Die zweite Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League en suite ist für Red Bull Salzburg zum Greifen nah. Mit viel Selbstvertrauen und einem 2:1-Sieg aus dem Hinspiel geht Österreichs Serienmeister am Mittwoch (21.00 Uhr/live Sky) ins Rückspiel gegen das von Corona dezimierte Maccabi Tel Aviv - auch, um den Quali-Fluch in der Königsklasse endlich zu brechen. Trainer Jesse Marsch wollte davon freilich nichts wissen.
"Die Vergangenheit hat mit unserem Team nichts zu tun. Unsere Persönlichkeit und die Situation sind anders als früher", betonte Marsch auf der Pressekonferenz und brachte das erste Duell bei Maccabi, bei dem man zur Pause 0:1 zurücklag, als Beispiel: "Unsere Konzentration war gut. Wir haben keinen Stress bekommen oder Sorgen, es war eine gute Mentalität. Ich denke, diese Truppe ist bereit."
Im Vorjahr brachte der Meistertitel den automatischen Platz in der CL-Gruppenphase, zumindest das erklärte Vereinsziel seit dem Einstieg von Red Bull 2005/06 war damit erreicht. Davor endeten allerdings alle elf Qualiversuche vorzeitig, immer wieder auch auf kuriose, bittere Art. So wie etwa 2018, als man im Play-off-Rückspiel gegen Roter Stern Belgrad trotz 2:0-Führung mit zwei Gegentoren innerhalb von 77 Sekunden alles verspielte.
Im Herbst 2019 kam dann dank der Königsklassenduelle mit Liverpool, Napoli und Genk die Entschädigung für das Quali-Elend vergangener Jahre. "Wir hatten irrsinnig viel Spaß, auf so hohem Niveau zu spielen", meinte Marsch. Wichtiger sei aber die gewonnene Erfahrung, gerade für so ein junges Team. "Die Jungs haben gelernt, was es für Spiele auf so einem Top-Niveau braucht", stellte der US-Amerikaner fest. Die Jugend sei vor der Entscheidung am Mittwoch auch mental als Vorteil zu sehen. "Die jungen Spieler haben nicht so viel Angst."
Während im Lager der Salzburger einmal mehr alle Corona-Tests negativ ausfielen, nur Mittelfeldmann Antoine Bernede mit einer Prellung fehlt und Zlatko Junuzovic nach seinem Muskelfaserriss zumindest auf die Bank zurückkehren wird, sind die Israelis inzwischen einer ganzen Mannschaft verlustig gegangen. In den vergangenen zehn Tagen legten elf Maccabi-Kicker einen positivenTest ab, jüngster Fall war am Montag der im Hinspiel eingewechselte Offensivmann Ben Haim. Trainer Georgios Donis brach am Dienstag dennoch mit 20 Akteuren, davon einige Nachwuchsleute, Richtung Salzburg auf.
"Sie haben nicht so viele Optionen, aber immer noch gute Spieler", sagte Marsch. "Wir müssen uns auf unsere Idee fokussieren und unseren Fußball spielen." Der Sieg aus der Hinpartie, als man das 0:1 dank der Tore von Dominik Szoboszlai (49.) und Masaya Okugawa (57.) noch drehte, sei jedenfalls viel wert. "Zwei Auswärtstore sind sehr wichtig. Aber vor allem haben wir die Mentalität, dass wir auch dieses Spiel gewinnen und nicht den Vorsprung verteidigen wollen. Wir müssen Vollgas geben und aggressiv spielen." Und Marsch versprach: "Wir werden dem Gegner von Anfang an Druck machen."
Dank fünf Siegen in fünf Pflichtspielen (Torverhältnis inkl. 10:0-Cupsieg gegen Bregenz 22:4) können die Salzburger mit breiter Brust in das Rückspiel gehen. "Das gibt uns Selbstvertrauen", bestätigte Goalgetter Patson Daka, der bei sieben Saisontreffern hält und in Tel Aviv auch einen Assist gab. "Wir wissen, dass wir am richtigen Weg sind", meinte der 21-Jährige. Auch er musste die Frage nach dem Druck bejahen, aber: "Der ist immer da und auch Motivation, hart zu arbeiten. Wir wollen versuchen, Geschichte zu schreiben."