Bestes Fußballstadion der Welt. Beste Fans der Welt. Stadionsprecher-Legende Norbert Dickel brachte das Selbstverständnis von Borussia Dortmund bereits vor Spielbeginn gekonnt auf den Punkt. Da konnte auch Sturm-Trainer Christian Ilzer vor dem Match nur anerkennend feststellen: „Es ist eine brutale Atmosphäre hier. Da drüben die ‚Gelbe Wand‘, aber auch unsere ‚Schwarze Wand‘ ist nicht zu verachten.“

Genau wie die Anhänger der „Blackies“ tapfer, lautstark und vor allem unermüdlich dagegenhielten, was insgesamt für eine famose Atmosphäre vor 81.365 Zusehern sorgte, lieferten auch die Spieler des österreichischen Doublesiegers dem haushohen Favoriten einen großen Fight. Dieser blieb unbelohnt. Denn am Ende konnten sich die Hausherren dank eines späten Treffers von Donyell Malen (85.) durchsetzen. Sturm wartet damit auch nach vier Partien in dieser Champions-League-Saison auf den ersten Punktgewinn.

Von Beginn an hielt Sturm der spielerischen Überlegenheit des BVB unermüdliche Laufbereitschaft und einen verbissenen Kampf um jeden Ball entgegen, aber auch der angekündigte Mut im Spiel mit dem Ball war immer wieder zu erkennen. Zumindest das Bemühen. Freilich konnte man sich auch beim Gegner und dessen Ineffizienz bedanken, dass es mit einem 0:0 in die Pause ging. ÖFB-Teamspieler Marcel Sabitzer klopfte erst per Kopf an und scheiterte später mit einem Abschluss an Tormann Kjell Scherpen, der auch Maximilian Beiers Nachschuss entschärfte. Serhou Guirassy verfehlte das Tor hauchdünn. Kurz vor dem Halbzeitpfiff rettete Otar Kiteishvili nach einem Sololauf von Beier heldenhaft auf der Linie. Weitere aussichtsreiche Szenen spielte die Borussia nicht konsequent genug zu Ende.

Doch auch Sturm versteckte sich nicht. Kiteishvili zwang Ersatztormann Alexander Mayer in Minute 17 zu einer Parade. Nach gut einer halben Stunde wollte der diesmal als Linksverteidiger aufgebotene Jusuf Gazibegovic den Ball ins Kreuzeck zaubern, verfehlte jedoch. Die erste Gelbe Karte einer intensiven Partie holte sich kein Spieler ab, sondern Ilzer (44.) für zu heftige Reklamation.

Malen traf spät ins Grazer Herz

Beim Wiederanpfiff stand mit Lovro Zvonarek ein neuer Spieler am Feld, für den offensiven Mittelfeldspieler blieb Stürmer Seedy Jatta in der Kabine. Am Spielgeschehen änderte sich zunächst wenig. Dortmund dominierte, konnte diese Kontrolle jedoch kaum in klare Chancen ummünzen. Sturm wiederum versuchte mit Kontern Nadelstiche zu setzen, spielte die Aktionen jedoch nicht genau genug zu Ende. Nach einer Stunde änderte Ilzer seine Viererkette, indem er Innenverteidiger Niklas Geyrhofer für Max Johnston ins Spiel brachte. Dimitri Lavalee übersiedelte auf links, Gazibegovic kehrte auf die gewohnte rechte Seite zurück.

Nach 67 Minuten verließ Sabitzer unter einem gellenden Pfeifkonzert der Sturm-Fans das Feld, der Grazer ist bekennender GAK-Fan und wurde von den schwarz-weißen Anhängern schon zuvor mit Sprechchören verunglimpft. In der 70. Minute bot sich die Chance, die Borussia für ihre vergebenen Chancen zu bestrafen und selbst in Führung zu gehen. Gazibegovic bediente Mika Biereth mit einer Maßflanke, der Stürmer kam in aussichtsreicher Position zum Kopfball, setzte den Ball jedoch über die Querlatte. Das wäre es gewesen!

In Minute 85 schlug Dortmund doch noch zu. Guirassy legte auf Joker Donyell Malen ab, der wuchtig traf. Der Treffer hielt der Überprüfung durch den VAR stand. Der große Kampf von Sturm blieb unbelohnt. „Das müssen wir schlauer fertig spielen“, wusste nach Abpfiff auch Jusuf Gazibegovic. „Wir haben super gekämpft über 90 Minuten, haben wieder einen Schritt nach vorne gemacht und trotzdem stehen wir wieder mit null Punkten da. Das tut richtig weh und fühlt sich scheiße an. Trotzdem können wir mit erhobenem Kopf rausgehen.“