Die Hoffnung des US-amerikanischen Fußball-Nationalteams auf den WM-Titel-Hattrick ist bei der Endrunde in Australien und Neuseeland schon im Achtelfinale gestorben. Der vierfache Weltmeister zog am Sonntag nach torlosen 120 Minuten in Melbourne gegen Schweden in einem sehr spannenden Elfmeterschießen mit 4:5 den Kürzeren. Der entscheidende Treffer wurde erst nach Videostudium gegeben. Ebenfalls im Viertelfinale ist Vize-Weltmeister Niederlande nach einem 2:0 gegen Südafrika.
Der Titelträger von 2015 und 2019 war in einem "vorweggenommenen Finale" im Duell mit dem Weltranglistendritten sowohl in der regulären Spielzeit als auch der Verlängerung tonangebend und immer wieder brandgefährlich, konnte die überragende Torfrau Zecira Musovic aber nicht überwinden. Im Elfmeterschießen war die Schlussfrau von Chelsea nicht entscheidend, da schoss Megan Rapinoe drüber, Sopha Smith daneben und Kelley O'Hara an die Stange. Zur Matchwinnerin wurde Arsenals Lina Hurtig, deren Elfmeter Alyssa Naeher erst im zweiten Anlauf im Nachfassen knapp hinter der Linie fassen konnte, wie die TV-Bilder zeigten.
Für die schon in der Gruppenphase schwächelnden US-Frauen ist es eine historische Blamage, waren sie doch zuvor bei allen bisherigen acht Endrunden immer unter den Top drei vertreten. Schweden hingegen darf weiter vom zweiten Finale nach 2003 träumen, in dem es in Carson gegen Deutschland eine 1:2-Niederlage nach Verlängerung gesetzt hatte.
Nun wartet Japan
Im Viertelfinale wartet am Freitag mit Japan in Auckland allerdings die nächste extrem hohe Hürde. Die Asiatinnen hatten Österreichs Nations-League-Gegner Norwegen am Samstag mit 3:1 ausgeschaltet. Die Niederländerinnen, für die Jill Roord (9.) und Lineth Beerensteyn (68.) trafen, bekommen es am selben Tag in Wellington mit Schweiz-Bezwinger Spanien zu tun.
US-Kapitänin Lindsey Horan und Co. waren vor 27.706 Zuschauern 120 Minuten vergeblich einem Tor nachgelaufen, auch aufgrund einer Weltklasseleistung von Musovic. Schon in der ersten Hälfte ließ sich diese von Trinity Rodman zweimal (18. 27.) nicht bezwingen. Sieben Minuten später rettete die Latte bei einem wuchtigen Kopfball von Horan für die Schwedinnen. Gleich nach Wiederbeginn tauchte Musovic bei einem Horan-Abschluss ins Eck ab (53.). Die England-Legionärin musste auch bei einem Kopfball von Alex Morgan all ihr Können aufbieten (89.) und das, nachdem vier Minuten zuvor beinahe "Joker" Sofia Jakobsson den Spielverlauf auf den Kopf gestellt hätte.
Auch in der Verlängerung ließ sich die 27-jährige Musovic nicht überwinden, Morgan (96.), Lynn Williams und Horan bei einer Doppelchance (101.) und Sophia Smith (107.) war die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Die mangelnde Kaltschnäuzigkeit rächte sich in der Entscheidung vom Punkt. Da waren US-Treffer von Andi Sullivan, Horan, Kristie Mewis und Torfrau Naeher am Ende zu wenig. Auf schwedischer Seite verwandelten auch Fridolina Rolfö, Elin Rubensson, Hanna Bennison und Magdalena Eriksson. Dass Nathalie Björn drüberschoss und Rebecka Blomqvist an Naher scheiterte, fiel nicht ins Gewicht.
Beim 0:0 in der Gruppenphase gegen Portugal war das Glück in Form der Stange noch auf der Seite des Rekord-Weltmeisters, diesmal war es nicht mehr der Fall. Schweden gewann im siebenten WM-Duell mit den USA erst zum zweiten Mal, erstmals kam es in der K.o.-Phase zu einem Aufeinandertreffen.
Niederlande gegen Südafrika souverän
Die "Oranje Leeuwinnen" konnten sich im Sydney Football Stadium vor 40.233 Zuschauern dank Roord über einen Start nach Maß freuen, sie war mit einem Kopfball nach einem Corner erfolgreich. Die um eine Ablöse von über 300.000 Pfund von Wolfsburg zu Manchester City wechselnde Stürmerin traf zum vierten Mal im Turnier und mischt damit auch im Kampf um die Turnier-Torjägerinnenkrone weiter kräftig mit. Ein leichtes Spiel entwickelte sich für die Niederländerinnen deshalb nicht, die Südafrikanerinnen lieferten einen erbitterten Kampf und waren durch Stürmerin Thembi Kgatlana im Konter immer wieder gefährlich. Auch Torfrau Daphne van Domselaar war da mehrmals gefordert.
Nach der Pause wurde zuerst ein Treffer von Lieke Martens wegen Abseits nicht anerkannt. Die Entscheidung wurde so erst durch einen Torfrau-Fehler von Kaylin Swart eingeleitet. Sie ließ einen haltbaren Schuss von Juventus-Akteurin Beerensteyn unter ihrem Körper passieren. Auch danach versuchte der Afrika-Cup-Sieger noch einmal alles, schaffte es allerdings bei mehreren Chancen nicht, die auch zur Spielerin des Spiels gewählte Aston-Villa-Schlussfrau Van Domselaar zu bezwingen. Die im Ranking nur auf Platz 54 liegende "Bafana Bafana" konnte aufgrund des erstmaligen Einzugs in die K.o.-Phase am Ende trotzdem positiv bilanzieren.