Es hätte ein Fußballfest werden sollen, wenn die großen Bayern, ihres Zeichens amtierender Champions-League-Sieger, erstmals in der Königsklasse bei Salzburg gastierten. Die Partie wäre binnen weniger Minuten restlos ausverkauft gewesen, so weit darf man sich aus dem Fenster lehnen. Tatsächlich war die Stimmung im Salzburger EM-Stadion eine gedrückte. Erstens, weil aufgrund der Corona-Pandemie keine Zuschauer dabei sein durften. Und zweitens, weil in der Nacht vor diesem fußballerischen Leckerbissen ein Terroranschlag in Wien das ganze Land in Schockstarre versetzt hatte. So begann die Partie mit einer Trauerminute, die Oberarme der Akteure zierte jeweils ein Trauerflor. Die Gastgeber verzichteten auf das übliche Drumherum: Keine Lichtshow beim Einlauf der Spieler, keine Partymusik und der Stadionsprecher war nur dann zu hören, wenn es auch tatsächlich und unbedingt notwendig war.

Und in der vierten Minute war dies bereits der Fall, denn: Der Deutsche Mergim Berisha zog im Strafraum ab und sorgte so für das frühe 1:0 der Salzburger gegen seine Landsmänner. Die Reaktion der Bayern? Nicht von schlechten Eltern. Erst rettete Ramalho bei einem Schuss von Serge Gnabry auf der Linie (11.), wenig später gab es Elfmeter für den deutschen Rekordmeister. Der Videoassistent mischte sich – zu Recht – ein und bewahrte die Hausherren vorerst vor dem Ausgleich. In der 15. Minute wieder Gnabry, diesmal mit einem Tor. Doch abermals mimte der Videoassistent wegen Abseits den Spielverderber.

Dann aber, in der 21. Minute, sollte das Salzburger Glück aufgebraucht sein. Nach einem Foul an Thomas Müller verwandelte Stürmerstar Robert Lewandowski vom Elfmeterpunkt zum 1:1 – es war das erste Champions-League-Tor des Polen in dieser Saison.

Die „Bullen“ spielten weiter beherzt, kamen in der Offensive zur Geltung. Das 2:1 erzielten aber die Gäste rund um den aufgrund seiner Vertragssituation im Rampenlicht stehenden David Alaba. Wobei: Getroffen hatte ein Salzburger, Rasmus Kristensen köpfelte in der 44. Minute ins eigene Tor.

Salzburg wäre aber nicht Salzburg, würde es sein Spiel nicht weiterhin unbeirrt weiterführen. Gleich nach Wiederanpfiff rettete Manuel Neuer bei einem Schuss von Enock Mwepu in höchster Not. Logisch, dass die Bayern aufgrund der sich auftuenden Räume zu weiteren Chancen kamen. Aber auch Cican Stankovic erwischte im Tor des österreichischen Meisters einen guten Tag. Und dann bewies Jesse Marsch ein goldenes Händchen, indem er Masaya Okugawa einwechselte (65.) und der Japaner eine Minute später das 2:2 erzielte. Plötzlich stand das Spiel wieder auf des Messers Schneide.

Und dann war es eine Standardsituation, die die Partie zugunsten des Favoriten aus München (vor-)entschied: Jerome Boateng stieg nach einem Eckball am höchsten und sorgte per Kopf für das 3:2 für die Bayern (79.), Joker Leroy Sane schoss ins Kreuzeck (83.), Lewandowski (88.) und Hernandez (92.) machten alles klar – 6:2 für den deutschen Rekordmeister.

Weil Lok Moskau gegen Atletico Madrid einen Punkt erkämpfte (1:1), ist in Gruppe A im Rennen um Platz zwei weiter alles offen. Nur dem Titelverteidiger dürfte der Gruppensieg nicht zu nehmen sein.