Um 20.57 Uhr ertönte sie. Die legendäre Champions-League-Hymne. Die Gänsehaut-Garantie kurz vor dem Anpfiff einer jeden Partie in der Königsklasse. Dem Ziel der Träume im Vereinsfußball. Die Gänsehaut war bei Sturms Rückkehr ins Konzert der Großen nach 23 Jahren jedoch bald verflogen. Dafür hatte der Auftritt bei Stade Brest, der letztlich mit 1:2 verloren ging, von der ersten Sekunde an zu viel zu bieten.
Schon nach knapp zehn Minuten musste Sturm die erste Hiobsbotschaft verkraften. Gregory Wüthrich wurde nach einem Zweikampf mit Ludovic Ajorque lange behandelt und schließlich durch Max Johnston ersetzt. Nachdem es der Schweizer bei seiner ersten Champions-League-Chance bei Young Boys Bern verletzungsbedingt nur auf eine Minute gebracht hat, war dieses frühe K.o. auch in persönlicher Hinsicht ein ganz bitterer Rückschlag.
Kommentar
Die Nachrichten für Sturm wurden vorerst nicht besser. Beide Teams setzten wie erwartet auf eine intensive und aggressive Herangehensweise, das Spiel nach vorne wurde geradlinig und temporeich gestaltet. Gaspedal statt Bremse. Es entwickelte sich eine unterhaltsame Partie. Der Unterschied? Während bei Sturm Seedy Jatta zwar in Minute 13 den Ball im Tor unterbrachte, aber im Abseits-Pech war, ging Brest durch einen platzierten Schuss von der Strafraumgrenze durch Hugo Magnetti (23.) in Führung. Nicht unverdient zu diesem Zeitpunkt, weil die Franzosen ordentlich Dampf machten, doch auch Sturm machte die Tempobolzerei mit und stellte sich immer besser auf die Gegebenheiten ein. Ein Abschluss von William Böving erwies sich in Minute 29 jedoch noch als zu harmlos.
300 Sturm-Fans machten ordentlich Stimmung
Das Publikum wurde angesichts der Darbietungen beider Teams mitgerissen. Die rund 300 mitgereisten Sturm-Fans machten sich lautstark bemerkbar, waren jedoch mit bestens gelaunten Brest-Fans konfrontiert. Das Stade du Roudourou in Guingamp entwickelte sich phasenweise zum Hexenkessel, den Sturm jedoch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gekonnt verstummen ließ. Wer sonst als „Europacup-Willi“ Böving sollte bei einem hervorragend vorgetragenen Konter ein Eigentor von Edimilson Fernandes zum 1:1-Ausgleich erzwingen?
Mit Wiederanpfiff feierte Malick Yalcouye sein Debüt für Sturm, er kam für Tomi Horvat. Am Stressfaktor änderte sich wenig, das Tempo blieb hoch, in Minute 49 verfehlte Ajorque das Sturm-Tor nur knapp. Abdallah Sima (56.) machte es besser und brachte Brest aus der Drehung mit 2:1 in Führung. Lovro Zvonarek ersetzte nach einer Stunde den angeschlagenen Jatta. Sturm bewies auch nach diesem Rückstand Moral. Immer wieder wurden bemüht Angriffe vorgetragen, wirklich gefährlich wurde Österreichs Doublegewinner jedoch kaum. Gleichzeitig galt es in der Restverteidigung ein vorentscheidendes drittes Tor für Brest zu vermeiden.
Für die Schlussoffensive warf Trainer Christian Ilzer mit Erencan Yardimci den nächsten Debütanten ins Spiel, mit ihm betrat auch Amady Camara das Feld. Der gewünschte Effekt, sprich der Ausgleich, blieb Sturm jedoch verwehrt. Stade Brest spielte den Vorsprung clever nach Hause und vergab gegen nach einer Gelb-Roten Karte für Dimitri Lavalée (89.) dezimierte Grazer noch Topchancen auf ein weiteres Tor.
„Wir haben es heute nicht perfekt gemacht“, resümierte Jusuf Gazibegovic. „Aber ich habe das Gefühl, dass da viel mehr drin war, weil die auch hinten nicht richtig gut gestanden sind. Wir haben es nicht so konsequent zu Ende gespielt. Ich glaube schon, dass wir öfters Umschaltsituationen und viel Raum auf den Seiten haben, den wir vielleicht nicht gut genützt haben. Es war unser erstes CL-Spiel, für das war es ordentlich, aber es nagt schon an einem. Sie hatten vielleicht die besseren Chancen und haben es verdient gewonnen.“