Auf der einen Seite naturgemäß großer Jubel und Erleichterung, auf der anderen ebenso verständlich Frust und Hadern. Real Madrid steht nach dem torlosen Unentschieden an der Anfield Road dank des 3:1-Heimerfolgs gegen Liverpool im Halbfinale der Königsklasse und damit auf der "richtigen" Seite.
Grund genug für Trainer Zinedine Zidane, seine Spieler mit einem Extralob zu bedenken. "Sie wollen immer mehr, wenn es Schwierigkeiten gibt, rücken sie noch mehr zusammen und wollen sich steigern. Wir haben enorme Qualität, aber der Schlüssel ist der Charakter der Spieler", versicherte der 48-Jährige, der seinen vierten Titel in der Königsklasse als Trainer im Visier hat. Nun wartet im Halbfinale mit Chelsea der nächste Kapazunder von der Insel. "Eine gute Mannschaft, aber klar, je weiter wir im Wettbewerb kommen, desto schwieriger werden die Spiele", sagte Zidane.
Während sich Liverpool-Coach Jürgen Klopp über die Leistung im Hinspiel ärgerte ("Wir haben das nicht heute verloren, wir haben das in Madrid verloren"), haderte man bei der Borussia aus Dortmund nach dem Aus gegen Manchester City nicht zuletzt mit dem Schiedsrichter. Grund des Ärgers war der gegebene Elfmeter, den Riyad Mahrez zum 1:1 für City nutzte (55.). BVB-Mittelfeldmann Emre Can, dem der Ball zuvor bei einem Abwehrversuch vom Kopf an den Arm gesprungen war, machte aus seiner Verärgerung keinen Hehl: "Ich glaube, in den Regeln steht, dass das kein strafbares Handspiel ist. Wenn wir deswegen einen Elfer gegen uns bekommen und das Spiel verlieren, ist das bitter."
Coach Edin Terzic pflichtete Can bei. "Wir haben jedes Jahr Schiri-Schulungen, wo uns die Regeln erklärt werden. Uns wurde vor der Saison ganz klar gesagt: Wenn man sich selbst an die Hand köpft, wird es nicht als regelwidrig angesehen. Es ist für mich sehr ärgerlich und kein strafbares Handspiel." Zudem verwies der Fußball-Trainer auf die fragwürdige Aberkennung eines Tores von Jude Bellingham beim 1:2 vor einer Woche: "So richtig Glück mit den Schiedsrichter-Entscheidungen hatten wir in den letzten sieben Tagen nicht." City-Coach Pep Guardiola sah es hingegen anders. "Elfmeter, ganz klar", sagte der Spanier nach Ansicht der TV-Bilder nach dem neuerlichen 2:1. Manchesters Ilkay Gündogan ergänzte: "Ich hatte das Gefühl, dass der Arm relativ weit draußen war."
City darf jedenfalls weiter vom ersten Titel in der Königsklasse und von insgesamt vier Titeln in dieser Saison träumen. "Wir wollen jetzt mehr", sagte auch Guardiola, dessen Truppe nun auf Paris Saint-Germain trifft. "Wir wissen, wie hart sie sind. Sie haben Bayern München eliminiert. Ein großer Moment für den Klub und die Spieler", betonte Guardiola und mahnte: "Immer ein Spiel nach dem anderen, sprich niemals von den vier Titeln."
Geht es nach den führenden Wettanbietern, sollten sich die Citiziens aber vorsorglich ein paar Tage nach dem Finale am 29. Mai in Istanbul zum Feiern freihalten. Unisono wird der Klub, der weitestgehend im Besitz der Herrscherfamilie des Emirats Abu Dhabi ist, als klarer Favorit gesehen. Mit Respektabstand folgen der französische Serienmeister, dann Real und Chelsea.