Er ist nach dem Ausfall von Kevin de Bruyne der letzte verbliebene Feldspieler der belgischen Fußballnationalmannschaft von Weltklasseformat und gleichzeitig einer der wenigen Überbleibsel der sogenannten "Goldenen Generation". Romelu Lukaku soll es für die "Roten Teufel" am Samstag in der EM-Qualifikation gegen Österreich richten – seine Goalgetter-Qualitäten sind nach wie vor gefürchtet, auch wenn er zuletzt im Champions-League-Finale eine unglückliche Figur abgab.
Der Inter-Stürmer ließ beim 0:1 gegen Manchester City eine Topchance aus und verhinderte zudem unfreiwillig einen Torerfolg seines Teams. Es folgten rassistische Beschimpfungen via Social Media – keine neue Erfahrung für Lukaku. In den vergangenen Jahren wurde er in Italien immer wieder Ziel von Schmähungen aufgrund seiner Hautfarbe, doch der in Antwerpen geborene Sohn von Einwanderern aus der DR Kongo versteht sich zu wehren.
Lukaku schreibt auf seinem Instagram-Account regelmäßig gegen Rassismus an und setzt auch auf dem Rasen Akzente. Im vergangenen April wurde er im Cupfinale von Juventus-Fans aufs Übelste beleidigt – als er in der Nachspielzeit per Elfmeter traf, salutierte Lukaku vor den Juve-Tifosi mit der rechten Hand an der Stirn und legte den Zeigefinger der linken Hand auf die Lippen. Der Schiedsrichter wertete dies als Provokation und stellte den Angreifer mit Gelb-Rot vom Platz. Danach zeigte sich sogar die FIFA alarmiert, und Italiens Verband hob die Sperre für Lukaku auf. "Das zeigt, dass der Willen vorhanden ist, Rassismus zu bekämpfen", sagte der Belgier damals.
Mit rassistischen Anfeindungen in den Stadien muss sich Lukaku erst seit seinem Wechsel von Manchester United zu Inter im Sommer 2019 auseinandersetzen. Davor war er elf Jahre in England engagiert, und dort kam der Rassismus subtiler daher. Lukaku trinkt keinen Alkohol – und wird deshalb in der britischen Yellow Press regelmäßig als "strenggläubiger Muslim" bezeichnet, obwohl er eigentlich praktizierender Katholik ist.
Im Glauben findet Lukaku nach eigenen Angaben ebenso Halt wie in seiner Familie. In schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, war der Belgier beseelt davon, der Armut zu entfliehen. Dies gelang nicht nur dank seines Talents als Fußballer. Lukaku erwarb auch einen Hochschulabschluss in Wirtschaft und Tourismus, außerdem spricht er fünf Sprachen fließend.
Eine Karriere wie eine Berg- und Talfahrt
In sportlicher Hinsicht erlebte Lukaku in der Vergangenheit eine Berg- und Talfahrt. Nach erfolgreichen vier Jahren bei Everton wechselte der Stürmer 2017 um 85 Millionen Euro zu Manchester United. Beim englischen Rekordmeister wurde er aber nicht glücklich, der damalige Coach José Mourinho sparte nicht mit Kritik an seinem Star und ließ immer wieder anklingen, dass Lukaku einige Kilo zu viel auf den Rippen habe.
2019 flüchtete der Belgier zu Inter Mailand, wo es, abgesehen von rassistischen Schmähungen, wie am Schnürchen lief. Lukaku traf am Fließband und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die "Nerazzurri" 2021 erstmals nach elf Jahren wieder Meister wurden.
Danach ließ sich Chelsea die Verpflichtung des wuchtigen Angreifers 115 Millionen Euro kosten, doch bei Trainer Thomas Tuchel fiel Lukaku schnell in Ungnade, weshalb er im vergangenen Sommer wieder an Inter verliehen wurde. Wegen einer Oberschenkelverletzung verpasste er nahezu den gesamten Herbst, im Frühjahr war er meist "Joker" und musste sich hinter Edin Džeko anstellen – so auch im Champions-League-Finale.
Torquote im Nationalteam unerreicht
Aus der Nationalmannschaft ist Lukaku hingegen nach wie vor nicht wegzudenken. Beim 3:0 zum EM-Quali-Auftakt der Belgier im März in Schweden erzielte er alle drei Tore, wenige Tage danach war er auch beim 3:2 in Deutschland einmal erfolgreich. Mit insgesamt 72 Treffern in 106 Länderspielen führt Lukaku die ewige belgische Schützenliste souverän an, der Zweite Eden Hazard folgt mit Respektabstand und 33 Toren.