Herr Ceferin, Sie sind jetzt in Ihrer Heimat, hier in Slowenien, einmal für längere Zeit?
ALEKSANDER ČEFERIN: Nein, nur ein paar Tage. Ab Montag bin ich wieder in der Schweiz wie jede Woche.
Kommt das häufig vor, dass Sie zu Hause sein können?
Nun, montags bis donnerstags bin ich in Genf, am Wochenende, also Freitag, Samstag, Sonntag hier in Slowenien.
Es ist das ganz normale Leben eines UEFA-Präsidenten?
Ja, das geht jetzt seit vier Jahren so. Ich bin ein "Gastarbeiter" (auf Deutsch, lacht). Was soll ich machen?
Was hat sich grundsätzlich in Ihrem Leben geändert, seit Sie gewählt wurden?
Sehr viel. Ich habe das Familienleben wesentlich mehr zu schätzen gelernt. Nachhause zu kommen ist immer angenehm, wenn man alles (Sport)politische hinter sich lassen kann.
Können Sie in dieser privaten Zeit wirklich alles vergessen?
Nein, natürlich nicht. Aber ich genieße die Momente mit der Familie viel intensiver. Wir sind in diesen drei Tagen ständig zusammen, gehen gemeinsam aus. Die Quantität ist gesunken, die Qualität stark gestiegen. Ich habe drei Töchter, eine ist schon Anwältin, die anderen studieren, sie sind erwachsen.
So gibt es schon drei Generationen von Anwälten in der Familie Ceferin?
Vier. Auch mein Großvater war schon Rechtsanwalt (zeigt auf ein Bild).
Aber Ihrem zivilen Job können Sie jetzt wohl eher nicht nachgehen?
Nein. Ich komme am Freitag, um mich mit meinen Kollegen auszutauschen, manchmal fragen Sie mich um Rat, das ist alles.
Als UEFA-Präsident ist es vermutlich kein Nachteil, Anwalt zu sein?
Es ist gut, besonders in Tagen wie diesen. Und vor allem, als ich anfing, da brauchten sie dringend einen Anwalt. Ich war so viele Jahre im Strafrecht tätig, ich glaube, ich kann sehr gut in die Menschen hineinschauen.
Zynisch könnte man sagen, dann hat sich im Grunde ja bei Ihrer Tätigkeit gar nicht viel geändert?
Das hat es natürlich schon. Aber auch im Fußball musst du über eine gute Menschenkenntnis verfügen, in den Augen der Leute lesen. Wo so viel Leidenschaft und so viel Geld im Spiel ist wie im Fußball, da kommen einem auch sehr viele zweifelhafte Elemente in die Quere. Es ist sehr interessant, sehr spannend. Das einzige, was ermüdet, ist das viele Reisen.
Im Privatjet?
Das hängt von der Location ab. Wenn ich nach Moldawien reise, geht es nur im Business Jet. Nach Deutschland ist das natürlich nicht nötig.
Wie Sie sicher wissen, hat der FIFA-Präsident (Gianni Infantino, Anm.) ein Problem mit einem ganz bestimmten Privatflug. Inwieweit sind Sie mit diesem Fall vertraut? Was können Sie dazu sagen?
Das ist wirklich schwer für mich. Denn als Rechtsanwalt gilt für mich die Unschuldsvermutung.
Laut der Süddeutschen Zeitung ist er im April 2017 mit einem Privatjet von Surinam nach Europa zurückgeflogen, um angeblich 200.000 Franken, um sich mit Ihnen zu treffen. Was können Sie dazu sagen?
Ich war jedenfalls nicht da, ich war in Armenien, ich habe das extra in meinem Kalender gecheckt, als ich das gelesen habe. Heutzutage ist ja über das Internet alles relativ leicht nachzuprüfen. Vorher war es leichter, etwas zu verschleiern.
Sollte Infantino sein Amt zurücklegen?
Glaube ich nicht, solange keine endgültigen Schlüsse gezogen worden sind. Ich bin mit dem Fall zu wenig vertraut und ich will nicht unkorrekt sein.
