Wir schreiben das Jahr 2020 und ein österreichischer Fußballklub ist auf dem besten Weg, eine besondere Mission zu erfüllen. Red Bull Salzburg kann am Mittwoch in eine neue Dimension vordringen, nämlich mit einem Sieg über Atletico Madrid das Achtelfinale der Champions League erreichen. Der Aufstieg in den elitären Kreis der 16 besten Klubs Europas, was übrigens 2001 der SK Sturm schaffte (damals gab es eine zweite Gruppenphase mit anschließendem Viertelfinale), würde sich als äußerst profitabel erweisen, und zwar gleich auf mehreren Ebenen.
„Es wäre ein Höhepunkt für unseren Klub und für den gesamten österreichischen Fußball. Aber auch ein Weiterkommen in der Europa League würde uns nicht zurückwerfen. Wir hatten ja vor der Saison als Ziel definiert, im Frühjahr 2021 noch international zu spielen, und stehen kurz davor“, meint Salzburg-Geschäftsführer Stephan Reiter, der auch von Amts wegen stets vorausschauend agieren muss. Sein Blick in die Zukunft bietet für den Erfolgsfall eine umfassende Perspektive an. „Es würde auch den Spielern im Hinblick auf die Karriere Tür und Tor öffnen.“
Kein Abweichen vom Weg
Dies ist gleichzeitig auch schon als Hinweis darauf zu verstehen, dass die Salzburger nicht abweichen werden von ihrer Grundkonzeption. Warum auch, ist der Klub mit seiner Strategie doch bisher erfolgreich unterwegs.
„Wir gelten schon jetzt für viele Talente als eine der Topadressen in Europa.“ Der Abgang der Besten ist in diesem Gesamtkonstrukt freilich stets einkalkuliert. Im vergangenen Jahr war es der zu Dortmund abgewanderte Erling Haaland, in dieser Saison könnte es Dominik Szoboszlai betreffen. „Das Interesse an ihm ist natürlich sehr groß“, bestätigt Reiter.
Mit aller Gewalt soll der Ungar, unabhängig vom Ausgang der Mittwoch-Partie, nicht gehalten werden. „Denn es ist Teil unserer Philosophie, Spielern den nächsten Schritt zu renommierten Klubs in Europa zu ermöglichen“, sagt Reiter. Nicht alles ist in Österreich erfüllbar, wie zum Beispiel der Anspruch, jede Woche so gefordert zu werden wie in den großen europäischen Ligen.
Image und wirtschaftlicher Aspekt
Jeder Erfolg würde freilich die Anziehungskraft des FC Salzburg in seiner Gesamtheit weiter steigern, ganz abgesehen vom Imagegewinn, der mit einem Achtelfinal-Einzug verbunden wäre. „Es wäre ein weiterer Schritt, was unsere ohnehin schon sehr gute Reputation und die Akzeptanz innerhalb der Spitzenklubs in Europa betrifft“, meint Reiter. Keineswegs zu vernachlässigen ist auch für einen Klub aus dem Dosenimperium der finanzielle Aspekt.
Die UEFA-Aufstiegsprämie in Höhe von 9,5 Millionen Euro ist nicht zu verachten, vor allem auch hinsichtlich der Einbußen im Zuschauersektor. „In Moskau haben wir gesehen, wie schön es ist, wenn Fans dabei sind“, sagt Reiter mit leichter Wehmut. „Zuschauer können gerade im eigenen Stadion besondere Impulse setzen, wenn es darauf ankommt“, ganz zu schweigen vom wirtschaftlichen Verlust. Eine volle Red-Bull-Arena würde laut dem Geschäftsführer mit einem Umsatz von 1,7 Millionen Euro zu Buche schlagen.