Zahlen haben eine große Aussagekraft, gerade im Fußball. Und sie verraten: Mit 55 Paraden und 88,5 Prozent gehaltener Schüsse ist die Schwedin Zećira Mušović die beste Torhüterin der laufenden Weltmeisterschaft. Und dann gibt es noch andere Qualitätsnachweise, die gar nicht quantitativer Natur sind. Etwa die Aussage von Vlatko Andonovski, dem Coach des ausgeschiedenen Titelfavoriten USA, der zermürbt nach dem Achtelfinal-Aus gegen Schweden meinte: "Ich kann mir keinen anderen Grund als die Torhüterin vorstellen, warum wir das Spiel nicht gewonnen haben." Heute (10 Uhr) stellen sich Schweden und Mušović im ersten Halbfinale der WM den torgefährlichen Spanierinnen gegenüber.
Dass Schweden noch im Rennen um das Finalticket ist, das ist zu einem großen Teil Mušović zu verdanken. Doch sie kam lange nicht in den Genuss, die Nummer eins zu sein, sei es bei einer WM oder im Nationalteam. Auf Klubebene steht die 27-Jährige bei Chelsea unter Vertrag, wo sie in der Vorsaison nur in zehn Spielen das Tor gehütet hat, in den zurückliegenden drei Spielzeiten in London waren es nur 19 Spiele. Der Mangel an Spielpraxis spiegelte sich dann im Nationalteam wider – bei der WM aber genießt sie das Vertrauen und bedankt sich mit ihrer aktuellen Hochform. Die Auszeichnung mit dem "Goldenen Handschuh" für die beste Torfrau ist alles andere als ein Ding der Unmöglichkeit.
Mušovićs Familie war einst vor dem Jugoslawienkrieg geflohen. Als sie sich für ein Nationalteam entscheiden musste, fiel die Wahl auf Schweden, weil das Land ihre Familie "mit offenen Armen" empfangen hat, wie sie einst erzählt hat. Und sie spricht auch Deutsch, wie sie nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Japan vor dem ARD-Mikrofon bewiesen hat. Dabei hat sie auch über das heutige Duell gesprochen: "Spanien ist der nächste aufregende Kontrahent mit einem anderen Stil. Wir werden wieder das Beste tun, um auch dieses Spiel zu gewinnen."