Salzburg hat unter Trainer Pepijn Lijnders ein wichtiges Etappenziel erreicht. Auch in dieser Saison sind die „Bullen“ europäisch auf dem höchsten Level angesiedelt – nämlich in der Champions League. „Die Europa League ist wirklich cool, aber wir wollen in der Lage sein, gegen die besten Teams im Weltfußball zu spielen“, sagte der Niederländer. „Wir haben große Lust auf die Nummer“, sagte Sportdirektor Bernhard Seonbuchner. Auf Liverpool zu treffen, „wäre charmant“.
Bis weit nach Mitternacht feierte die Salzburger Mannschaft am Dienstag nach dem Play-off-1:1 gegen Dynamo Kiew mit dem Trainerstab und den Chefitäten des Klubs. „Spielt mit 100 Prozent, feiert mit 100 Prozent“, hatte Lijnders als Motto ausgegeben. Maurits Kjaergaard gab den Kabinen-DJ, als Soundtrack fungierte unter anderem auf den Wunsch des Trainers „Memories“ von David Guetta. Denn es gehe vor allem darum, Erinnerungen zu kreieren. „Als ich zu diesem Klub gekommen bin, habe ich gesagt, wir möchten den Fans spezielle Spiele schenken, wir möchten ihnen europäische Nächte geben“, betonte Lijnders. Das ist jetzt möglich – in der Champions League.
Lijnders hatte in Liverpool in zehn Jahren verschiedene Funktionen bekleidet, ehe er in diesem Sommer in Salzburg andockte, um seine eigene Trainerkarriere so richtig in Schwung zu bringen. Die Verantwortlichen um Seonbuchner und Stefan Reiter versprachen sich mit ihm eine Rückkehr zum mitreißenden Offensivfußball, aber auch eine gefestigtere Mannschaft als zuletzt, in der mitunter einige Ich-AGs nicht mehr am selben Strang zogen. Nach gut zwei Monaten kann man sagen, dass diese Transformation auf dem besten Weg ist.
Torschütze Daghim: „Hatte viele Emotionen“
Eine leidenschaftliche Abwehrschlacht in der zweiten Hälfte des Rückspiels, eine Dosis Glück und die besseren Offensivwaffen haben das Team auch die Hürde Kiew nehmen lassen. In Wals-Siezenheim führte eine dänische Kollaboration von Kjaergaard und Adam Daghim zum 1:0 (12.), nach dem Ausgleich in der 29. Minute traf der ukrainische Vizemeister nicht mehr ins Tor. „Er war wie eine Rakete heute auf der rechten Seite“, beschrieb Lijnders Daghim, der sich seinen Traumclub FC Barcelona als Gegner in der neuen Ligaphase wünscht. „Das Tor war für mich, aber noch mehr für die Mannschaft wichtig. Ich hatte viele Emotionen“, sagte der 18-Jährige.
Mit dem neuen Geist, den Lijnders injiziert hat, soll in der Königsklasse, in der auch Sturm Graz als zweiter österreichischer Verein dabei ist, einiges möglich sein. „Wir wollen das Team sein, das in der Lage ist, die besten Teams im Weltfußball zu schlagen. Sind wir das beste Team? Sicher nicht. Sind wir schon dort? Sicher nicht. Aber wir wachsen, und wir fangen erst an“, führte der 41-Jährige aus.
Mit dem neuen Format habe er sich bis dato nicht beschäftigt. „Ich liebe das alte Format, schauen wir, was jetzt passiert“, gab Lijnders zu Protokoll und legte nach: „Ich habe keine Ahnung, wie viele Punkte wir holen müssen.“ Der Niederländer begann seine Trainer-Laufbahn bei PSV Eindhoven, war dann mehrere Jahre beim FC Porto, ehe er zu Liverpool kam. „Es wäre wirklich besonders, einen davon als Gegner zu kriegen. Aber in Wahrheit freue ich mich nur auf die Hymne im Stadion, auf die Fans im vollen Stadion.“
Kjaergaard sagte, er betrachte den neuen Modus als spannend und freue sich darauf. „Die Freude auf das, was auf uns zukommt, ist riesig. Wir haben alle Spaß und sind glücklich, dass wir es geschafft haben“, meinte der Däne, der an keinem Gegner etwas auszusetzen fände. Lijnders zufolge ist klar, „dass wir am höchsten Level performen müssen. Aber solange wir zeigen wollen, dass wir die verrückten Jungs aus Salzburg sind, wird alles okay sein.“
Seonbuchner schließt personelle Änderungen nicht aus
Mit welcher Truppe Salzburg in die Mission Champions League (erster Spieltag ab 17. September) starten wird, ist noch nicht ganz klar. In den letzten Tagen des geöffneten Transferfensters kann es laut Seonbuchner „sehr schnell gehen“, was Zu- und Abgänge betrifft. Amar Dedic blockte Fragen zu einem möglichen Wechsel ebenso ab wie Seonbuchner beim Thema Stefan Bajcetic. Das Liverpool-Juwel soll wie Bobby Clarke laut Berichten von Anfield an die Salzach wechseln. „Maybe“, ließ sich Seonbuchner nur entlocken - ein Vielleicht in Personalfragen ist bei dem Deutschen aber im Normalfall schon als starkes Signal zu werten.