Für einige prominente Clubs hat es am Dienstag in der Fußball-Champions-League Dämpfer gesetzt. Titelverteidiger Real Madrid verlor daheim gegen AC Milan 1:3, der englische Meister Manchester City musste sich bei Sporting Lissabon 1:4 geschlagen geben, RB Leipzig verließ Glasgow mit einem 1:3 gegen Celtic im Gepäck und der deutsche Doublegewinner Bayer Leverkusen ging an der Anfield Road gegen den Premier-League-Spitzenreiter Liverpool mit 0:4 unter.
Bayer-Coach Xabi Alonso erklärte die Abfuhr auch mit der Stadion-Atmosphäre. „Die Spieler fühlen das“, sagte der frühere Liverpool-Profi. „Es in Worten zu beschreiben, ist viel schwerer als das, was du auf dem Spielfeld fühlst.“ Etliche Male war er selbst von 2004 bis 2009 von dieser Stimmung zu Siegen getragen worden - doch diesmal hat dieser „Extra-Boost“ eine entscheidende Rolle gegen ihn und seine Leverkusener gespielt.
Eine Frage der Anpassung
Xabi Alonso hatte mit seiner Aufstellung überrascht. Gleich drei zentrale Mittelfeldspieler hatten die Räume der Gastgeber eingeengt, zudem spielte Bayer durch den auf Linksaußen gerückten Victor Boniface ohne Sturmspitze. „Wie so oft, wenn Mannschaften hierherkommen, ändern die Trainer ihren Matchplan“, sagte Liverpool-Coach Arne Slot, der seinen 14. Sieg im 16. Match auf der „Reds“-Bank einfuhr. Er habe Leverkusen noch nie so spielen sehen wie am Dienstag. „Aber wir konnten uns daran anpassen in der Halbzeit.“ Zur Pause war es noch 0:0 gestanden. Man müsse nun daraus lernen, „dass gegen Top-Mannschaften gute 60 Minuten nicht genug sind und dass man gegen sie schwierige Momente überstehen muss“, sagte Alonso.
Keine Punkte gab es auch für Leverkusens Bundesliga-Konkurrenten Leipzig. Ex-Rapidler Nicolas Kühn geigte mit zwei Toren im Celtic Park auf, der erste Champions-League-Treffer von Christoph Baumgartner nützte den Sachsen nichts. RB steht nach vier Runden noch ohne Punkte da, die nächste Partie steigt am 26. November bei Marko Arnautovics Inter Mailand. „Wir haben einen gewissen Substanzverlust. Im Moment schaffen wir es einfach nicht, an das Level zu kommen, was wir als Mannschaft brauchen“, resümierte Coach Marco Rose.
„Müssen uns Sorgen machen“
Zwei Siege und zwei Niederlagen hat Real Madrid auf dem Konto. Danach wollte Trainer Carlo Ancelotti auch vor dem Hintergrund des jüngsten 0:4-Heimdebakels im „clasico“ gegen den FC Barcelona nicht zur Tagesordnung übergehen. „Wir müssen uns Sorgen machen, wir zeigen nicht die beste Version unserer selbst. Wir sind als Team nicht so kompakt, und das müssen wir ändern. Uns fehlt die Ordnung und in der Folge kassieren wir zu viele Gegentore“, kritisierte der Italiener.
In vier Champions-League-Spielen kassierte Real schon sieben Gegentore. „Es ist normal, dass man sich in einer solchen Situation Sorgen macht. Wir müssen einige lange Nächte aushalten, aber wir müssen hart arbeiten, um Dinge zu verbessern und die Festigkeit finden, die wir so lange hatten und nun nicht haben.“
Dass Kylian Mbappé und Vinícius Jr. im Angriff noch keinen Draht zueinander gefunden haben, ließ Ancelotti nicht als Grund für die Schwächephase gelten. „Das Problem hat nichts mit Vinícius und Mbappé zu tun oder damit, ob sie sich verstehen“, sagte Ancelotti. „Es ist für unsere Gegner zu einfach, in unserem Strafraum zu gefährlichen Situationen zu kommen.“
„An einem dunklen Ort“
Auch Manchester City kriselt vor sich hin. Das 1:4 bei Sporting bedeutete die dritte Niederlage in Folge - zuletzt passierte das dem erfolgsverwöhnten Starensemble vor sechs Jahren. „Wir befinden uns ein bisschen an einem dunklen Ort. Alles scheint in die falsche Richtung zu laufen, obwohl wir eigentlich gut spielen“, klagte Kapitän Bernardo Silva.
City erwischte einen guten Start, ging durch Phil Foden früh in Führung und vergab Chancen auf weitere Treffer, so auch Erling Haaland, der einen Elfmeter verjuxte. Aufgrund der zumindest vor der Pause ansehnlichen Leistung war Trainer Pep Guardiola anderer Meinung als Bernardo Silva. „Ich stimme ihm da nicht zu. Wir sind nicht an einem dunklen Ort. Wir haben richtig schlecht gespielt gegen Bournemouth (Anm.: 1:2 am Wochenende), aber wir haben heute wirklich gut gespielt.“
Der Katalane hat trotz der jüngsten Rückschläge seine Motivation nicht verloren. „Ich gebe nicht auf. Vielleicht warten die Leute darauf, aber ich gebe nicht auf“, beteuerte Guardiola. „Ich will mich dieser Situation stellen und meine Spieler wieder aufbauen.“