Okay. Auf welche Erfolge können Sie in Ihrer bisherigen Amtszeit verweisen?
Es gibt etliche kleinere Dinge, aber zu den wesentlichen Punkten gehört, dass alles transparent ist wie zum Beispiel die Stellenausschreibungen. Wir haben das alles erledigt. Für mich ist es sehr wichtig, dass wir die Laufzeiten der Amtsperioden begrenzt haben. Ich kann maximal dreimal wiedergewählt werden, das Gleiche gilt für die Mitglieder des Exekutiv-Komitees.
Wann endet Ihre letzte Amtszeit?
Theoretisch 2031.
Welche Leistungen können Sie noch vermelden?
Wir haben sehr viel für den Frauenfußball getan, das ist mir sehr wichtig. Im Finale der Womens Champions League 2019 hatten wir ein volles Stadion, unglaublich. Wir haben in der Vergangenheit sehr viel Geld verloren, das ist jetzt nicht mehr der Fall. Aber die größte Herausforderung war natürlich das heurige Jahr seit März. Und es geht in dieser Art weiter. Wir haben entschieden, die Europameisterschaft auf 2021 zu verschieben, als nicht klar war, was passieren würde. Glücklicherweise war das eine sehr gute Entscheidung.
Glauben Sie, dass die EURO im nächsten Jahr tatsächlich über die Bühne gehen kann?
Ja, da bin ich mir sicher. Die einzige offene Frage ist, ob wir Matches mit vollen, teilweise befüllten oder leeren Stadien haben werden.
Welchen Sinn hätte eine EURO ohne Zuschauer?
Viel weniger, aber es würde immer noch einen Sinn haben. Wir haben ja die TV-Zuseher, die wir natürlich auch sehr respektieren. Weiters werden alle nationalen Verbände besonders über Veranstaltungen wie die Europameisterschaft finanziert. Die TV-Rechte sind bereits verkauft. Stellen Sie sich vor, die Fußballverbände müssten auf dieses Geld verzichten! Es gäbe keine Weiterentwicklung des Fußballs, auch, was die Jugendarbeit betrifft. Mindestens 40, wenn nicht 50 der 55 Mitgliedsverbände würden ernsthafte wirtschaftliche Probleme bekommen. Das würde bedeuten, dass es keinen Nachwuchsfußball mehr geben würde, keinen Frauenfußball, die Infrastruktur würde zusammenbrechen. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir rechtzeitig vor der EURO über eine Impfung verfügen werden.
Haben Sie Informationen, die über das, was öffentlich kolportiert wird, hinausgehen?
Ja, ich habe Informationen aus bedeutsamen Quellen, aber ich weiß nicht, ob sie der Wahrheit entsprechen oder nicht. Sie besagen, dass wir zu Beginn des nächsten Jahres mit einer Impfung rechnen können.
Wie denken Sie generell über die Maßnahmen gegen Covid-19?
Ich denke schon, dass sie wichtig sind. Ich bin kein Experte. Aber seitens der Regierungen vermisse ich die positive Energie. Sie sagen uns ständig, wenn du das nicht machst, sperren wir dich zu Hause ein, du wirst deinen Job verlieren. Wir werden mit Bedrohungsszenarien bombardiert. Das löst bei den Menschen ernsthafte psychologische Probleme aus. Es gibt Familien hier in Slowenien, und ganz sicher auch in Österreich, die über ein monatliches Einkommen von 1000 oder 1500 Euro verfügen. Wenn diese Menschen den Job verlieren, wird das gravierende Folgen haben. Es wird uns aber auch allgemein wirtschaftlich schwer treffen. Ich denke, wir sollten die Alten und die Kranken schützen. Ich glaube nicht, dass sich die Welt diese Zustände länger leisten kann. Da ist auch sehr viel Populismus im Spiel.
In welcher Form wird die EURO abgewickelt, wenn, wie Sie sagen, der Zeitplan hält?
Ehrlich gesagt, war mir schon vor Corona bewusst, dass die Organisation einer solchen Form der EURO eine Herausforderung darstellen würde. Wir haben zwölf verschiedene Länder, verschiedene Gesetzgebungen, unterschiedliche Währungen. Das bedeutet enorme Anstrengungen, einen ungeheuren Aufwand.
