Es schien lange Zeit so, als hätte Salzburg-Trainer Jesse Marsch gegen Bayern München alles richtig gemacht. 75 Minuten lang sah er seine Elf auf Augenhöhe mit dem amtierenden Champions-League-Sieger. Und dabei griff er taktisch in die Trickkiste: Oft hat er die Bullen nämlich noch nicht in einer Art 4-3-3 auf den Rasen geschickt. Sekou Koita war als Mittelstürmer nominiert, Dominik Szoboszlai und Mergim Berisha sollten den schnellen Koita mit Bällen in die Tiefe füttern.
Zlatko Junuzovic und Enock Mwepu arbeiteten zentral und auf den Flügeln, Mohamed Camara war der Abfangjäger vor der Viererkette. Marschs Überlegungen gingen wohl auf: Salzburg ging in Führung und fand auch in der Folge einige gute Einschussmöglichkeiten vor. Dass die Bayern die bessere Mannschaft sind, war aufgrund der individuellen Qualität im Kader wohl klar. Salzburg ärgerte den deutschen Rekordmeister aber zumindest. Und die Bullen kamen nach 66 Minuten auch zum Ausgleich.
15 Minuten vor Ende der Partie hatte Marsch dann aber eine Idee, die nicht so gut war, wie jene von vor der Partie. Der US-Amerikaner entschied sich dazu mit Berisha einen Stürmer vom Feld zu nehmen und brachte mit Jerome Onguene einen dritten Innenverteidiger. Eine Dreier- bzw. Fünferkette sollte den Salzburgern einen Punkt retten. Der Gedanke, den Marsch in der Pressekonferenz formulierte ist auch durchaus nachvollziehbar: "Wir hatten eine Führung gegen Lok und haben ein Gegentor in der zweiten Halbzeit bekommen. Dann hatten wir gegen Atletico eine Führung und haben ein spätes Gegentor bekommen. Wir haben nach diesen zwei Spielen ein bisschen analysiert und uns gedacht: Was, wenn wir noch einen Verteidiger auf den Platz stellen, die Situation so schützen, vielleicht so besser Standards verteidigen und vielleicht auch besser umschalten, wenn wir besser verteidigen."
Alleine: Der Gedanke ging nicht auf. Jerome Boateng köpfelte vier Minuten nach der Einwechslung Onguenes die Bayern nach einem Eckball wieder in Führung. Marsch stellte danach sofort wieder auf einen Viererkette um, mit Maximilian Wöber als Linksverteidiger und Andreas Ulmer als Flügelstürmer - das Unheil war aber bereits angerichtet und die Salzburger zerfielen. Marsch: "Das war unsere Strategie dieses Mal und es geht wieder total in die andere Richtung. Ich bin nicht zufrieden mit diesem Wechsel."