Sie haben beim FC Basel bisher schon eine sehr turbulente Zeit erlebt. Ist da vergleichsweise der Job des ÖFB-Teamchefs nicht eine recht beschauliche Angelegenheit?
MARCEL KOLLER: Es ist natürlich etwas anderes, wenn man Klubtrainer ist. Da herrscht sieben Tage Betrieb, jede Woche. Als Teamchef arbeitet man, wenn die Mannschaft kommt, vielleicht ein, zwei Wochen davor bzw. danach ist es im Tagesbetrieb wieder ruhiger. Aber ich wollte das so, zurück in den Klubfußball. Dementsprechend war ich sicher gedanklich, mental darauf vorbereitet.

Es gab bei Basel eine monatelange Diskussion um Ihre Person. Es hat geheißen, Sie hätten die Mannschaft nicht mehr hinter sich gehabt. Wie haben Sie das über einen so langen Zeitraum ertragen?
Das ist die jahrelange Erfahrung, die Ruhe in sich zu haben, nicht auf jeden Bericht in den Medien einzugehen und sich selber kaputtmachen zu lassen. Es gilt, die Ruhe zu bewahren, grundsätzlich seinen Job zu machen. Dafür bin ich angestellt. Es geht darum, erfolgreich zu sein, die Mannschaft und die Spieler zu entwickeln. Das braucht Zeit, das dauert länger, bis man sich gefunden, seine Ideen vermittelt hat. Inzwischen hat sich das sehr gut eingespielt.

Stimmt es, dass Sie Ihre Sachen schon gepackt hatten?
Darüber möchte ich nicht mehr sprechen. Das ist vorbei. Wir schauen nach vorne und freuen uns auf die Gugl.

Die kennen Sie ja?
Ja, genau, von Länderspielen. Das Eröffnungsspiel, im umgebauten Stadion, jetzt wird es ja wieder neu gebaut.

Sie kehren in das Land zurück, wo Sie geraume Zeit gewirkt haben. Wie lange hat es gedauert, bis der Trennungsschmerz von Österreich überwunden war?
(Lacht) Ich komme immer wieder gerne nach Österreich. Wir hatten in Wien eine schöne Zeit, haben das sehr genossen. Ich will das auf keinen Fall verdrängen, sonst würde es wohl heißen, der will nicht mehr zurückkommen. Aber wir waren wieder im Urlaub hier, in Wien ein paar Tage, auch in der Südsteiermark. Wir wissen, dass es im Fußball irgendwann zu Ende geht. Von daher ist es eigentlich gut abgelaufen. Am Schluss war vielleicht nicht alles ganz korrekt. Aber ich bin jetzt niemandem böse oder sauer auf irgendjemanden. Es war ein weiterer Lebensabschnitt, es waren fantastische sechs Jahre in Österreich, in Wien speziell.

Sie sind ja in dieser Zeit ein bisschen österreichisch sozialisiert worden. Hat es Probleme gegeben mit der Rückkehr in die Schweizer Mentalität?
(Lacht) Ja, wir haben es schon gemerkt, ich würde es nicht Probleme nennen, aber man hat sich sehr wohlgefühlt in Österreich und es ist in der Schweiz doch ein bisschen anders.

In welcher Hinsicht? Bei der Gemütlichkeit?
Ja, genau. Dass man die Dinge auch ein wenig mehr genießen kann. Das war schon eine kleine Umstellung.

Ist Ihnen als Zürcher Basel fremder erschienen als Wien?
Nein, kann ich nicht sagen. Ich bin von den Fans sehr positiv empfangen worden.

Es scheint Ihnen ja inzwischen gelungen zu sein, die Mannschaft nach vorne zu bringen. Es ist im Frühjahr schon sehr gut gelaufen. Und der Erfolg über Eindhoven ist ja wohl ein erster Höhepunkt.

Es war extrem wichtig, wie die Mannschaft gespielt hat, wie sie aufgetreten ist, wie das Publikum hinter ihr gestanden ist und wie wir dann gemeinsam den Sieg feiern konnten.

Tut es gut, als Trainer den Erfolg zu verspüren; zuerst fast gefeuert, jetzt gefeiert?
Feiern tut immer gut. Vor allem, wenn man gegen einen höher eingestuften Gegner gewinnen kann, das ist für alle gut.

Zum Duell gegen den LASK: Wie beurteilen Sie die Ausgangslage?
Es wird eng, der LASK ist gut, wir dürfen von unserer Seite hier nichts anbrennen lassen.

Würden Sie die Favoritenposition für Ihre Mannschaft beanspruchen?
Na ja, Österreich ist in der UEFA-Rangliste vor der Schweiz, also ist der LASK höher einzustufen.

Sie wissen aber, dass das gute Ranking in erster Linie auf Salzburg zurückzuführen ist.
Ja. Aber der LASK hat eine gute Mannschaft, ist auch gut in die Meisterschaft gestartet.

Es wird wohl auch Ihr Ziel sein, in der Meisterschaft den Young Boys Bern die Vormachtstellung wieder streitig zu machen.
Die haben zwei Jahre dominiert und sind Favorit. Aber als FC Basel will man die Meisterschaft spannend halten, da wollen wir alles versuchen.