Das heißt, es wäre möglich, dass die Anzahl der Spielorte reduziert wird?
Alles ist möglich. Aber im Moment denken wir nicht darüber nach. Seit März waren wir ausschließlich damit beschäftigt, den Fußball zu retten. Es gab keine Diskussionen über künftige Ereignisse. Alle haben zusammengearbeitet. Die Klubs, die Ligen, alle. Und wir hatten im Endeffekt ein Champions-League-Achter-Finalturnier, ein Europa-League-Finalturnier. Es gab rund 350 internationale Spiele. Wir sind die einzige Organisation weltweit, und das bezieht sich nicht nur auf den Sport, die vier internationale Ereignisse organisiert hat, zur selben Zeit, in vier Ländern, Champions League, Europa League, Youth League und Women´s Champions League. Es war verrückt, ich habe in dieser Zeit nicht viel geschlafen. Es war auch wirklich nicht einfach. Es war eine gewaltige Leistung der UEFA, das Team ist wirklich fantastisch.
Also ist es doch möglich, über Fußball zu sprechen, nicht nur über Corona?
Ja, jetzt müssen wir über die Zukunft sprechen. Wir sind optimistisch und wir werden da herauskommen und was uns betrifft, stärker als andere. Aber es gibt immer viele Diskussionen mit den Regierungen. In einigen Ländern kommt es vor, dass ein Fall auftritt und alle werden in Quarantäne geschickt. Das müssen wir überwinden.
Wenn Sie nun, wie im europäischen Supercup schon geschehen, Zuschauer zulassen: Sehen Sie das auch als Signal dafür, dass wir lernen werden müssen, mit dem Virus zu leben?
In gewisser Weise ja. Aber von einer anderen Sichtweise aus können wir Budapest als positives Beispiel heranziehen. Die Dinge haben sich geändert. Wir hatten ein Drittel der möglichen Zuschauer im Stadion, sie respektierten den Sicherheitsabstand, sie trugen Masken. Es hat funktioniert. Wir sollten den Menschen vertrauen, wir dürfen sie nicht unterschätzen oder wie Idioten behandeln. Sie haben den permanenten Druck satt. Immer wieder werden Verbote ausgesprochen. Tagtäglich werden neue Fallzahlen präsentiert, sie sprechen von der zweiten, dritten, vierten Welle. Es könnte zu einem neuen Lockdown kommen. Die Regierungen verbreiten Angst, statt den Menschen Hoffnung zu vermitteln. Sie sollten positive Energie ausstrahlen, lächeln und Optimismus verbreiten. Von mir aus können sie dann ja nach Hause gehen und den ganzen Tag weinen. Aber wenn ich sehe, dass sich die politische Führung fürchtet und ich annehmen muss, dass diese mehr wissen als ich, dann bekommst du Angst.
Wie lange wird dieser Zustand aus Ihrer Sicht noch andauern?
Es hängt alles von der Impfung ab. Aber die Welt wird es sich nicht mehr lange leisten können. Im Fußball gehen die Klubs zugrunde. Der Tourismus bricht zusammen, und so weiter.
Wenn wir jetzt Corona einmal ausblenden: Wie sieht es mit der Geldverteilung im europäischen Fußball aktuell aus? Ist es gerechter geworden?
Es ist fairer, als es 2016 war. Die Verteilung hat sich mehr zugunsten der mittleren und kleineren Verbände verschoben.
Die Bewegungen auf dem Markt erwecken aber den Anschein, dass die großen Nationen über noch mehr Geld verfügen können?
Alle erhalten mehr. Früher lag das Budget bei 3,6 Milliarden Euro, jetzt sprechen wir von 5,6 Milliarden. Und wenn Leute einwenden, ob im Fußball nicht schon viel zu viel Geld im Spiel ist, sage ich nein. Ich will noch mehr. Wir geben fast 90 Prozent an die Klubs und die nationalen Verbände ab. Dabei ist festzuhalten, dass die großen Vereine rund 80 Prozent des Geldes generieren, aber nur 60 Prozent davon selbst erhalten. Die Differenz kommt den Kleinen zugute. Das nennt man Solidarität.
