Der zweite Spieltag der Fußball-Champions-League hat am Mittwoch zwei Überraschungen gebracht. Sowohl Rekordsieger Real Madrid in Lille als auch Bayern München bei Aston Villa kassierten jeweils 0:1-Niederlagen, wodurch beeindruckende Serien ein Ende fanden. Die Madrilenen gingen erstmals seit Jänner in einem Pflichtspiel als Verlierer vom Platz, Bayern unterlag nach sieben Jahren wieder einmal in einem Vorrundenspiel der Königsklasse.
Für den viel gelobten Vincent Kompany war es zudem der erste Rückschlag als Cheftrainer des deutschen Rekordmeisters. „Aston Villa ist eine starke Mannschaft, das ist kein einfaches Pflaster. Es war keine schlechte Leistung“, sagte der Belgier. Sein Team habe große Chancen vorgefunden, diese aber nicht genutzt. „Normalerweise erzielen wir unsere Tore, in dieser Woche haben wir aber den Pfosten oder die Latte getroffen.“
Nach zuvor imposanten 30 Toren blieb der FC Bayern erstmals in der knapp 100 Tage langen Amtszeit von Kompany ohne eigenen Treffer. „Es war einer dieser Abende, an dem der letzte Pass nicht ankommt oder der Schuss nicht ins Tor geht“, erklärte Angreifer Harry Kane, der am ersten Spieltag noch vierfach getroffen hatte. Bei seiner Rückkehr auf die Insel blieb Englands Kapitän aber wirkungslos.
ÖFB-Legionär Konrad Laimer durfte im Villa-Park zum zweiten Mal unter Kompany starten, abermals als Rechtsverteidiger. Der 27-Jährige zeigte sich in den Zweikämpfen gewohnt bissig, leistete sich aber zu viele einfache Ballverluste. „Es gab zu viele Ups und Downs. Wir haben phasenweise gezeigt, was wir können, phasenweise auch nicht“, resümierte Laimer bei Sky.
Der entscheidende Treffer ging auf das Konto des eingewechselten Jhon Duran, der den aufgerückten Bayern-Tormann Manuel Neuer in der 79. Minute überlistete. „So ein Treffer gehört zum kalkulierten Risiko dazu“, sagte Neuer nach dem Tor, das auf seine Kappe geht. Laut Villa-Trainer Unai Emery resultierte der Treffer aus einer vorher geplanten Taktik. „In der Analyse, die wir gemacht haben, haben wir viel über die übliche Position von Neuer gesprochen, die hoch ist“, erklärte Emery.
Unterstützt wurde das Heimteam von Edelfan Prinz William. Dieser hatte sich vor dem Spiel mit Helden der Villa-Mannschaft getroffen, die 1982 im Endspiel des Europacups der Landesmeister die Bayern mit 1:0 besiegt hatte. 42 Jahre später verloren die Bayern auch das zweite Duell mit dem britischen Traditionsclub. „Es war natürlich eine ganz spezielle Nacht für den Gegner, aber es wurde heute nicht die Champions League entschieden“, sagte Kompany. Das Finale findet übrigens am 31. Mai in München statt.
Diesem will auch Rekordsieger Real Madrid beiwohnen. Die Pleite in Lille soll auf dem Weg dahin keinen Beinbruch darstellen. „Wir müssen die Dinge mit einem kühlen Kopf betrachten und nicht alles wegwerfen“, sagte Trainer Carlo Ancelotti. Das Gefühl nach einer Niederlage geriet bei den Real-Stars, unter denen der zuletzt verletzt fehlende Kylian Mbappe eingewechselt wurde, wohl schon in Vergessenheit. Zuvor blieben die Königlichen 36 Spiele ungeschlagen.
„Wir müssen daraus lernen, so wie es bei der letzten Niederlage der Fall war, und wir müssen daraus lernen, was wir verbessern müssen, und das ist ganz klar“, erklärte Ancelotti. Der Sieg für Lille sei laut dem Italiener verdient gewesen, obwohl sein Team in Hälfte zwei besser gespielt habe. Stadtrivale Atletico Madrid geriet indes bei Benfica Lissabon mit 0:4 unter die Räder. „Uns fehlte es nicht an Spannung, Einstellung oder Laufbereitschaft, wir haben einfach schlecht gespielt. Das müssen wir akzeptieren“, stellte Trainer Diego Simeone fest.
Groß war der Frust auch bei RB Leipzig. Die Sachsen unterlagen trotz zweimaliger Führung und personeller Überlegenheit zuhause dem italienischen Rekordmeister Juventus Turin mit 2:3. „Wir sind 2:1 vorne, wie wir dann dem Gegner zwei Gegentore schenken, auch in Überzahl, ist bitter und unnötig“, sagte Nicolas Seiwald. Leipzig steht nach zwei Spieltagen ebenso wie die rot-weiß-roten Vertreter Sturm Graz und Salzburg noch ohne Punktgewinn da.