Es ist vollbracht! Der SK Sturm besiegte den FC Girona am fünften Spieltag der Champions League mit 1:0 und schrieb damit erstmals in der heurigen Königsklasse an. Im zweiten Pflichtspiel unter Interimstrainer Jürgen Säumel gelang somit nach 8681 Tagen erstmals wieder ein Sieg im ranghöchsten Fußballwettbewerb Europas. Am 20. Februar 2001 hatten die Steirer einen 2:1-Sieg bei Panathinaikos Athen gefeiert.

Wer an diesem kalten Herbstabend nicht den Weg ins Klagenfurter Wörthersee-Stadion fand, versäumte definitiv etwas. Jene 21.502, die gekommen waren, sahen eine im Vergleich zum 7:0-Sieg gegen Austria Klagenfurt unveränderte Startelf – mit einer großen Ausnahme: Stammtormann Kjell Scherpen fehlte aufgrund seines operativen Eingriffs am Knie und wurde wie angekündigt von Daniil Khudyakov ersetzt.

Der Russe spielte in der Szene schlechthin der ersten Spielhälfte eine Nebenrolle, zum unfreiwilligen Hauptdarsteller mutierte Ivan Martin (23.). Nach einer unorthodoxen Abwehr des Sturm-Schlussmanns landete ein Stanglpass von Bryan Gil bei Martin, der das Kunststück zusammenbrachte, den Ball aus zwei Metern Entfernung über das leere Tor zu schießen. Auf diesen potenziellen Social-Media-Klassiker hätte der 25-Jährige tendenziell gerne verzichtet.

Zu diesem Zeitpunkt wäre eine Führung der Gäste nicht unverdient gewesen, hatten sie doch mehr vom Spiel. Doch je länger das Match dauerte, desto besser arbeitete sich Sturm in die Partie, bewies im Spiel nach vorne zunehmend Mut. Im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs fanden die Grazer auch die besseren Chancen vor, wenngleich kein Sitzer dabei war. Doch William Böving nach einer schönen Einzelaktion, Otar Kiteishvili und Dimitri Lavalee klopften an. An Schüssen auf das Tor stand es zur Pause 3:0 für Sturm, Sportsfreund Martin sei Dank.

Nach dem Seitenwechsel gelang es Sturm, sich auch in der Champions League endlich für eine beherzte Offensivleistung zu belohnen. In Minute 58 verwandelte Mika Biereth das Klagenfurter Stadion mit dem Treffer zu 1:0 in ein Tollhaus. Girona-Tormann Paulo Gazzaniga konnte einen Schuss von Seedy Jatta, der von Tochi Chukwuani wunderbar in Szene gesetzt wurde, nur prallen lassen, der dänische Stürmer staubte gekonnt ab. Es folgte ein Jubel der Marke Gänsehaut. „Ich bin das erste mal nach einem Tor auf Knien gerutscht. Das habe ich nie zuvor ausprobiert. Die Knie bluten jetzt, aber das war es auf jeden Fall wert“, sagt der Bundesliga-Torschützenlistenführende grinsend und fügte hinzu, was ihn auszeichnet: „Als Stürmer musst du richtig stehen. Das gelingt mir derzeit ganz gut.“

Comeback von Jon Gorenc Stankovic

Alejandro Frances setzte den Ball in Minute 61 neben das Tor, vermochte die schwarz-weiße Euphorie also nicht umgehend zu bremsen. Die Situation war bezeichnend dafür, dass sich die Gäste auch nach der Pause schwertaten, den Ball auf das Tor zu bringen. Sturm verteidigte in der Folge konzentriert. Sich bietende Konterchancen wurden nicht konzentriert genug fertig gespielt.

In Minute 75 feierte Jon Gorenc Stankovic nach Verletzungspause sein Comeback. Er kam für Biereth. Der eine wurde mit Standing Ovations verabschiedet, der andere mit selbigen begrüßt. Auch der Slowene half in einem großartigen Fight mit, den Vorsprung über die Runden zu bringen. „Wir haben hochverdient gewonnen. Girona hat den Ballbesitz gehabt, wir aber die Torchancen“, sagte Stankovic.

Christian Jauk: „Jürgen Säumel wird mir langsam unheimlich“

Strahlen durfte auch Sturm-Präsident. „Einen Sieg in der Champions League zu erleben, erfüllt mich mit Dankbarkeit und Demut. Als das 1:0 gefallen ist, ist der Topf richtig übergegangen. Das war eine richtige Befreiung. Da hat man gesehen, welche Energie in diesem Verein steckt“, sagte Christian Jauk, der auch Interimstrainer Jürgen Säumel lobte. „8:0 in zwei Spielen – er wird mir langsam unheimlich.“

Finanziell hat sich der Erfolg enorm gelohnt. 2,1 Millionen Euro kassieren die Grazer als Siegprämie, nachdem sie schon 18,62 Millionen Euro als Startgeld kassiert hatten. „Man sieht, wie wir uns seit dem Auftakt gegen Brest verbessert haben. Jetzt wollen wir mehr“, sagte Biereth.

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