Mittlerweile ist es aber für die Klubs aus den kleineren Ligen noch schwieriger geworden, in die Champions League zu kommen?
Das war ein Kompromiss, und ich glaube, kein schlechter. Sonst wären einige wahrscheinlich auf die Idee gekommen, sich loszulösen. Wir dürfen uns nichts vormachen. Die kleinen Ligen können mit den großen nicht konkurrieren, zum Beispiel in Bezug auf die TV-Rechte. Das Problem ist, dass die Spieler in einem sehr frühen Alter nach England oder Spanien abwandern, weil sie dort natürlich mehr verdienen können. Das halte ich für falsch, sie sollten so lange wie möglich in ihrem Land bleiben.
Wie wollen Sie das erreichen?
Wir müssen eine Möglichkeit finden, die inländischen Spieler zu schützen. Wir haben die Bosman-Regel, sie sagen: Jeder Mensch muss seinen Arbeitsplatz innerhalb der Europäischen Union frei wählen können, aufgrund des Wettbewerbs. Aber im Fußball funktioniert das so nicht, es geht genau in die andere Richtung, nämlich gegen den Wettbewerb. Alles ist auf wenige Länder konzentriert. So wie es jetzt läuft, wird der Wettbewerb ausgeschaltet.
Warum wird nichts dagegen unternommen?
Wir sind dabei. Wir haben schon einen Diskussionsprozess in Gang gesetzt und sind bei der Europäischen Kommission sogar in gewisser Weise schon auf Zustimmung gestoßen. Aber dort herrscht eine enorme personelle Fluktuation. Du hast mit jemandem zu reden begonnen, und bei der Fortsetzung der Gespräche sitzt an gleicher Stelle schon ein anderer, alles beginnt wieder von vorne. Und jetzt haben wir Covid und es gibt kein anderes Thema mehr. Niemand scheint daran zu denken, dass es irgendwann vorbei sein wird.
Aber wie sieht der Plan aus?
Wir müssen einen Weg finden, die kleinen Ligen zu schützen. Die nationalen Verbände stellen den Klubs mehr Geld zur Verfügung, um die eigenen Spieler länger im Land zu halten. Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, die Zahl der Ausländer zu beschränken, zumindest jene, die auf dem Platz sind. Ein Klub kann von mir aus 20 Spieler kaufen, aber nur zwei dürfen zum gleichen Zeitpunkt spielen. Das könnte ein Weg sein.
Glauben Sie im Ernst, dass dies ein realistisches Unterfangen ist?
Natürlich kommt sofort das Gegenargument, dass in den großen Ligen überwiegend mit Legionären gespielt wird. Aber wir pflegen mittlerweile sehr gute Beziehungen zu den Ligen und den Klubs.
Die Großen werden da wohl eher nicht mitspielen?
Im Moment sicher nicht.
Aber sollte es im Hinblick auf die Spielstärke der Nationalteams nicht im Interesse der jeweiligen Länder liegen?
Das Problem ist, dass die Klubs ihre eigenen Interessen haben. Natürlich verstehen wir das, aber wir müssen den Nationalteam-Fußball ebenfalls schützen.
Und wo liegen die Interessen der UEFA?
Wir sollten beides im Auge behalten, die Nationalmannschaften und die Vereine. Aber Nationalteams haben bei Weitem nicht so viele Spiele wie die Klubs. Und die Verbände, die den Fußball in jedem Land entwicklen, hängen in erster Linie von den Nationalteams ab.
Also sind sie davon überzeugt, dass die Nations League einen Sinn hat?
Absolut. Wir hätten nie erwartet dass sie so ein Erfolg werden würde. Freundschaftsspiele sind ja ganz nett, wenn du einen attraktiven Gegner findest. Aber wenn zum Beispiel Slowenien gegen Österreich spielt, interessiert das kaum jemand. Doch wenn es eine Chance gibt, etwas zu gewinnen, eine Gruppe, oder sich für ein Turnier zu qualifizieren, ist das etwas völlig anderes.
