aussendung wissen, dass "die betreffenden Klubs aus jeglichen anderen Wettbewerben auf nationaler, europäischer oder globaler Ebene ausgeschlossen werden, und ihren Spielern könnte die Möglichkeit verwehrt werden, ihre jeweiligen Nationalmannschaften zu vertreten."
Neben der geplanten Reformierung der Champions League könnten die fixen Pläne zur Superliga den Klubfußball in Europa weiter massiv ändern. Vor allem kleinere Vereine hätten mit noch größeren Nachteilen zu kämpfen. In der Super League würden sie gar nicht berücksichtigt, die neuen Pläne der Königsklasse sehen ebenfalls fixe Startplätze für bestimmte Klubs vor.
Statement der Gründervereine
Zwölf der führenden europäischen Fußballvereine haben sich heute zusammengeschlossen, um die Gründung eines neuen Wettbewerbs unter der Woche, der Super League, bekannt zu geben. Diese wird von den Gründungsvereinen geleitet.AC Mailand, FC Arsenal, Atletico Madrid, FC Chelsea, FC Barcelona, Inter Mailand, Juventus Turin, FC Liverpool, Manchester City, Manchester United, Real Madrid und Tottenham Hotspur sind als Gründungsvereine beigetreten. Es wird erwartet, dass drei weitere Vereine noch vor der ersten Saison, die so bald wie möglich beginnen soll, beitreten werden.
Die Gründungsvereine freuen sich darauf, Gespräche mit der UEFA und der FIFA zu führen, um partnerschaftlich zusammenzuarbeiten und das Beste für die neue Liga und den Fußball als Ganzes zu erreichen. Die Gründung der Super League kommt zu einer Zeit, in der die globale Pandemie die Instabilität des bestehenden europäischen Fußball-Wirtschaftsmodells beschleunigt hat. Darüber hinaus haben die Gründervereine seit einigen Jahren das Ziel, die Qualität und Intensität der bestehenden europäischen Wettbewerbe in jeder Saison zu verbessern und ein Format zu schaffen, in dem sich Spitzenvereine und Spieler regelmäßig messen können.
Die Pandemie hat gezeigt, dass eine strategische Vision und ein nachhaltiger kommerzieller Ansatz erforderlich sind, um den Wert und die Unterstützung zum Nutzen der gesamten europäischen Fußball-Pyramide zu erhöhen. In den letzten Monaten hat ein umfassender Dialog mit den Interessenvertretern des Fußballs über das zukünftige Format der europäischen Wettbewerbe stattgefunden. Die Gründungsvereine sind der Meinung, dass die im Anschluss an diese Gespräche vorgeschlagenen Lösungen grundlegende Probleme nicht lösen, einschließlich der Notwendigkeit, qualitativ hochwertigere Spiele und zusätzliche finanzielle Mittel für die gesamte Fußball-Pyramide bereitzustellen.
Modus der European Super League
Auf Dauer sind 20 Klubs in der Superliga vorgesehen. Die 15 Gründervereine starten demnach fix, fünf weitere Mannschaften können sich jährlich über den Qualifikationsmechanismus mit den Leistungen der Vorsaison qualifizieren. Gespielt wird unter der Woche, um den "traditionellen nationalen Spielkalender zu erhalten, der weiterhin das Herzstück des Klubfußballs darstellt", heißt es in der Aussendung.
Gestartet wird im August mit zwei Zehnergruppen. In jeder Gruppe gibt es eine Hin- und Rückrunde, nach der sich die besten drei Teams jeder Gruppe für das Viertelfinale qualifizieren. Die viert- und fünftplatzierten Mannschaften spielen ein Play-off um die restlichen Plätze. Es folgt ein K.o-System mit zwei Spielen, das Finale Ende Mai wird an einem neutralen Spielort ausgetragen. So schnell als möglich soll auch eine eigene Frauenliga nach diesem Vorbild geschaffen werden.
Finanziell sollen die "Solidaritätszahlungen" an die teilnehmen Klubs weitaus höher sein als im aktuellen europäischen Wettbewerb. Sie dürften sich laut Aussendung auf bis zu "zehn Milliarden Euro" belaufen.
Reaktionen und Kritik
Florentino Perez (Präsident von Real Madrid und Vorsitzender der Super League): "Wir werden dem Fußball auf allen Ebenen helfen und ihm seinen rechtmäßigen Platz in der Welt verschaffen. Fußball ist die einzige globale Sportart der Welt mit mehr als vier Milliarden Fans und unsere Verantwortung als große Klubs ist es, auf ihre Wünsche einzugehen."
Andrea Agnelli (Präsident Juventus Turin und Vizepräsident der Super League): "Unsere zwölf Gründervereine repräsentieren Milliarden von Fans auf der ganzen Welt und 99 europäische Trophäen. Wir haben uns in diesem kritischen Moment zusammengetan, um den europäischen Wettbewerb umzugestalten, das Spiel, das wir lieben, auf eine nachhaltige Basis für die langfristige Zukunft zu stellen, die Solidarität deutlich zu erhöhen und den Fans und Amateurspielern einen regelmäßigen Strom von Schlagzeilen zu bieten, der ihre Leidenschaft für das Spiel nährt und ihnen gleichzeitig ansprechende Vorbilder bietet."
Joe Glazer (Co-Vorsitzender Manchester United und Vize-Vorsitzender der Super League): "Indem die weltbesten Klubs und Spieler zusammengebracht werden, um während der Saison gegeneinander zu spielen, wird die Super League ein neues Kapitel für den europäischen Fußball aufschlagen, indem sie einen Weltklasse-Wettbewerb und -Einrichtungen sowie eine größere finanzielle Unterstützung für die breitere Fußballpyramide gewährleistet."
Gary Neville (ehemaliger Kapitän von Manchester United): "Fans eines Vereins in England und in ganz Europa können derzeit davon träumen, dass ihre Mannschaft gegen die Besten spielt. Wir glauben, dass das Konzept einer europäischen Super League diesen Traum zerstören würde. Es ist eine Schande, ich bin absolut angewidert."
Fan-Netzwerk Football Supporters Europe (FSE): "Dieser geschlossene Wettbewerb wird der letzte Nagel im Sarg des europäischen Fußballs sein und alles zerstören, was ihn so beliebt und erfolgreich gemacht hat (…). Diese Pläne sind von Grund auf illegitim, unverantwortlich und gegen jeglichen Wettbewerb. Mehr noch, sie werden ausschließlich aus Gier vorangetrieben."
Boris Johnson (Englischer Premierminister): "Pläne für eine europäische Super League wären sehr schädlich für den Fußball, und wir unterstützen die Fußballbehörden dabei, Maßnahmen zu ergreifen. Sie würden das Herz des heimischen Fußballs treffen und die Fans im ganzen Land beunruhigen. Die beteiligten Vereine müssen sich vor ihren Fans und der gesamten Fußballgemeinschaft verantworten, bevor sie weitere Schritte unternehmen."
Ralph Hasenhüttl (Trainer Southampton): "Es ist eine große Bedrohung, die ich aufziehen sehe, ein Krieg, wenn Sie so wollen, der großen Klubs."
Alan Shearer (Erster der ewigen Premier-League-Torschützenliste): "Diese zwölf Vereine haben mit dieser Ankündigung eine riesige Granate auf den Sport geworfen, und die Premier League sollte mit einer eigenen Granate reagieren und sagen: 'OK, ihr werdet von der nächsten Saison an aus der Premier League verbannt.' So sollten sie damit umgehen."