Während bei Bayern München Feuer am Dach ist und hinter der Zukunft von Thomas Tuchel ein Fragezeichen steht, ist bei Borussia Dortmund im Frühjahr Ruhe eingekehrt. Trainer Edin Terzić sitzt nach der enttäuschenden Hinrunde wieder fester im Sattel. 14 Punkte holten Marcel Sabitzer, Jadon Sancho & Co aus den vergangenen sechs Partien und schoben sich in der Bundesligatabelle auf den so wichtigen vierten Platz nach vor.
Dennoch täuscht das nicht darüber hinweg, dass die Saison für die Westfalen bisher nicht zufriedenstellend gelaufen ist. Der Meistertitel geht zwar wohl ausnahmsweise nicht nach München, aber dafür ziemlich wahrscheinlich nach Leverkusen, und im Cup scheiterte Schwarz-Gelb bereits im Achtelfinale. Die Champions League ist also der einzige Lichtblick in einer ansonsten düsteren Situation. Die Borussia will erstmals seit 2021 ins Viertelfinale der Königsklasse, dafür muss aber PSV Eindhoven aus dem Weg geräumt werden. Obwohl das vom ehemaligen Dortmund-Coach Peter Bosz trainierte Eindhoven trotz aller Erfolge in den Niederlanden als europäisches Leichtgewicht und machbare Aufgabe gilt, überwiegt bei vielen Experten die Skepsis.
Niveau vorhanden
Der schwache Auftritt beim 1:1 in Wolfsburg machte wenig Mut und nährte Zweifel an der Tauglichkeit der Borussia für die europäische Fußball-Elite. Die Frage nach dem fehlenden Niveau für solch hohe Weihen brachte Emre Can in Wallung. „Jetzt bitte nicht übertreiben. Wir haben das Champions-League-Niveau zu einhundert Prozent“, sagte der BVB-Kapitän und fügte hinzu: „Wir fahren dahin, um zu gewinnen.“
Und nachweislich zeigten sich die Dortmunder in der Champions League in dieser Saison von ihrer besten Seite. Die schwere Gruppe mit namhaften und finanzstarken Klubs wie Paris Saint-Germain, AC Milan und Newcastle beendeten sie als Erste. Doch sie treffen auf ein Team, das vor Selbstvertrauen nur so strotzt. PSV hat aus 22 Spielen bei 20 Siegen und nur zwei Unentschieden 62 Punkte geholt. Vor allem im eigenen Stadion gilt Eindhoven als Macht und hat 15 der wettbewerbsübergreifend 17 Partien gewonnen – bei einem Torverhältnis von 33:5. Dementsprechend zufrieden ist auch Trainer Bosz mit seinem Team: „Das ist die beste Mannschaft, mit der ich je gearbeitet habe. Und ich mache das schon ein paar Jahre“, schwärmte der ehemalige Dortmund-Trainer.
Inter bärenstark
Aus dem Schwärmen kommt derzeit auch Simone Inzaghi nicht heraus. Der Inter-Coach führt mit seinem Team souverän die Tabelle der Serie A an und kennt in diesem Jahr nur ein Gefühl, wenn der Schiedsrichter abpfeift: das des Siegens. Alle acht Pflichtspiele gewannen die Nerazzurri 2024, darunter auch das Finale der Supercoppa Italiana, dem italienischen Supercup. Dennoch will der 47-Jährige vor dem heutigen Duell mit Atletico Madrid nichts von einem Selbstläufer wissen: „Das werden zwei extrem enge und knüppelharte Partien.“ Marko Arnautovic, der am Wochenende gegen Salernitana zum 4:0-Endstand traf, wird im Giuseppe-Meazza-Stadion voraussichtlich zu Beginn erneut nur auf der Bank Platz nehmen.
Die Situation bei den Rojiblancos ist hingegen mit der in Dortmund zu vergleichen. Der Meisterschaftszug ist bei elf Punkten Rückstand auf den Stadtrivalen Real ohne das Team von Diego Simeone abgefahren, im Halbfinale der Copa del Rey droht nach einer 0:1-Niederlage im Hinspiel im eigenen Stadion gegen Athletic Bilbao das Aus. Dementsprechend zurückhaltend ist auch der ansonsten so temperamentvolle Trainer vor dem Gastspiel in Mailand: „Für uns wird es sehr schwierig, Inter ist Favorit, denn es ist im Moment in exzellenter Form.“