Über die vergangenen Jahrhunderte verband Deutschland und Frankreich eine durchaus spezielle Beziehung. Als "Erbfeinde" sahen sich Deutsche und Franzosen und konkurrierten im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Mittlerweile sind militärische Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich kein Thema mehr, beide Länder gelten mitunter als die wichtigsten Verbündeten in der Europäischen Union. Im Fußball sorgte das Duell der beiden Nachbarn auch in der jüngeren Vergangenheit für viel Zündstoff.
Der Thriller von Sevilla
Die Fußball-Weltmeisterschaft von 1982 bat einst eine Menge Diskussionsstoff. Nach der unrühmlichen Schmach von Gijon, in der sich Österreich und Deutschland bei einem für beide brauchbaren Ergebnis minutenlang den Ball hin und her schoben, qualifizierte sich die deutsche Mannschaft nach überstandener zweiten Finalrunde für das WM-Halbfinale. In der brütenden Hitze von Sevilla wartete auf die amtierenden Europameister Frankreich mit Superstar Michel Platini. Vor 70.000 Zusher schenkten sich beide Teams nichts. Nach früher Führung für Deutschland glich Frankreich in er 26. Spielminute bereits aus.
In der 57. Spielminute kam es zur Schlüsselszene der Partie. Der eingewechselte französische Stürmer Patrick Battiston errannte einen Steilpass von Platini an der Strafraumgrenze. Battiston lupfte den Ball über Schumacher hinweg, der im Moment des Schusses noch rund fünf Meter vom Schützen entfernt war. Schumacher sprang hoch in den Mann, drehte sich in der Luft und traf Battiston mit seinem Becken am Kopf. Dieser ging durch die Wucht des Zusammenpralls zu Boden und blieb regungslos liegen. Das brutale Foul blieb vom Schiedsrichter ungeahndet und Deutschland rettete sich nach zwischenzeitlichen 1:3 Rückstand in der Verlängerung ins Elfmeterschießen. In der Entscheidung wurde Schumacher schließlich mit zwei gehaltenen Elfmetern zum Helden, Deutschland erreichte das Finale - verlor aber schließlich gegen Italien.
WM 2014 - Neuer lässt Frankreich verzweifeln
32 Jahre später standen sich erneut Deutschland und Frankreich auf der großen Fußballbühne gegenüber. Im WM-Viertelfinale von 2014 bogen die Deutschen nach einem Kopfballtreffer von Mats Hummels früher auf die Siegerstraße ab. Auch in dieser Partie drängte sich ein Torhüter in den Mittelpunkt, diesmal jedoch im positivsten Sinne. Manuel Neuer vereitelte mit einigen Glanztaten die französischen Hoffnungen auf ein Halbfinale. Nach einem überragenden 7:1-Erfolg von Jogi Löws Truppe über Brasilien, die damals ohne Neymar keine Chance gegen die Disziplin der künftigen Weltmeister hatten, kehrten die Deutschen am 13. Juli zurück ins Maracana, wo sie Frankreich neun Tage zuvor besiegt hatten. Bekanntermaßen krönte sich die Truppe um Superstar Neuer mit einem 1:0-Erfolg über Argentinien zum Weltmeister.
EM 2016 - Frankreichs Revanche
Nachdem Aufeinandertreffen der Nachbarstaaten in großen Turnieren lange rar waren, stand die Erwartungshaltung vor dem EM-Halbfinale 2016 auf dem Höchststand. In einem denkwürdigen Spiel hatte Frankreich das erste Mal seit 58 Jahren in einem Pflichtspiel die Nase vorne. Ein Doppelpack von Antoine Griezmann ebnete den Gastgebern des Kontinentalturniers den Weg ins Finale. Während bereits das Semifinale für viele das vorweggenommene Endspiel war, rechneten internationale Beobachter nach dem sicheren 2:0-Erfolg über Deutschland mit dem zweiten Europameister-Titel Frankreichs. Selbst Griezmann sollte zwei Jahre später eingestehen, dass nach dem Halbfinale die Mannschaft vom Erfolg zu überzeugt war und die Portugiesen in Paris unterschätzte. Diese bestraften schließlich die Franzosen und schlugen die Grande Nation im Endspiel mit 1:0 nach Verlängerung.
PSG laut Bilanz im Vorteil
Doch auch auf der Klubebene sorgten Duelle zwischen französischen und deutschen Vereinen in den letzten Jahren für Brisanz. Die heutigen Finalgegner trafen bereits im Herbst 2017 in der Königsklasse aufeinander. Nach einem 3:0-Erfolg der Pariser im September musste Bayerns-Ex-Coach Carlo Ancelotti seinen Stuhl räumen. Im Retourmatch der Gruppenphase gewannen die Münchener mit Jupp Heynckes 3:1 in der Allianz Arena. Die nackte Bilanz spricht zudem für die Franzosen, von acht Königsklassen-Partien gestaltete PSG fünf siegreich gegen den deutschen Rekordmeister. Ebenso gelang es Neymar und Co. in der laufenden Saison bereits mit dem BVB und RB Leipzig zwei deutsche Teams aus der Königsklasse zu werfen.
Die Rivalität zwischen den einstigen Erbfeinden hat sich mittlerweile zu Glück auf den Fußballplatz verlagert. So scherzt mittlerweile der französische Staatschef Emmanuel Macron mit seiner deutschen Kollegin Angela Merkel über das bevorstehende Duell. Er könne versichern, dass dieselbe Freundschaft auch in Lissabon fortbestehen werde, so Macron.