Es ist schwer zu glauben: Der wohl erfolgreichste Trainer aus Deutschland der vergangenen Jahre ist gerade in Österreich. Jürgen Klopp bereitet seinen FC Liverpool in Saalfelden schon auf die neue Saison vor. Und der Trainer, der gewissermaßen den „Trend zum Deutschen“ auch international wesentlich beeinflusst hat, trainiert derzeit gar nicht. Ralf Rangnick gilt trotzdem als Wegbereiter für die neue deutsche Fußballschule, die beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon gerade auf der Erfolgswelle reitet. Denn drei Trainer aus ein und demselben Land im Halbfinale der Fußball-Königsklasse, das gab es bisher noch nie: Den Anfang machen heute Leipzig-Coach Julian Nagelsmann und Paris-SG-Cheftrainer Thomas Tuchel, morgen steigt dann Hansi Flick mit dem FC Bayern als Favorit gegen Olympique Lyon in den Ring.
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Die Ursache des Erfolges? Liegt wohl tatsächlich in der Rangnick-Philosophie, der so viele nacheifern, wenn auch nicht auf dieselbe Art. Ball und Gegner jagen, so lautet die Prämisse, die durch diverse taktische Finessen und vor allem auch Empathie gegenüber Schwingungen in der Mannschaft erreicht wird. „Wir sollten uns freuen, dass wir ein paar deutsche Vertreter in den Top vier in Europa haben, das ist eine schöne Sache. Schauen wir, wie viele es am Ende ins Finale schaffen“, meinte Julian Nagelsmann, der aber auch an die Schelte erinnerte, die der deutsche Fußball vor einem Jahr erhielt, als kein Team ins Viertelfinale gekommen war. „Grundsätzlich erinnere ich mich immer wieder an Worte zurück, dass der deutsche Fußball international auf den Deckel gekriegt hat, was auch meistens deutsche Trainer betraf. Und jetzt ist wieder alles gut? So ist es auch nicht. Wir sollten alle nicht in den Extremen leben“, mahnte er.
Seine Mannschaft hat jedenfalls Lust auf das heutige Duell mit Neymar, Mbappe und Co. „Das ist ein einmaliges Erlebnis für uns. Wir haben Bock drauf“, betonte ÖFB-Legionär Marcel Sabitzer, der wie Konrad Laimer gesetzt sein sollte. Der Steirer weiß, dass für den Finaleinzug die nächste Topleistung notwendig ist. Aber: „Wenn wir einen richtig guten Tag erwischen wie gegen Atletico, mit ein bisschen Glück, dann können wir das Spiel gewinnen!“
Am Mittwoch kann Hansi Flick als Trainer der Bayern den nächsten Rekord knacken. Dabei war er zunächst nach dem Aus von Niko Kovac nur als „Interimslösung“ gekommen. Spätestens seit der Coronapause eilt er aber von Erfolg zu Erfolg und kann nun im Halbfinale eine weitere Bestmarke knacken: Seine sechs ersten Partien in der Champions League als Cheftrainer hat er schon gewonnen, das schafften vor ihm auch Fabio Capello (1992/93 mit Milan) und Luis Fernandez (1994 mit PSG). Sieben Siege in Serie zum Auftakt, das schaffte aber noch keiner. Aber nach dem 8:2 über Barcelona schwebt das Team auf Wolke sieben – ohne auszuflippen.
Und dann ist da eben auch noch Rudi Garcia, Lyons Trainer. Der Franzose, Sohn spanischer Einwanderer, fühlt sich aber durchaus auch ein „bisschen deutsch“. Der Grund: Sein Vater war großer Radsport-Fan und bewunderte einen Mann: Rudi Altig, deutsche Zweirad-Legende. Daher der „unfranzösische“ Vorname Garcias: Rudi.