Wie nehmen Sie die öffentliche Darstellung über die UEFA wahr?
Die Medienwelt hat sich ja gewaltig verändert. Es gibt unzählige Websites, One-Man-Bands, die Dinge veröffentlichen, die ungenau oder schlicht unwahr sind. Ich gehöre zu jener Generation, die auf die Abendnachrichten und auf die Morgenzeitung wartet. Nun werden wir bombardiert mit Webseiten, mit Fake News. In einer der größten Tageszeitungen Italiens las ich etwas meine Person betreffend, das völlig falsch war. Dass ich am folgenden Tag ein besonderes Meeting hätte. Ich habe nachgefragt, woher die Informationen kommen würden und sie sagten mir, von einer Website aus Sao Paulo. Die wissen bestimmt Bescheid über mich oder die UEFA. Ich glaube, den Medien kommt schon eine besondere Verantwortung zu. Aber unsere Beziehung zu den Medien ist korrekt.
Spüren Sie eine Art von Widerstand in Ihrer Funktion als UEFA-Präsident?
Nein, gar nicht. Ich bin ein sehr zugänglicher Mensch. Jeder Verband hat meine Nummer, ich spreche mit jedem, ich versuche, zu helfen, wo es möglich ist. Man weiß natürlich nicht, was die Zukunft bringen wird, aber bei der letzten Wahl hatte ich keinen Gegenkandidaten. Doch wir arbeiten hart.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der FIFA?
Ehrlich gesagt, hat nur ein Prozent meiner Arbeit mit der FIFA zu tun. Wir gehören nicht zur FIFA, wir sind eine selbstständige Organisation. Das habe ich vorher selbst nicht gewusst.
Die vor geraumer Zeit von einigen Großklubs geplante Superliga ist kein Thema mehr?
Das war nie so ein großes Thema, wie es teilweise geschrieben wurde. Vielleicht gibt es noch irgendwo geheime Pläne, mir ist nichts bekannt. Ich war immer dagegen, es würde den Fußball kaputtmachen.
Glauben Sie, dass Finalturniere, wie Sie heuer aus der Not heraus geboren wurden, auch in Zukunft eine Option sein könnten?
Dass es Achter-Turnier geben wird, bezweifle ich, aber ein Final Four erscheint mit als sehr interessantes Modell. Bis 2024 ist alles geregelt, aber für die Zeit danach könnte man eine "Week of Football" in Erwägung ziehen, mit Semifinale und Finale und dazwischen andere Events, Jugendfußballturniere und Konzerte, ein richtiges Fußball-Festival. Aber das ist vorerst nur eine Idee von einigen Interessengruppen. Schauen wir einmal.
Können Sie Korruption bei der UEFA gegenwärtig völlig ausschließen?
Möglich ist es überall, in jeder Organisation. Aber ich bin mir sicher, dass es derzeit in der UEFA keine Korruption gibt. Ich kann dazu eine kleine Geschichte erzählen: Ich besuchte vor zwei Wochen eine Charity-Veranstaltung. Der Präsident einer anderen großen Sport-Organisation hatte die Patronanz über dieses Event und mir wurde erklärt, dass sie 25.000 Euro beigesteuert hätten. Ich fragte, woher das Geld denn komme. Sie sagten mir, er, dieser Präsident hätte einen Fonds, mit dem könne er machen, was er will. Sie fragten, ob die UEFA auch einen Beitrag leisten könne und ich sagte, dass ich nicht weiß, woher ich das Geld dafür nehmen sollte.
Das heißt, es gibt keine dunklen Kanäle?
Selbst ich als Präsident kann nicht sagen, gebt mir 25.000 Euro, was ja für unsere Organisation ein geringer Betrag ist. Ich kann über keinen einzigen Euro frei verfügen. Das hat sich bei uns gegenüber früher völlig geändert, unser System ist absolut wasserdicht. Und ich habe volles Vertrauen in meine Mitarbeiter. Ich habe auch in den vergangenen vier Jahren kein einziges unmoralisches Angebot bekommen. Die Leute dürften erkannt haben, dass so etwas mit mir nicht möglich ist.