Fußball-Wahnsinn pur! Hatte am Dienstag Liverpool mit dem "Wunder an der Anfield Road" das 0:3 gegen Barcelona aus dem Halbfinal-Hinspiel mit einem nicht für möglich gehaltenen 4:0-Heimsieg noch den Einzug ins Champions-League-Finale möglich gemacht, so zog Tottenham nach einem nicht minder verrückten 3:2-Sieg bei Ajax Amsterdam nach. Denn dank der Auswärtstorregel sind die Spurs mit einem Gesamtscore von 3:3 weiter. Damit gibt es am 1. Juni in Madrid ein rein englisches Endspiel in der Königsliga.

2:0 lag Ajax bereits gegen Tottenham zur Halbzeit voran. Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel in London lagen die Niederländer also bereits mit 3:0 voran - der Aufstieg schien so gut wie fixiert. Doch dann hatte Lucas Moura seinen großen Auftritt. Mit seinem Hattrick (55., 59., 95.) machte der Brasilianer noch das Unmögliche möglich und schoss die Briten noch ins Endspiel.

"Wir hatten auch in der ersten Halbzeit unsere Chancen. Aber die zweite Hälfte war ein echt verrücktes Spiel. Und wir haben tatsächlich noch die Wende geschafft. Wir haben an unsere Chance geglaubt und der frühe Anschlusstreffer in der zweiten Hälfte hat uns Selbstvertrauen gegeben. Wir sind überglücklich", sagte Tottenhams Son Heung-min nach dem Spiel.

In das selbe Horn blies Christian Eriksen: "Es ist ein Traum, im Finale zu stehen. Wir haben gefühlt, dass wir uns nicht in den Spiegel schauen können, wenn wir 0:3 oder 0:4 untergehen. Wir mussten kämpfen, haben dann früh getroffen, um das Momentum ein wenig zu haben, sie unter Druck zu bringen. Heute war es kein taktisches Spiel, sondern ein Kampf und eine Leistung."

Drei Titel hat Tottenham bereits

Tottenham erreichte auch ohne seinen verletzten Stürmerstar Harry Kane das Finale. Einen Europacup-Bewerb haben die Londoner bereits dreimal für sich entschieden: 1963 triumphierten sie im Cup der Cupsieger, 1972 und 1984 jeweils im UEFA-Cup. Und nun soll auch der erste Champions-League-Titel her.

"Jetzt wollen wir auch das Finale gewinnen", sagt Coach Mauricio Pochettino: "Es ist schwer, Worte zu finden. Danke an den Fußball, danke an meine Spieler. Ich habe eine Gruppe von Spielern, die Helden sind. Die zweite Hälfte war unglaublich. Es ist unmöglich, solche Emotionen ohne den Fußball zu erleben. Wir haben in der Besprechung vor dem Spiel gesagt: Wenn du arbeitest und die Liebe spürst, spürst du auch die Leidenschaft für diesen Sport. Es war eine Freude, ein derartiges Spiel zu sehen. Die Chance, ein Finale zu spielen, ist unglaublich."

Auch Salzburg jubelt

Mit Tottenham konnte sich aber auch Salzburg freuen. Denn sollten die Spurs in der Premier League in der am Sonntag stattfindenden letzten Runde den vierten Tabellenplatz halten, hätte Red Bull in der nächsten Champions-League-Saison einen Fixplatz in der Gruppenphase. Um das noch zu verhindern, müsste Arsenal schon einen Drei-Punkte-Rückstand sowie acht Tore gegenüber Tottenham wettmachen.

Hängende Köpfe gab es hingegen bei Ajax: "Natürlich ist es sehr hart, das wird jeder verstehen. Wenn du so nahe am Finale bist und in der letzten Sekunde verlierst, das ist einfach unbeschreiblich. In der ersten Hälfte war unser Pressing sehr gut. In der zweiten Hälfte haben wir uns zu weit hinten hineindrängen lassen, da wird es schwer. Am Ende geht es aber nur darum, dass wir verloren haben. Ich habe es jetzt schon realisiert. Das ist die schlimmste Art und Weise, aus der Champions League auszuscheiden", sagte Kapitän Matthjis de Ligt, der in der 5. Minute zum 1:0 getroffen hatte.