Ein Wunder ist per Definition ein außergewöhnliches, den Naturgesetzen oder aller Erfahrung widersprechendes und deshalb der unmittelbaren Einwirkung einer göttlichen Macht oder übernatürlichen Kräften zugeschriebenes Ereignis, das Staunen erregt. Genauso oder zumindest so ähnlich geschehen vor ziemlich genau vier Jahren im Camp Nou. Das "Wunder von Barcelona" bescherrte den Katalanen damals den nicht für möglich gehaltenen Einzug in das Viertelfinale der Königsklasse - wohl auch mit kräftiger Hilfe des Fußballgotts. Im Hinspiel setzte es für Messi, Suarez und Co eine 0:4-Klatsche bei Paris Saint-Germain.
Die Situation war nahezu aussichtlos, noch nie zuvor war es einer Mannschaft in der Champions League gelungen, einen Vier-Tore-Rückstand im Rückspiel noch wettzumachen. Dem FC Barcelona war das schlussendlich egal. Kurz nach der Pause führte man vor einem euphorischem Publikum durch einen Kopfball von Luis Suarez, einem Eigentor von Layvin Kurzawa und einem Elfmeter von Lionel Messi mit 3:0. Als dann Edison Cavani nach gut einer Stunde auf 1:3 stellte, brauchten die Spanier erneut drei Tore für den Aufstieg und es wurde hörbar leiser im Camp Nou. Ein Doppelpack von Neymar (88., 90. Elfmeter) sowie ein Treffer von Sergi Roberto in der fünten Minute der Nachspielzeit sorgten am Ende dann doch noch für die wohl größte Sensation in der jüngeren Fußballgeschichte.
Am 10. März 2021 braucht Barcelona nahezu ein ähnliches Wunder - mit komplett anderen Voraussetzungen. Doppeltorschütze Neymar spielt mittlerweile für den heutigen Gegner, auch wenn er aufgrund einer Verletzung am Mittwoch nicht mit dabei sein wird. Außerdem sind die Katalanen derzeit weit weg von der Dominanz der Vergangenheit, als man sich mit Real Madrid die spanische Meisterschaft Jahr für Jahr ausgespielt hat. Nur die Ausgangslage nach dem Hinspiel ist annähernd aussichtlos wie damals: 1:4 verloren die Spanier das Hinspiel zu Hause - ohne Fans versteht sich.
Es benötigt also wohl erneut ein Wunder für den Aufstieg in das Viertelfinale. Die jüngsten nationalen Leistungen geben dem Anhang zu Hause vor den Fernsehgeräten aber zumindest ein wenig Hoffnung. In der Liga ist die Mannschaft von Trainer Ronald Koeman seit 14 Spielen (13. Dezember 2020) ungeschlagen und rangiert direkt hinter Atletico auf Platz zwei. Noch mehr Mut dürften die Fans aber aus dem Auftreten im spanischen Pokal schöpfen. Im Halbfinale der Copa del Rey stieg Barcelona trotz einer 0:2-Niederlage gegen Sevilla im Hinspiel doch noch in das Endspiel auf. Im entscheidenden Rückspiel siegte man mit 3:0 nach Verlängerung. Das "Wunder von Paris" scheint also nicht ganz außer Reichweite zu sein.