Bei der Frauen-Fußball-WM in Australien und Neuseeland hat es zum Abschluss der Gruppenphase eine ganz große Überraschung gegeben. Der zweifache Weltmeister Deutschland kam am Donnerstag in Brisbane gegen Südkorea über ein 1:1 nicht hinaus und verpasste als Pool-H-Dritter den Aufstieg. Das war ein historisches Ereignis, war die DFB-Auswahl zuvor doch immer zumindest im Viertelfinale gewesen. Kolumbien sicherte sich trotz eines 0:1 gegen das punktgleiche Marokko Rang eins.
Auf die Kolumbianerinnen wartet am Dienstag (10.00 Uhr) im vorletzten Achtelfinale in Melbourne Jamaika. Die Marokkanerinnen schafften es dank eines Treffers von Anissa Lahmari (45.+4) gleich bei der ersten WM-Teilnahme eines arabischen Teams überhaupt in die K.o.-Phase. Dort wartet Österreichs Nations-League-Gegner Frankreich am Dienstag (13.00) in Adelaide als nächste Hürde.
Die als Titel-Mitfavorit angetretenen Deutschen, die sich wie ihre männlichen Kollegen bei der WM in Katar vor einem halben Jahr mit dem Out nach der Gruppenphase blamierten, sind nicht das erste prominente Vorrunden-Opfer. Zuvor war auch schon für die höher eingeschätzten Teams Brasilien - rund um Star Marta bei ihrer WM-Abschiedsvorstellung - und Kanada das Out gekommen. Auch Italien blieb doch überraschend hängen.
"Es war eine große Verunsicherung zu spüren zum Teil. Am Ende muss man sagen, hat unsere Leistung nicht ausgereicht. Es ist im Endeffekt zu wenig gewesen", resümierte Deutschlands Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg. Die 55-Jährige, die ihr Team bei der EM 2022 ins Finale geführt hatte, hatte erst im April ihren Vertrag bis 2025 verlängert. Nun müsse sie sich der Kritik stellen. Schnelle Konsequenzen zog sie nicht.
Abseitsfalle klappte nicht
Die Deutschen starteten nach dem bitteren 1:2 gegen Kolumbien vor 38.945 Zuschauern verunsichert in die Partie. Nach etwas mehr als zwei Minuten konnte DFB-Torfrau Merle Frohms einen Abschluss von Phair Casey noch via Stange klären. Vier Minuten später spielte der Favorit vergeblich auf Abseits, Cho So-Hyun konnte nach einem Lochpass unbedrängt einschießen. Klara Bühl verabsäumte es zweimal (11., 15.), schnell wieder auszugleichen.
Kurz vor der Pause zappelte der Ball aber doch im Tor. Nach einer Idealflanke köpfelte Alexandra Popp (42.) ein, es war ihr 66. Treffer im Teamdress. Nummer 67 blieb ihr aufgrund einer Abseitsstellung bei einem Kopfball verwehrt (57.), zudem rettete bei einem weiteren Abschluss mit dem Kopf aus sechs Metern die Latte für die Koreanerinnen (60.). Ein echtes Schlussfurioso blieb aus, das Gefährlichste blieben Schüsse von Sydney Lohmann (101., 103.), die nicht den Weg ins Tor fanden. Deshalb durften sich die Asiatinnen mit ihrem ersten Punktgewinn aus dem Turnier verabschieden.
Keine Schützenhilfe von Kolumbien
"Um ehrlich zu sein, ist es noch gar nicht zu begreifen. Ich kann noch gar nicht so ganz verstehen, was hier gerade abgeht", sagte die sichtlich geschockte Popp in einer ersten Reaktion. Dass sie mit vier Toren aktuell die Schützenliste anführt, war kein Trost. "Man hat gesehen, dass es grundsätzlich holprig war von uns über die drei Spiele. Was passiert ist, war nicht unser Anspruch."
Das zuvor makellose Kolumbien leistete für Deutschland keine Schützenhilfe. Der einzige Treffer im Spiel in Perth resultierte nach einem Elfmeter. Nach einem Foul an Ibtissam Jraidi scheiterte zwar Ghizlane Chebbak an der glänzend reagierenden Catalina Perez, dafür reagierte Sakina Ouzraoui am schnellsten und ihr Zuspiel zur Mitte drückte Lahmari in der vierten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte aus kurzer Distanz über die Linie.