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Es sind die viel zitierten „Kleinigkeiten“, die den Unterschied ausmachen können. Aber weil sie entscheidenden Charakter haben, ist jedes Detail von Bedeutung. Das Problem dabei: Nicht alles ist kalkulierbar. „Es kann ganz plötzlich ein gefährlicher oder ein großartiger Moment eintreten, es kann in die eine oder in die andere Richtung gehen.“ Also sprach der Trainer des FC Salzburg über die Unberechenbarkeit des Fußballs und so gibt Jesse die Marsch-Richtung vor: „Du musst immer bereit sein.“
Was so banal klingt, ist die schwierigste Disziplin, denn in den bisherigen Duellen mit Atletico Madrid und dem FC Bayern hatte der österreichische Meister auf diesem besonders heiklen Teilgebiet das Nachsehen. Aber dieser Faktor muss heute weitgehend ausgeschaltet werden, soll das große Ziel, das Achtelfinale der Champions League, tatsächlich Realität werden. Wie aber ist vor dem Showdown das Kräfteverhältnis zwischen Salzburg und Atletico einzuschätzen?
Die Systeme. Die grundsätzliche Spielphilosophie könnte unterschiedlicher nicht sein. Hier das auf Offensive ausgelegte Kreativspiel der Salzburger, dort das vermutlich weltweit ausgeklügeltste Defensivkonzept im Klubfußball. In der Liga hat Atletico in zehn Spielen erst zwei Tore erhalten, was nicht nur an der Verteidigung, sondern auch am Torhüter, dem slowenischen Nationalteamkeeper Jan Oblak, liegt.
„Sie verteidigen überragend“, erklärt Marsch. Die Salzburger versuchten zuletzt, ihr Abwehrverhalten zu verbessern, und sollen laut ihrem Trainer zumindest bei der Schwachstelle Standards (Eckbälle etc.) einen Schritt weiter gekommen sein. „Wir sind jetzt näher am Mann“, sagt Marsch. Dass den Salzburgern beim ziemlich unglücklichen 2:3 in Madrid zwei Tore gelungen sind, ist ein Beleg für die eigene Offensivkraft.
Die Erfahrung. Sie spricht zweifellos für die Spanier, die, von vielen Elite-Partien gestählt, alle Winkelzüge beherrschen. Das liegt auch am mit allen Wassern gewaschenen Trainer Diego Simeone, von dem sein Salzburg-Kollege in höchsten Tönen schwärmt. „Er ist großartig.“ Der Amerikaner will der taktischen Schläue der Gegenseite mit Geduld und Spucke begegnen. „Wir müssen nicht in den ersten 20 Minuten ein Tor erzielen“, aber es geht auch um die erforderliche „Aggressivität“, mahnt Marsch gleichzeitig zu Besonnenheit und Angriffslust. Denn eine Führung wäre schon schön. „Dann würden wir für unser Spiel mehr Raum bekommen“, ist auch ein wenig Wunschdenken in des Trainers Konzept integriert. Beiden Trainern sind aber auch schon Fehler unterlaufen. Marsch tauschte im ersten Duell mit den Bayern ebenso unglücklich wie zuletzt der Argentinier beim 1:1 gegen die Münchner.
Die Spielstärke. Atletico verfügt mit Spielern wie dem portugiesischen Jungstar Joao Felix oder dem gerissenen uruguayischen Altmeister Luis Suarez über die höhere individuelle Klasse, während die natürlich ebenfalls mit Topkickern ausgestatteten Salzburger stets das Kollektiv betonen. Der Genieblitz ist aber den Spielern des österreichischen Meisters durchaus zuzutrauen, einem Dominik Szoboszlai oder dem laut Marsch wieder zu voller Fitness zurückgekehrten Patson Daka.
Es wird ein heißes Duell.