Es ist gewissermaßen eine Ironie des Fußball-Schicksals. Nach dem 3:1-Erfolg der Salzburger gegen Lok Moskau hatte die Aufstellung des FC Bayern Jesse Marsch das Schlimmste befürchten lassen. „Schade“, meinte der Trainer des österreichischen Meisters angesichts der gegen Atletico Madrid ins Rennen geschickten „B-Elf“. Doch schließlich holten die Bayern dank eines Elfertors von Thomas Müller ein 1:1 und verschafften Salzburg doch noch ein grandioses Endspiel am Mittwoch gegen Atletico.
Am Ende des Tages stellte sich schließlich heraus, dass der bayrische Anteil an diesem Gruppenphasen-Finale ein beachtliches Ausmaß angenommen hatte. Damit ist längst nicht die – freilich entscheidende – Zugabe des Parade-Bayern Müller allein gemeint. Zwei seiner nicht auf den ersten Blick als solche erkennbare Landsleute haben den Weg für Salzburg bereitet, nämlich die Moskauer Torschützen Mergim Berisha und Karim Adeyemi.
Aus Berchtesgaden und München
Berisha, der in dieser Saison bei vier Champions-League-Toren hält, kam als Sohn kosovarischer Eltern in Berchtesgaden zur Welt. Was lag also näher, als den talentierten Burschen in der nur ein paar Kilometer entfernten Salzburger Red-Bull-Akademie unterzubringen. Am Dienstag gelangen dem 22-Jährigen drei Tore, zwei davon zählten. Mit seinen Leistungen in Vertretung des mittlerweile wieder fit gewordenen Patson Daka hat sich der längere Zeit auf schwere Geduldsproben gestellte Berisha in die Einser-Leiberl-Kategorie hinaufgedient.
Ganz so weit hat es der erst 18-jährige Adeyemi noch nicht gebracht, aber der in München geborene Sohn eines nigerianischen Vaters und einer rumänischen Mutter ist auf dem besten Weg dazu. Seine Anfänge lagen übrigens ausgerechnet beim FC Bayern, die frühen Jugendjahre verbrachte er in Unterhaching, ehe er vor zwei Jahren bei Salzburg Aufnahme fand. Das mit Höchstgeschwindigkeit herausgekonterte 3:1 sorgte zwei Minuten nach dem Lok-Anschlusstor für kollektives Aufatmen. Seine überschüssige Energie entlud sich in einem sehenswerten Salto. Er sei in der Lage, sein Lauftempo auf 38 km/h zu beschleunigen, erklärte er.
Falsche Taktik
Ganz so schnell ist der Vierte im Bunde nicht, aber dafür als Zappelphilipp an der Seitenlinie bekannt. Diego Simeone (50), seit neun Jahren Trainer von Atletico, hat die meist harmlosen Bayern mit seiner in Hälfte zwei noch verstärkten Defensive ins Spiel gebracht. Dem Argentinier, Nationalteamkollege von Diego Maradona, droht daher am Mittwoch bei den schon in Madrid starken Salzburgern vielleicht sogar das Aus.