Der europäische Fußball funktioniert nach außen prächtig. Die Häufung von außergewöhnlichen Ergebnissen in dieser Champions-League-Saison hat das Überraschungsmoment dieses Sports auch auf höchster Ebene eindrucksvoll vor Augen geführt. Dass letztlich vier englische Klubs in den beiden Finali stehen, ist für den Rest unter Künstlerpech einzusortieren. Doch im Hintergrund gärt es gewaltig, denn was ein selbst ernannter auserwählter Klub von Vereinen plant, würde bei Umsetzung den gesamten Fußball auf diesem Kontinent auf den Kopf stellen, viele meinen, es würde ihn zerstören.
Die ECA, ein Zusammenschluss von europäischen Vereinen (109), heckt eine Reform der Champions League aus, die vor allem die Topnationen (England, Spanien, Italien, Deutschland) noch mehr begünstigen würde, als es ohnehin schon der Fall ist. Kernpunkt dieses tief greifenden Einschnitts ist ein automatisches Startrecht für die Großklubs. Von den 32 zur Verfügung stehenden Plätzen sollen nicht weniger als 24 fix an Europas Topvereine vergeben werden.
Agnelli als Drahtzieher
Nur noch acht Stellen wären dann für den Rest verfügbar. „Das wäre fatal“, sagt Georg Pangl, Generalsekretär der 990 Vereine vertretenden European Leagues (EL), der Vereinigung der europäischen Fußball-Ligen. Die kleinen Vereine würden dann weitestgehend von der Bildfläche verschwinden. Das ist keine Überraschung, denn die Macht in der ECA ist auf die Spitzenklubs konzentriert, wobei Andrea Agnelli, Präsident von Juventus Turin, als treibende Kraft gilt.
Schon bei der jüngsten Champions-League-Reform hat sich das Kräfteverhältnis zugunsten der Reichen verschoben, kein Klub aus den ersten vier Nationen der Fünfjahreswertung (Spanien, England, Deutschland, Italien) muss mehr durch die Mühlen der Qualifikation. Gleiches gilt für die finanziellen Zuwendungen, wo Pangl ein besonders krasses Beispiel parat hält.
80 Prozent für die Großen
Die von der UEFA an die Vereine überwiesene Gesamtsumme wurde von 2,4 auf 3,25 Milliarden Euro erhöht. Von den demnach zusätzlichen 850 Millionen entfallen nicht weniger als 686 Millionen, also 80 Prozent, auf die 32 Teilnehmer der Champions League, die insgesamt zwei Milliarden kassieren. „Für 700 Klubs bleiben insgesamt nur 130 Millionen Euro übrig, das ist inakzeptabel“, sagt Pangl, der auch hofft, dass die Europa League II in der Form mit der geplanten Zutrittsliste nicht kommt. „Das Paket soll noch einmal aufgeschnürt werden“, so der Österreicher.
In zeitnahen Verhandlungen mit der UEFA will man nun Verbesserungen für die große Masse der kleinen Klubs sowie eine Abkehr von den ECA-Vorstellungen für die Champions League erreichen. Auch die Großen scheinen übrigens da nicht mitzumachen. Die deutsche und die französische Liga haben bereits dagegen votiert.