SSC Napolis streitbarer Klubpräsident Aurelio De Laurentiis hat mit einer kritisch beäugten Maßnahme auf die jüngste Talfahrt des italienischen Fußball-Vizemeisters in der Liga reagiert. Das Team ist bis Sonntag im Trainingszentrum in Castel Volturno 35 km nördlich von Neapel kaserniert - also auch rund um das Champions-League-Heimspiel am Dienstagabend (21.00 Uhr/live DAZN) gegen Salzburg.
Napoli hat aus den vergangenen drei Ligaspielen nur zwei Punkte geholt und ist auf Tabellenplatz sieben abgestürzt. De Laurentiis sieht die von ihm verordnete Kasernierung, die in Italien "Ritiro" genannt wird, nicht als Bestrafung, sondern als Chance, dass sich die neu zusammengewürfelte Mannschaft vor der Länderspielpause besser kennenlerne. Trainer Carlo Ancelotti war mit der Entscheidung seines Clubchefs aber nicht glücklich.
Ancelotti: "Würde Nein sagen"
"Der Klub hat diese Entscheidung getroffen und wir müssen sie akzeptieren", sagte Ancelotti am Montag. "Aber wenn Sie mich fragen würden, würde ich Nein sagen." Verordnete "Ritiros" sind im italienischen Profi-Fußball keine unübliche Reaktion auf anhaltend schwache Leistungen. In den vergangenen Jahren ist die Kritik an der Maßnahme aber größer geworden. Die Bestrafung der hoch bezahlten Profis gilt mittlerweile als altmodisch.
Salzburg-Trainer Jesse Marsch will sich von den Turbulenzen beim Gegner nicht blenden lassen. "Sie sind eine sehr gute Mannschaft mit vielen torgefährlichen Spielern, mit Explosivität", betonte der US-Amerikaner in seiner Abschluss-Pressekonferenz. Dazu komme eine sehr gute defensive Viererkette. "Es ist viel Spaß für uns, gegen diesen Gegner zu spielen. Aber wir müssen auch diesen Gegner kontrollieren. Das ist unser Ziel für morgen."
Marsch hob noch einmal die Bedeutung des Spiels hervor. "Ich denke, es ist wahrscheinlich notwendig, dass wir drei Punkte holen", sagte er über das Aufstiegsrennen in Gruppe E. Zu viel Fokus dürfe aber nicht auf dem Ergebnis liegen, um nicht jenen für all die Details, die für eine gute Leistung notwendig seien, zu verlieren. Marsch: "Es ist ganz wichtig, dass wir mit einer jungen Mannschaft frei spielen - mit einem freien Kopf, mit Leidenschaft."
Große Bedeutung könnte Erling Haaland zukommen, der in der Königsklasse in drei Spielen bereits sechsmal getroffen hat. "Er ist ein wirklich spezieller junger Spieler. Wir sind froh, dass er Teil unserer Gruppe ist", sagte Marsch über den 19-jährigen Norweger. "Er ist ein Spieler für große Spiele. Ich erwarte, dass er morgen ein großartiges Spiel macht." Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer, der im Stadio San Paolo als erster Österreicher sein 100. Europacup-Spiel absolvieren könnte, formulierte es so: "Wir haben die Qualität in der Mannschaft, dass wir hier etwas mitnehmen können."