Gleich nach dem Schlusspfiff, der die zweite Niederlage der Salzburger gegen den FC Bayern in dieser Champions-League-Saison besiegelte, machte sich Jesse Marsch auf den Weg zu David Alaba. Der Salzburg-Trainer sah sich veranlasst, dem österreichischen Teamstar im Dress des deutschen Serienmeisters einen Auftrag zu übermitteln. "Ihr müsst jetzt auch Atletico und Lok Moskau schlagen", meinte der Amerikaner. Alaba nahm das Ansuchen lächelnd zur Kenntnis.

Sorgen, dass die Bayern als nunmehr fix Qualifizierte in den beiden ausstehenden Gruppenspielen nicht mit letzter Konsequenz zu Werke gehen könnten, brauchen sich die Salzburger aber nicht zu machen, wenn man den Worten von Hansi Flick vertrauen darf. "Es ist nicht unsere Einstellung, nachlässig zu werden, wenn es nicht mehr um alles geht. Wir wollen unsere Siegesserie fortsetzen", versprach der Trainer der Bayern.

Langer Lernprozess

Jesse Marsch war nicht in der Lage, nach der Niederlagen seinen Spielern böse zu sein. "Wir können einfach nicht negativ denken nach so einem Match", meinte der Chefcoach des österreichischen Meisters, auch wenn die Erkenntnis schon zum dritten Mal die gleiche war, nämlich nach einem starken Auftritt punktelos geblieben zu sein. "Es ist ein Lernprozess. Uns fehlt für die entscheidenden Momente offenbar noch die Erfahrung, wir haben die jüngste Mannschaft", versuchte Marsch eine Erklärung für das Geschehene und vorerst offenbar Unausweichliche.

Der Trainer ist überzeugt davon, Atletico und Lok schlagen und damit noch den Einzug ins Achtelfinale schaffen zu können. Die Leistungen stimmen ihn zuversichtlich. "Wir waren sehr mutig, mit dem Ball und gegen den Ball, es hat nur die letzte Konsequenz vor dem Tor gefehlt." Dass sich mit Manuel Neuer der wohl nach wie vor beste Torhüter der Welt vor seinen Spielern auftürmte, ließen sowohl Marsch als auch Flick nicht unerwähnt.

"Sensationelle Effizienz"

Auch der Bayern-Trainer sah keinen Grund, sein Team trotz etlicher Nachlässigkeiten zu tadeln. "Was soll man sagen, wenn es im 51. Spiel den 46. Sieg gegeben hat?", stellte Flick in den Raum. Ob die Bayern diesmal von den Salzburgern zu schlagen gewesen wären? Flick wollte sich auf dieses Thema auf Nachfrage nicht direkt einlassen, sondern gab lediglich zu bedenken, dass sein Team es den Salzburgern "oft sehr einfach gemacht hat, zu Chancen zu kommen."

Der Bayern-Trainer lobte die Chancenauswertung seiner Mannschaft. "Die Effizienz war sensationell gut, daher ist letzten Endes das Ergebnis dann wohl auch wieder gerecht." Salzburg habe die Möglichkeiten, seiner Mannschaft "weh zu tun, und das haben sie auch gemacht". Aber die Effizienz spreche für die Bayern. "Das zeigt halt dann auch unsere Qualität".