In fünf Jahren ist sie endgültig vorbei, die Zeit für Fußballromantiker. Dann ist die Forderung endgültig überholt, dass „es ja schon immer schon so war, dass nur ein Meister den Meistercup gewinnen soll“. Mit der Saison 2029/30 wird es erstmals mehr „Champions League“-Sieger geben als Meistercup-Sieger.
Dabei war die Idee des europäischen Fußballverbands UEFA ja eine wirklich gute: Sie rief mit der Saison 1955/56 einen einheitlichen Wettbewerb ins Leben, um die beste Fußball-Mannschaft Europas zu ermitteln. Der „Europapokal der Landesmeister“ ist gegründet.
Insgesamt 37 Mal stemmte ein Landesmeister den Pokal in die Höhe, vorzugsweise Real Madrid (sechsmal), Liverpool und AC Milan (je viermal). Gespielt wurde bis 1991 im K.o.-System in Hin- und Rückspielen, mit 32 Mannschaften. Was naturgemäß dazu führte, dass für viele Teams die Europacupsaison eine kurze war. Anfang der 90er-Jahre wurde das Jammern und Klagen großer Klubs immer lauter. Sie wollten Planungssicherheit und fixe Mehreinnahmen. Federführend dabei: Real Madrid, das seit 1966 einem Titel hinterherlief, aber auch der FC Bayern. Immer energischer drohten die Großklubs mit der Gründung eines eigenen Pokal-Wettbewerbs und zwangen den damaligen Uefa-Präsidenten Lennart Johansson zum Handeln.
Mehr TV, mehr Geld
Das Ergebnis wurde mit der Saison 1992/93 präsentiert: die Champions League. Mit eigenem Logo, eigener Hymne, streng reglementierten Ablaufplänen, fixen Anstoßzeiten, Interviewpflicht für Trainer und Spieler. Das Konzept richtete sich voll auf das Fernsehen aus. Die TV-Stationen sprangen begeistert auf, kauften den kompletten Wettbewerb und akzeptieren sogar eine Übertragungspflicht. Soll heißen, der englische Sender musste auch Spiele übertragen, selbst wenn der englische Meister bereits ausgeschieden war. So konnte den Sponsoren zugesichert werden, dass während der gesamten Saison in allen Stadien vier Banden pro Sponsor mindestens für 15 Minuten im Bild waren. Die Königsklasse entwickelte sich zur Gelddruckmaschine.
Öffnung für Nicht-Meister
Kurz blieb die Champions League ein elitärer Kreis der Meister, den historischen ersten Titel sicherte sich Olympique Marseille mit einem 1:0-Sieg über den AC Milan. Doch der Druck der Klubs wuchs weiter. 1997 gewährte die UEFA acht Zweitplatzierten den Zugang zur Königsklasse, ab 1999 durften sogar bis zu vier Teams pro Verband an der Champions League teilnehmen. Auch 1999 kürte sich Manchester United als erster „Nicht-Meister“ zum Meister der Champions (League) – mit dem historischen 2:1 gegen Bayern München.
Die Zahl der teilnehmenden Teams wuchs kontinuierlich an. In der Saison 2023/24 setzte sich die Gruppenphase aus nur mehr 14 Meistern und 18 Nicht-Meistern zusammen.
2024 geht die Königsklasse in ihre 33. Saison. Insgesamt schüttet die UEFA 2,5 Milliarden Euro an die Teilnehmer aus. Die Anzahl der Teams wird weiter aufgestockt, von 32 auf 36 Teams. Um damit wieder mehr Meister den Zugang zur Elite zu gewähren, meinte die UEFA. Stimmt nicht, sagen die kleinen Verbände. Denn tatsächlich ist nur einer dieser vier Plätze für einen Meister reserviert.
Bleibt den Fußballromantikern wenigstens noch ein Fünkchen Hoffnung, dass es trotz großer Konkurrenz ja vielleicht doch die Meister sind, die auch die Champions League gewinnen? Ein Blick auf die Sieger-Tafel zeigt: eher nicht! In den vergangenen zehn Jahren stemmten lediglich drei nationale Meister auch den Henkelpott hoch (City 2023, Bayern 2020 und Real 2018). Und auch heuer wird sich wieder ein Nicht-Vorjahresmeister über einen Titel freuen …