Die Partie in der Fußball-Champions League-Gruppenphase zwischen Paris Saint-Germain und Basaksehir Istanbul war nach einem Rassismusvorwurf gegen den Vierten Offiziellen zunächst unterbrochen und dann abgebrochen worden. Der rumänische Schiedsrichter-Assistent soll den Co-Trainer der Gäste, den früheren kamerunischen Nationalspieler Pierre Webo rassistisch beleidigt haben. Wie die Europäische Fußball-Union in der Nacht auf Mittwoch mitteilte, soll das komplette Schiedsrichter-Team ausgetauscht werden, wenn die verbleibenden 75 Minuten heute (18.55 Uhr) zu Ende gespielt werden.

Kommentar: Im Kampf gegen (Alltags-)Rassismus hilft nur konsequentes, solidarisches Handeln

Mit einem neuen Schiedsrichtergespann werden die verbleibenden Minuten gespielt werden. „Eine gründliche Untersuchung des Vorfalls“ werde unverzüglich eingeleitet, hieß es weiter. Zuvor hatte Basaksehir auf Twitter bereits angekündigt: „Unsere Spieler haben beschlossen, nicht mehr auf das Spielfeld zurückzukehren.“ Zudem hatte der Klub das Logo der UEFA-Kampagne „No to Racism - Respect“ getwittert. Die türkischen Top-Klubs Galatasaray Istanbul, Fenerbahce Istanbul und Besiktas Istanbul zeigten sich solidarisch. Die drei Istanbuler Vereine twitterten jeweils „No to Racism“.  Auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, der Sympathien für Basaksehir pflegt, schaltete sich ein und verurteilte die Zwischenfälle „scharf“.

Schiedsrichter Ovidiu Hategan, der versuchte, die Spieler zum
Weitermachen zu bewegen, hatte schon einmal mit Rassismus in einem
Champions-League-Match zu tun: Vor sieben Jahren leitete er die
Partie von Manchester City bei ZSKA Moskau, in der ihn Yaya Toure
auf beleidigende Rufe der russischen Anhänger aufmerksam gemacht
hatte. Hategan hatte die Vorfälle in seinen Spielbericht aufgenommen, aber nichts dagegen unternommen. ZSKA war damals von
der UEFA mit einem Teilausschluss der Zuschauer im nächsten
Heimspiel sanktioniert worden.

Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu hat das Verhalten der Profis von Basaksehir und Paris Saint-Germain nach dem Rassismus-Vorfall in der Champions League ausdrücklich befürwortet und gelobt. "Heute Abend haben Sportler, Athleten eine historische Entscheidung getroffen gegenüber einer Einstellung, die sie als inakzeptabel beurteilt haben.", schrieb die Ministerin in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf Twitter. Sie warte die Ergebnisse der Untersuchung ab. "Aber ich kann die starke Symbolik ihrer Geste und ihrer Solidarität nur begrüßen", so Maracineanu.

Das "FARE"-Netzwerk gegen Diskriminierung sieht in den
Ereignissen in Paris ein wichtiges Signal im Kampf gegen Rassismus.
"Dass Basaksehir und PSG zusammen das Spielfeld verlassen haben,
setzt ein Zeichen in Europa", sagte FARE-Geschäftsführer Piara Powar
der Nachrichtenagentur AP. Viele Fußballprofis seien halbherzige
Maßnahmen gegen Rassismus leid und mehr denn je gewillt, bei
Vorfällen selbst ein Spiel zu unterbrechen.

"Wenn Offizielle nicht mit ihrem eigenen Verhalten Standards
setzen können, dann kann man sich auch nicht darauf verlassen, dass
sie mit Rassismus auf dem Platz oder den Tribünen umgehen können",
betonte Powar. Das FARE-Netzwerk berät die Europäische Fußball-Union
(UEFA) bei der Strafverfolgung von Vorfällen wie in Paris.

Rumäniens Verband (FRF) drohte indes mit Konsequenzen, sollten
sich die Anschuldigungen bewahrheiten. "Der Rumänische
Fußballverband distanziert sich mit Nachdruck von jeder Aktion oder
Erklärung rassistischer oder fremdenfeindlicher Art", hieß es in
einer FRF-Stellungnahme. Man habe die Vorgänge in Paris
zur Kenntnis genommen und warte hierzu auf das Prüfungsergebnis der
UEFA.